In den allermeisten Fällen ist die Feuerwehr auch ein Ort der Begegnung. So werden Freundschaften geschlossen und Neuzuzüger finden so am ehesten Anschluss. Die Kameradschaft wird gelebt wie in einem Verein. Man teilt tolle Erlebnisse und es wird nicht das «Ich», sondern das «Wir» hervorgehoben. Nicht nur ein Ernstfall, auch eine Übung verlangt nach Disziplin und Wachsamkeit. Da darf kein Fehler passieren, das ist sich jeder Feuerwehrangehörige bewusst. Doch nach getaner Arbeit wird in gemütlicher und kameradschaftlicher Runde gerne ein Bier getrunken oder mal eine Wurst gebrätelt. Momente und Gefühle, einfach tolle Erlebnisse wie sie sein sollten. «Klar hat das Bier nach der Übung seine Berechtigung. Der gesellschaftliche Teil gehört dazu, und der kittet die Mannschaft zusammen», sagt der Feuerwehrkommandant Markus Hostettler. Aber es werde nie die Menge Alkohol konsumiert wie oft noch angenommen wird. Das könne sich heute niemand mehr leisten.
Ende einer Tradition
An der Jahresschlussübung der Feuerwehr Rüeggisberg lud die Gemeinde im Anschluss als Dankeschön an Stelle von Tagessold zum Mittagessen ein und zahlte den Sold des laufenden Jahresin bar aus. Diese Tradition ging nun zu Ende, da dieses Jahr coronabedingt der Sold per Banküberweisung bezahlt wurde. Der Gemeinderat hat entschieden, dass dies auch in Zukunft so gehandhabt werden soll. Daran gäbe es nicht zu rütteln.
Zu grosse Verantwortung
Eigentlich auch verständlich. Denn an dieser besagten Schlussübung, an der der Kommandant unter anderem seine Informationen und Mitteilungen mitteilte, sowie Beförderungen und Austritte bekannt gab, kam es zur Soldauszahlung. Im legendären gelben Couvert – wie es früher bei den Bauern auch zur Milchauszahlung oder beim Militär als Soldtäschli verwendet wurde – bekamen die Feuerwehrangehörigen ihren Sold für die im vergangenen Jahr besuchten Übungen und geleisteten Arbeitseinsätze ausbezahlt. Die Verantwortung für den Finanzverwalter und Fourier gingen allerdings ins Unermessliche. Diese haben jeweils bis zu einem hohen fünfstelligen Frankenbetrag bei sich gehabt. Mit der eingeführten Banküberweisung können sie diese Verantwortung abgeben. Und das gemeinsame Mittagessen? Diesem steht auch weiterhin nichts im Wege. Das Mittagessen wurde ja bis anhin sowieso vom Sold abgezogen. Allerdings muss sich dann jeder Gedanken darüber machen, mit welchem Budget man zur Übung gehen will. Denn die Zeit, in der bei Knappheit mal eine Note aus dem gelben Couvert gezogen wurde, ist dann vorbei.
Mittagessen «nicht gestorben»
Es ist festzustellen, dass sich die meisten Feuerwehrangehörigen inklusive des Kommandanten mit dieser Neuerung schwertun. Zu sehr würde dieser Abschluss des Feuerwehrjahres in fröhlicher und kameradschaftlicher Runde vermisst. Dieser erste Samstag im November bürgt für eine jahrelange Tradition an dem die Feuerwehrleute sich in freundschaftlicher Runde austauschen konnten. Dessen kulturellen Wert ist sich Markus Hostettler bewusst und er wird alles daransetzen, den Jahresabschluss der Feuerwehr auch ohne Barauszahlung des Soldes in gewohnter Form beizubehalten. Gestorben sei diese Gemeinsamkeit ja nicht. Dem gemeinsamen Mittagessen mit anschliessendem Zusammensitzen steht auch künftig nichts im Wege. Er ist sich bewusst, dass solche kameradschaftlichen Zusammenkünfte der Leistungsbereitschaft und dem Klima in der Feuerwehr nur guttun.
Fritz Bühlmann, sel.