Badesachen, Sonnenbrille und den neusten Krimi, den dicken Historienroman oder den packenden Politthriller eingepackt: Ferienzeit ist Lesezeit. Doch oft sind genau dann die Bibliotheken geschlossen und die Vision des entspannten Strandtags mit frischer Lektüre zerplatzt. Pünktlich zum Ferienbeginn lancierten die Bibliotheken in Wünnewil, Düdingen und Schmitten ein neues Konzept: Lesebegeisterte ab 18 Jahren erhalten mit der entsprechenden Karte und einer kurzen Einführung in die Regeln und das Ausleihsystem Zugang zum jeweiligen Medienbestand. Während 112 Stunden pro Woche werden die Bibliotheken neu zugänglich sein, davon je nach Standort zwischen 9 und 16,5 Stunden bedient.
Das angepasste Angebot soll sich auch an Familien richten, erklärt Margrit Perler, Gemeinderätin Wünnewil-Flamatt. Sie ist Mitinitiantin des Projekts und arbeitet zusammen mit den drei Bibliotheksleiterinnen und einer kantonalen Bibliotheksverantwortlichen seit eineinhalb Jahren an der Umsetzung der offenen Bibliotheken. «Die Lebensgewohnheiten haben sich geändert, da kann man mit neuen Ideen etwas entgegenwirken», erklärt sie den Grundgedanken. «Für mich ist das Wichtigste, die Dienstleistung für die Kundinnen und Kunden zu erweitern.» Zum ersten Mal mit offenen Bibliotheken in Kontakt kam Margrit Perler während Ferien in Dänemark. Acht Jahre ist das nun her, aber der Gedanke blieb hängen: «Das wär’s!» In der Schweiz ist die Idee noch wenig umgesetzt, gewinnt aber immer mehr an Bedeutung. Beim Besuch der Bibliothek Grosshöchstetten im 2021 konnten sich die Bibliothekarinnen die dortige Umsetzung anschauen – der Funke sprang über.
Denn so ganz ohne ist die Realisierung einer solchen Idee nicht. Bedenken rund um Sicherheit, Sachbeschädigung und Diebstahl kamen insbesondere auf politischer Ebene immer wieder auf den Tisch. Bei den Bibliothekarinnen war die Sorge um Ordnung am grössten. «Eine solche Idee in politischen Gremien beliebt zu machen, ist herausfordernd», weiss Margrit Perler, nachdem der Prozess endlich abgeschlossen ist. «Es braucht Herzblut, Durchhaltewille und Ausdauer!» Trotzdem war die Realisierung innerhalb von nur eineinhalb Jahren eine verhältnismässig rasche Angelegenheit. In der gesamten Zeitspanne jonglierten die Mitglieder der Arbeitsgruppe die Fristen und Vorgaben der betroffenen Gemeinden, reichten Gesuche ein und dachten an alle möglichen administrativen Schritte. So nahm das Projekt beinahe reibungslos den Weg durch Gemeinderäte, Finanzkommissionen und Gemeinde- und Generalratsversammlungen. Die wenigen Bedenken, die im Raum standen, konnte die Arbeitsgruppe mit Vertretenden der drei Bibliotheken und des Kantons Freiburg nun alle auflösen. Margrit Perler ist überzeugt: «Die Bibliotheken gehören den Bürgerinnen und Bürgern, sie sollen Zugang haben. Auch ist der Gedanke des Teilens letztens wieder aufgekommen. Die Bibliothek soll ein dritter Ort sein, zwischen Zuhause und Arbeitsplatz soll es einen Ort geben, an dem man ohne Konsumationspflicht sich aufhalten kann.» Die Bibliothek als Begegnungsort. Man dürfe den Menschen ruhig etwas zutrauen und sie selber denken lassen. Nebst dem elektronischen Zutrittssystem wird auch auf soziale Kontrolle gezählt. Dass es nun klappt, freut die engagierten Bibliothekarinnen nun sehr.
Auch die Leiterin der Bibliotheken Wünnewil-Flamatt, Christine Python, freut sich über das neue Angebot. Auch wenn die Einarbeitung und Umsetzung nicht einfach war für sie und ihre Kolleginnen. «Die letzten sechs Monate waren happig», meint sie rückblickend, «und hier in Wünnewil wurde etwa das Zugangssystem zur Tür auf den letzten Drücker installiert.» Ihren Alltag als Bibliothekarin werde das neue System nicht gross verändern, schliesslich gibt es nebst den offenen Stunden nach wie vor bediente Öffnungszeiten. «Uns wird es weiterhin geben», lacht sie, «um den Leuten Tipps zu geben und zu beraten, Bücher zu versorgen und aufzuräumen und den Bestand zu pflegen.» Gerade für die letzte Aufgabe gebe es nun wohl mehr Zeit. Pro Jahr wird 10 % des Bestandes ersetzt, Aktualität ist für eine Bibliothek zentral, um attraktiv zu bleiben. Bereits vor dem offiziellen Start – die neuen Öffnungszeiten und Zugangsregelungen gelten seit dem 1. Juli – nahmen sich die Bibliothekarinnen Zeit, Kundinnen und Kunden in das neue System einzuführen und mit der Idee der Open Library vertraut zu machen. Die Neuerungen scheinen bislang in der lesenden Bevölkerung gut anzukommen, OpenLibrary-Karten werden fleissig beantragt. Eine solche Karte ermöglicht den Zugang ausserhalb der bedienten Öffnungszeiten und wird nach einer Einführung durch das Personal und der Unterschrift unter einer Einverständniserklärung abgegeben. Zeitgleich mit der Open Library wurde auch gleich das Ausleihsystem modernisiert. Mit neuer Selbstverbuchungsmaschine, nutzungsfreundlicher Aufmachung und weiterhin herzlicher Beratung durch die Bibliothekarinnen sind die Bibliotheken für die Zukunft gewappnet. Dem Lesevergnügen steht nun nichts mehr im Weg.
Weitere Infos zu den neuen Öffnungszeiten und den Nutzungsbedingungen sind online auf der Webseite der jeweiligen Gemeinde zu finden. Unter www.winmedio.net können die Bestände auch online durchstöbert werden.