«Wir verkaufen mehr als ein Billett ‹Schwarzwasserbrücke retour›», fasst Beat Steuri zusammen. Der 62-Jährige leitet das BLS-Reisezentrum in Köniz seit 23 Jahren. Bis 2002 noch als Bahnhofvorstand. Im Laufe wurden aus den Bahnhofstationen Verkaufsstellen und zunehmend auch Beratungsstellen.
Vielseitigkeit ist Vergangenheit
Beat Steuri machte in den 70er-Jahren eine Lehre als Bahnbetriebsdisponent. «Mich hat die Vielseitigkeit des Berufes fasziniert.» Ein Mix aus Güterabfertigung, Zugverkehrsleitung, Rangierdienst und Billettverkauf. Früher habe man die Lokführer noch gekannt und beim Zughalt auch mal einen kurzen Schwatz gepflegt. Seit 2002 sind die
Sicherungsanlagen ferngesteuert und die vorbeirauschenden Züge den Angestellten im Bahnhofshäuschen kaum einen Blick wert. Es ist deutlich spürbar, dass Beat Steuri diesen Wandel bedauert. Er vermisst die Vielseitigkeit, die diesen Beruf so interessant machte, räumt aber ein, dass diese Neuerungen nicht überraschend kamen und man überall Veränderungen hinnehmen müsse.
Komplexe Angebote
«Früher war der Billettverkauf deutlich einfacher und konnte schnell zwischen zwei Zugabfertigungen erledigt werden», erinnert er sich. Heute würden der Verkauf und die Beratung die sieben Angestellten im Reisezentrum vollständig beanspruchen. Über «Libero», Zonen- und Kombi-Billett sowie Cityticket, Apps, diverse Reiseangebote und vieles mehr muss die Person hinter dem Schalter sachkundig Auskunft geben. «Viele Verkäufe werden direkt im Internet getätigt», ist sich der Reisezentrumsleiter bewusst. «Aber für viele Kunden ist es trotzdem nicht einfach, dort das richtige Ticket zu lösen.» Genau da kommen die Fachleute zum Einsatz. Dies sei die Stossrichtung der BLS, die draussen vertreten und nahe beim Kunden sein will. «Im Gegensatz zur SBB, die ihre Reisebüros geschlossen hat», bemerkt Beat Steuri. Der Kunde und die Kundin seien heute durch das Internet besser informiert und dadurch anspruchsvoller. «Wir sehen das als Herausforderung und freuen uns, dass unsere Dienstleistung sehr geschätzt wird.» Eine Schliessung stehe denn auch auf keinen Fall zur Diskussion.
Als Spezialisten sehen sich die BLS Reisezentren mit ihrem Angebot der Fern-, Flug- und Schiffsreisen. «Wir arbeiten mit «Globotrain» und «Globo-
ship» zusammen und bieten neu auch begleitete Reisen an.» Der Trend geht also immer mehr in Richtung Beratung. Die Schalterangestellten seien auch keine Bahnbetriebsdisponenten mehr, sondern hätten eine spezialisierte KV-Lehre gemacht.
Zeit für eigene Familie
Nach 45 Jahren bei der BLS geht Beat Steuri kommenden September in Pension. «Ich fühlte mich immer sehr wohl bei der BLS.» Mit seinen 3000 Angestellten sei es bei der BLS im Verhältnis zur SBB mit den rund 30’000 Mitarbeitenden immer etwas familiärer und übersichtlicher gewesen.
Der dreifache Vater und siebenfache Grossvater freut sich auf ein ruhigeres Leben. «Ich habe keine festen Pläne oder Verpflichtungen, sondern will einfach mal erleben, wie es ist, nicht täglich arbeiten zu gehen.» Mit Haus, Garten und Grosskinder hüten ist bereits einiges an Struktur vorgegeben und: «Nein, ich habe keine Modelleisenbahn», schmunzelt er.