«Ja, ich würde es nochmal machen»

«Ja, ich würde es nochmal machen»

Maximal drei Legislaturen sind für die Mitglieder des Gemeinderates vorgesehen. Katrin Sedlmayer hat zwölf Jahre als Gemeinderätin hinter sich. Als Vorsteherin der Direktion Planung und Verkehr. Zufrieden mit dem, was war, tritt sie in einen neuen Lebensabschnitt.

Wollte man die persönlichen Erfolge in der Politik messen, würde sich die Anzahl angenommener Vorlagen bei Abstimmungen als Indikator aufdrängen. Die Bilanz von Katrin Sedlmayer ist deutlich: Von 21 Vorlagen aus ihrer Direktion wurden deren 20 angenommen. Im Mannschaftssport heisst das 20:1, also keine Verlängerung. Da wäre einzig die komplette Revision der Ortsplanung. Diese begleitet die Gemeinderätin, die seit 1993 aktiv für die Sozialdemokratische Partei politisiert, während ihrer gesamten Legislatur. Nun ist die Vorlage bereit für die Volksabstimmung, die nicht mehr in ihre Amtszeit fällt. Bei einer Annahme könnte sie also einen weiteren Sieg verbuchen. Politische Erfolge freuen sie, Triumph über andere ist jedoch nicht ihre Sache. Viel zu stark ist sie eine Verfechterin unseres Systems der überpartei­lichen Lösungsfindung. «Dieses ist gerade deshalb so spannend und herausfordernd, weil die Nähe zur Bevölkerung die wichtigste Voraussetzung ist», sagt sie und: «Ich erlebe die Könizer Bevölkerung als sehr engagiert.»

Die Nähe zur Basis
Als Pragmatikerin bezeichnet zu werden, ist aus der Sicht von Katrin Sedlmayer ein gutes Merkmal für eine Politikerin. Denn Politik sei immer auch die Suche nach Kompromissen. «Als Mitglieder des Gemeinderates haben wir die Aufgabe, Sachpolitik im Interesse der Bürgerinnen und Bürger zu betreiben.» Dazu gehöre eine offene, transparente Kommunikation. Die erwähnte Revision der Ortsplanung dient ihr dazu als Paradebeispiel, die Abwicklung eines solchen Grossprojektes sei nur unter Einbezug der Bevölkerung möglich. «Jeder Entscheid», fasst sie ihre wesentlichste Erkenntnis als Gemeinderätin zusammen, «ist ein Gesamtentscheid.» Es erstaunt nicht, dass eine wie Katrin Sedlmayer, die sich schon früh für das menschliche Verhalten interessierte, ein Studium der Psychologie in Angriff nahm. Aber es erstaunt auch nicht, dass eine wie sie, der die Basisarbeit stets am Herzen lag, das Studium nach einem Jahr aufgab. «Das war weit weg von meinen Vorstellungen, weil zu theoretisch.» Hauswirtschaft passte da schon besser zu ihr, befand sie, und bildete sich zur Hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin FH aus. Danach leitete sie im Spital Münsingen die Hauswirtschaft mit 45 Mitarbeitenden. Das gefiel ihr. Denn es war Basisarbeit, wie sie es nennt, und nur machbar mit täglichen, intensiven Kontakten zu den Menschen im Umfeld.

Engagement für die Frauen
In dieser Funktion konnte sie in verschiedenen Bereichen mitbestimmen. Und Spuren hinterlassen? «Ja», sagt sie unumwunden, «wenn sich jemand für eine Sache einsetzt, gehört das dazu.» Als Vorsteherin der Direktion Planung und Verkehr hatte sie zwölf Jahre lang genug Gelegenheiten, ihre Spuren zu hinterlassen. In einem vorwiegend männlich besetzten Umfeld. Ohne Berührungsängste, denn mit dem Selbstverständnis der Frauen und mit Gleichstellungsfragen hat sie sich schon früh auseinandergesetzt. Ihr Engagement führte sie schliesslich ins Präsidium der Beratungsstelle «fraw – frau arbeit weiterbildung». Die Frage, die immer an Frauen gerichtet ist – wie denn Familie und Beruf unter einen Hut gebracht werden können? – lässt sie gar nicht erst aufkommen. Für sie war die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtig und selbstverständlich. «Meine beiden Töchter erlebten immer eine berufstätige Mutter», sagt Katrin Sedlmayer und fügt an: «Der Weg zur Gleichstellung ist harzig und noch nicht zu Ende.» Das tönt aus ihrem Mund nicht wie eine Kampfansage, sondern nach einer Selbstverständlichkeit, diesen Weg weiterzugehen.
Ihr Weg als Gemeinderätin geht zu Ende. Wie sieht der nächste Abschnitt im Leben von Katrin Sedlmayer aus? «In erster Linie freue ich mich, mehr Zeit zu haben. Im kommenden Januar beginne ich mit einem Teilzeitstudium der Alterswissenschaft an der Fachhochschule, ansonsten ist eine Pause von einem halben Jahr angesagt.» Alles andere will sie auf sich zukommen lassen. Ein Rückblick in einem Satz? «Ja, ich würde es nochmal machen.»

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