«Lose, luege und irgendwo loufe»

«Lose, luege und irgendwo loufe»

Eltern sorgen sich wegen des Verkehrs beim Schulhaus Ried um ihre Kinder. Gemeinderat Christian Burren kennt das Problem nur allzu gut. In 30er-Zonen sind Fussgängerstreifen in der Regel nicht erlaubt. Und das ist mancherorts bedenklich. Auch bei der langgezogenen Kurve, die den Verkehr um das Schulhaus Ried führt? Der Elternrat sieht es so und schlägt Alarm.

Zu beneiden ist Burren nicht. Nachdem das Fehlen eines Fussgängerstreifens bei der 30er-Zone in Wabern neben dem Schulhaus Zündhölzli schon bis ins Parlament vordrang, gab die Gemeinde eine Studie in Auftrag. Minutiös hat diese die Gefahrenherde aufgelistet. Burren hat sofort reagiert. An 13 Stellen sollen Massnahmen in der 30er-Zone bei Zugängen zu Schulen, Heimen, Spielplätzen usw. realisiert werden, davon in einem Fall ein Fussgängerstreifen. Der Sicherheit zuliebe. Nicht aber beim Schulhaus Ried, da hier der Expertenbericht kein Sicherheitsdefizit festgestellt hat.

Grosse Gefährte

Kaum ist der Spatenstich feierlich erfolgt, fahren die Lastwagen auf. Das nächste Feld im Papillon-Quartier wird bebaut. Lastwagen und Busse umkurven im Einbahnverkehr regelmässig das Schulhaus und müssen auf der Hut sein, wenn die Kinder vor Freude hüpfend nach Schulschluss aus dem Gebäude kommen und die Strasse queren. Irgendwo. Der Elternrat steht an dieser Kurve und zeigt das Problem. Es dauert keine zwei Minuten, da fährt eine dunkle Limousine mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit um die Kurve. Zum Glück ist die Schule schon aus. Auch der Busfahrer beschleunigt sportlich und die Sorgenfalten auf den Gesichtern der Eltern vertiefen sich. Genauso jene von Gemeinderat Burren. Denn obwohl die Studie hier keine Sicherheitsprobleme erkennt, hat er auf die Sorgen der Eltern reagiert. Er hat eine sichtbare Geschwindigkeitsmessung (VisiSpeed) aufgestellt, und für den Baustellenverkehr gilt Tempo 20. «Das klappt ganz gut», bestätigen die drei Personen aus dem Elternrat.

Kaum Übertretungen

Bei den Autos, die zu schnell vorbeifahren, zeigen die Messungen der Gemeinde ein typisches Bild. «85 % fahren mit maximal 35 km/h», sagt der Gemeinderat. Hat die sichtbare Messung das Verhalten der Lenkerinnen und Lenker gedrosselt? Vorübergehend sicherlich, ja. Doch damit kehren die Sorgen der Eltern wieder zurück. «Und es wird ja noch mehr gebaut, es kommen mehr Leute, mehr Lastwagen, die Strasse vor der Schule wird also immer heikler», heisst es seitens des Elternrats. Das sieht und versteht Burren. Es wird einen Austausch zwischen der Gemeinde, Schule und dem Elternrat geben. Die Sachlage wird nochmals analysiert, ausgehend von den Empfehlungen der Studie. Dass ein Fussgängerstreifen hier für die Kinder eine Orientierungshilfe sein könnte und für die Lenker ein Ort der erhöhten Vorsicht und verringerten Geschwindkeit, ist für die Kantonspolizei Bern wahrscheinlich. Auf Anfrage sagt sie: «Die Kantonspolizei Bern regt an, einen Fussgängerstreifen anzubringen, insbesondere, um eine für alle klarere Vortrittsregelung zu schaffen.»

Wenig Spielraum

Doch für die Gemeinde bleibt es schwierig. Sie müsste einen Fussgängerstreifen in einer Tempo-30-Zone durch den Kanton genehmigen lassen und Zusatzkosten in Kauf nehmen. «Wir haben schon einiges verbessern können und im Rahmen des Möglichen versucht, unseren Beitrag zu leisten, zum Beispiel bezüglich des Baustellenverkehrs», sagt Burren. Aus Sicht des Elternrats reicht das aber nicht. Sie fordern rasches Handeln. Einige Eltern liessen sich sogar dazu verleiten, in einer Nacht- und Nebel-Aktion einen Fussgängerstreifen auf die Stras-
se aufzumalen. Streng genommen eine Straftat. Der Elternrat distanziert sich klar von dieser Aktion. «Wir mussten das Behelfswerk rasch entfernen, sehen aber von weiteren Massnahmen ab», zeigt sich Burren indes verständnisvoll. Denn sichere Schulwege liegen ihm genauso am Herzen wie dem Elternrat. Weil sich in der Zwischenzeit tatsächlich ein kleinerer Unfall ereignet hat, kochen die Emo-
tionen hoch. Während der Elternrat sachlich in der Kommunikation bleibt, zeugen einige Mails, die von privat an die Gemeinde gelangt sind, von wenig Respekt und entbehren der Sachlichkeit. Doch Burren und seine Abteilung lassen sich nicht provozieren, viel mehr konzen-
trieren sie sich auf einen gemeinsamen Lösungsweg.

Inzwischen fahren noch viele Fahrzeuge, Lastwagen und Busse entlang dieser unübersichtlichen Kurve vor dem Schulhaus. Und die Situation bleibt in etwa so, wie wenn man das «Sprüchli» vom Fussgängerstreifen wie folgt anpassen würde: «Lose, luege, irgendwo loufe.»

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