In der Schweiz werden jährlich etwa 4600 Kinder zu früh, also vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche, geboren. Der jüngste Sohn von Nadine Blatter kam nicht zu früh, aber dennoch winzig klein zur Welt. «Es war fast unmöglich geeignete Säuglingskleidung zu finden. In Deutschland stiess ich auf einen Verein, der selbstgemachte, bunte Kleidung ab Grösse 32 an betroffene Eltern abgibt», erzählt die 37-Jährige. Von der Notwendigkeit überzeugt gründete sie am 14. Oktober 2018 einen eigenen schweizweit agierenden Verein «Vo härzä für Frühchen und Stärnechind». Den Eltern von Sternenkindern – Kinder, die tot auf die Welt kommen oder Verluste ab der 12. Schwangerschaftswoche – bietet er ein klein wenig Unterstützung in der schweren Zeit. Angemessene Kleidung oder Einschlagdecken ermöglichen eine würdevolle Bestattung. Für Frühchen nähen, basteln, stricken und häkeln freiwillige Helferinnen liebevoll und mit Herzblut Anziehsachen und bieten damit ein kleines bisschen Normalität in der schweren Zeit des Bangens und Hoffens.
Zusammenarbeit mit Spitälern
Mit der industriellen Herstellung von Mini-Babykleidung lässt sich absolut nichts verdienen, darum existiert auch kein Markt dafür. Auf den Neonatologie-Abteilungen der Spitäler steht für die kleinen Wesen nichts Brauchbares zur Verfügung. Den Spitälern entstünden eigentlich keine Mehrkosten, trotzdem brauche es viel Geduld und Aufklärungsarbeit, weil die Liste an Vorschriften und Auflagen mancherorts ziemlich lang sei, wie Blatter erklärt. Der Verein versucht die Anforderungen zu erfüllen und fertigt sogar spezielle Schnittmuster selber an. In einigen Krankenhäusern, beispielsweise im Frauenspital der Inselgruppe in Bern oder im Unispital Zürich, werden betroffene Eltern auf den Verein hingewiesen oder Flyer liegen auf.
Gemeinsame Sache
Patrick Schwab organisiert nicht zum ersten Mal einen Spendenmarsch. Des Öfteren war er vor allem in Deutschland mit dabei und sammelte Geld für Krebskranke, durch Brände verletzte Kinder oder für sonstige wohltätige Zwecke. 2018 marschierte er mit 3 Kollegen in voller Feuerwehrmontur für «Jeder Rappen zählt» von seinem Wohnort Gurmels nach Luzern. Stolze 7000 Franken konnten sie am Ende der 31-stündigen Tortur den Organisatoren überreichen. Der 42-Jährige ist Vater eines Sternenkinds und weiss, dass eine solche Erfahrung nicht spurlos an einem vorübergeht. Mit Nadine Blatter und ihrem Verein kam er vor zirka 2 Jahren in Kontakt. «Da ich im Nähen und Stricken nicht sonderlich talentiert bin, aber trotzdem die gute Sache unterstützen möchte und der Verein seinen Hauptsitz in Schmitten hat, kam mir die Idee mit dem Spendenmarsch im Sensebezirk», meint er schmunzelnd. Sämtliche Feuerwehren in der Region werden angeschrieben, mitzumachen oder auf der 40km langen Route verschiedene Aktionen auf die Beine zu stellen. Selbstverständlich sind auch andere Klubs oder Privatpersonen herzlich eingeladen, sich anzuschliessen; gerne auch in anderen Uniformen oder Trikots.
Für ein Lächeln und ein Dankeschön
Den beiden Initianten geht es vor allem auch darum, Aufmerksamkeit zu erregen. «Die Eltern sollen wissen, dass es uns gibt. Wir bieten unsere Dienste gratis an; die Betroffenen übernehmen lediglich die Kosten für Porto und Versand. Derzeit helfen etwa 30 Personen im Verein mit, der sich durch deren Mitgliederbeiträge und Spenden finanziert. Nebst Bargeld und Briefmarken sind auch Näh- und Strickutensilien, Wolle und Stoffe herzlich willkommen», erklärt die Dreifach-Mama. Besonders glücklich wäre sie, wenn sich in der Region ein Lagerraum – vielleicht sogar mietfrei – für die fertigen Kleidungsstücke finden liesse. Für beide bedeutet das Projekt eine Verbindung aus Empathie und Leidenschaft für Hobby und Beruf. Nebst der Kinderbetreuung und einer Teilzeitstelle in einem Altenheim arbeitet Nadine Blatter bis zu 4 Stunden pro Tag für den Verein. Patrick Schwab ist Feuerwehrmann aus Leidenschaft und arbeitet als Servicetechniker in einem international führenden Unternehmen im Bereich Medizin- und Sicherheitstechnik. Beide sind äusserst engagiert und finden es schön, helfen zu können. «Mit wenig können wir viel bewirken und die Dankbarkeit, die uns entgegengebracht wird, ist so berührend.»