Sind Sie hungrig? Dann sollten Sie jetzt besser nicht weiterlesen. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Sie sofort in ein Sandwich von «lunchbag» beissen möchten. Diese punkten mit knusprigem Brot vom regionalen Beck, frischem Gemüse und herzhaftem Käse oder leckerer Salami. Ergänzt werden die Sandwiches mit selbstgemachten Saucen, die in keiner Tube oder keinem Glas zu finden sind. Alle Kreationen werden maximal drei Stunden vor Auslieferung hergestellt, enthalten hauptsächlich regionale Zutaten und keine Zusatzstoffe. Die Rede ist vom Kurierdienst «lunchbag», den Bruno Christen und Oli Weber vor zwei Jahren gegründet haben.
Appetit immer noch gross
Der heute 34-jährige Bruno Christen war zuvor Geschäftsführer beim Thaifood-Kurier, Oli Weber sein Stellvertreter. «Am Anfang standen Erinnerungen an Grossmutters Sandwiches und die Überzeugung, dass kein Sandwich so gut schmeckt wie das selbstgemachte», erzählt der 29-jährige Weber. «So konkretisierte sich beim Feierabend-Bier und thailändischem Essen die Idee, sich mit Broten selbstständig zu machen.»
Am Thunplatz in Bern starteten sie in einem kleinen Hinterzimmer eines Restaurants mit einem Online-Kurierdienst. Bald einmal konnten sie ihre Produkte einmal wöchentlich als Mittagsverpflegung in einem Café in der Länggasse anbieten. Heute beliefern sie das Berner Tradi-
tionshaus «Loeb» und haben ein eigenes Take-Away-Geschäft an der Wabersackerstrasse in Liebefeld. Zur Auswahl stehen elf verschiedene Kreationen, die zwischen neun und dreizehn Franken kosten. Diese heissen «Siebesiech», «Gschmeidig», «Grüenschnabu» oder «Tätschmeister». Letzterer punktet mit Braten und ist gemäss Umfrage das beliebteste Sandwich bei den Männern. Überraschend sei, dass viele Frauen «Dr Äxtravagant» mit Rindstartar bestellten. Der Favorit von Oli Weber ist «Dr Heimlifeiss» mit Paprikasalami und Tomaten-Pesto. Verleidet sind ihnen die Brote (noch) nicht: «Wir essen fast jeden Tag Sandwiches», bekennen sie mit einem Lachen.
Ein eingespieltes Team
Oli Webers Eltern sind Besitzer einer Auto-Garage. Er habe also gewusst, worauf er sich einlasse, erzählt er. Das Wort «selbstständig» enthalte die beiden Wörter «selbst» und «ständig», verweist er auf die langen Arbeitstage. Diese nehmen die beiden aber gerne in Kauf, haben sie sich damit doch einen Traum erfüllt. «Mir schwebte schon immer vor, einmal eine Sandwich-Bar zu eröffnen», sagt Bruno Christen. Natürlich gebe es Neider und Nörgler – «schlussendlich darf man sich aber nicht beirren lassen und muss trotz Schlaufen den eigenen Weg gehen», sind sich die beiden Jungunternehmer einig, die betonen, dass sie sich ideal ergänzen. «Einer ist der Macher, der andere der Denker», schmunzeln sie. Als BWL-Absolvent ist Weber fürs Organisatorische sowie für Rechnungen und das Budget verantwortlich, sein Partner fürs Handwerkliche.
Man kennt sich
«Als Selbstständige sind wir in der privilegierten Lage, die Lieferanten selbst auszuwählen», hebt Oli Weber hervor. Der Honig kommt aus Oberbottigen, das Brot aus Bümpliz und das Gemüse vom Märit auf dem Berner Bundesplatz. Regionale Produkte werden bevorzugt. So sucht man bei «lunchbag» vergeblich nach Humus, Avocado oder Ananas. Um die Lieferkosten gering zu halten, wird jeden Mittag nur ein Gebiet beliefert. Dafür existiert keine Mindestbestellmenge. Ausgefahren werden die Bestellungen in zwei Touren, die bis 10 oder 12.30 Uhr beim Kunden sind. Nebst Sandwiches gibt es im Winter hausgemachte Suppen. Auch dort gilt ihr Credo: «Jeden Tag frisch, ohne Zusatzstoffe und mit regionalen Zutaten.»