«Businesspark Liebefeld». Ein Begriff, den man sich merken muss, denn hier tut sich was. 14’000 m² Fläche blieben vor zwei Jahren leer, als die Swisscom mit 2000 Mitarbeitenden Köniz verliess. Sie hinterliessen eines der grössten Businessgebäude im Grossraum Bern und rissen ein Steuerloch in die Gemeindekasse. «Das wissen alle und denken deshalb, der Wirtschaft in Köniz gehe es seither nicht gut», meint die Gemeindepräsidentin. Doch der Schein trügt. «Aktuell sind 77 % der Fläche wieder vermietet, wir planen bis zum Frühjahr 2024 vollvermietet zu haben», verrät Roger Rufener, der mit der Firma Tend AG für die Eigentümerin des Gebäudes, die Swisslife, die Immobilienbewirtschaftung durchführt.
Viele Kleine statt ein Grosser
Das Motto lautet dabei: Ein Grosser geht, viele Kleinere kommen. Am Wirtschaftsapéro dürfen die Gäste stellvertretend zwei Mieter besuchen; Nau sowie die Stiftung Sinnovativ. Nach und nach entsteht ein Komplex mit mehreren Firmen, mit Schulanschluss sozusagen. Denn die vier Gymnasien Neufeld, Kirchenfeld, Lerbermatt und Hofwil stossen an ihre Kapazitätsgrenzen, weshalb der Kanton im Businesspark für 21 Schulklassen Schulraum schafft. Ein Gastrobetreiber sei ebenfalls in Reichweite, so Rufener weiter. «Hier war ich noch nie», meinen viele Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter und nicken sich zu. Die Gäste führen mehrheitlich KMUs, langjährige, neue, wachsende, gedeihende, solche im Generationenwechsel, und kaum eine Unternehmung, die daran denkt, Köniz zu verlassen.
Förderung angedacht
«Die Wirtschaft in Köniz lässt sich nicht auf den Weggang der Swisscom reduzieren. Ich bin beeindruckt, wie viele Dienstleistungen und Produkte wir in unserer Gemeinde anbieten können, ich bin stolz auf unseren Wirtschaftsstandort», betont Bauer. Man mag monieren, dass es ja schliesslich schwer sei, wieder einen solch gros-
sen Mieter und Steuerzahler wie die Swisscom zu finden. Man darf aber auch feststellen, dass in der DNA der vielseitigen Gemeinde Köniz eben auch ein vielseitiges Gewerbe vorhanden ist. Eines, das exemplarisch die Bedeutung der KMUs als Rückgrat der Schweiz bestätigt. Doch die Unternehmer sind keine harmonisch glückliche Familie. Der Kanton Bern kennt viele Auflagen, sich widersprechende Ämter und vor allen Dingen die höchsten Unternehmenssteuern des ganzen Landes (auch nach der Steuererleichterung für das Jahr 2024). Deshalb will die Gemeinde Köniz dem heimischen Gewerbe helfen. «Die letzte Wirtschaftsförderungsstrategie in Köniz datiert aus dem Jahre 2011. Sie ist nicht mehr zeitgemäss und wird erneuert. Das machen wir mit euch zusammen», verspricht die Gemeindepräsidentin. Das hören die Unternehmerinnen gerne, doch Wunder sind keine zu erwarten, denn die Schweizer Dreifaltigkeit beinhaltet eben nationale, kantonale und kommunale Auflagen für die Arbeitgebenden. Aber die Freude am reichhaltigen Buffet verbreitet sich dennoch flächendeckend, weil spürbar ist, dass Köniz eine Gemeinde ist, «bei der die Firmen, die bereits hier sind, oberste Priorität geniessen», schliesst Tanja Bauer ihre Ausführungen. Und das gibt den Unternehmenden ein Gefühl des Willkommenseins.
«Downtown Lovelyfield»
Der Businesspark symbolisiert die wirtschaftliche Vielfalt und Liebefeld wird zum Epizentrum der Gemeinde. Mit der angedachten Ausbauetappe «Liebefeld Mitte» schliesst sich der Kreis und Gemeinderat Christian Burren zeigt auf, wie verdichtet bauen, grüne Flächen erhalten sowie Wohnen und Arbeiten hier funktioniert und noch ausgebaut werden soll. Mit dem Businesspark, dem Liebefeldpark und den geplanten Neubauten avanciert der Ortsteil zu einer Art Downtown. Ein Hochaus ist denn auch geplant. Es mag zu einem Schmunzeln anregen, aber ein klein wenig stimmt es schon: Auch Manhatten ist ein Stadtteil mit vielen Arbeitsplätzen, einem Park und einer Zentrumsfunktion. Nur halt ein klein wenig grösser als «Downtown Lovelyfield».
Und das soll auch so bleiben. Denn Könz besteht aus vielen KMUs und einer Gemeinde, die an diesen Unternehmen festhalten will. Wo einst das Klumpenrisiko für Gefahr gesorgt hat, ist nun Platz entstanden, um die KMU-Tradition von Köniz auszubauen und fortzusetzen. Das dürfte alle freuen: Arbeitnehmende, Auszubildende, die Gemeinde und die Bewohnenden mit kurzen Arbeitswegen. Der Wirtschaftsapéro schliesst mit der Erkenntnis: In Köniz will man KMU statt Klumpenrisiko.