Mit einer Unterschriftensammlung gegen den drohenden, kantonalen «Schreibtischentscheid»

Mit einer Unterschriftensammlung gegen den drohenden, kantonalen «Schreibtischentscheid»

Für einmal sind Parkplätze gefragt und nötig. Deshalb lancierte die IG Sensegraben eine Volkspetition. Mit diesen sollen die Parkplätze an der Sense im Sodbach und bei der Ruchmühle gerettet werden.

Sommer für Sommer dasselbe Bild im Sensegraben. Bei schönem Wetter wird das Naherholungsgebiet von Menschen förmlich überrollt. Bis zu 300 Autos werden bei den befestigten Parkplätzen beim Sodbach und bei der Ruchmühle gezählt. Doch damit könnte bald Schluss sein. Besitzerin des Landes ist die «armasuisse Immoblien». Und diese will das Land mit den befestigten Parkplätzen verkaufen – an den Kanton. Dieser wird das Land revitalisieren müssen. Denn die heutige Parkplatzsituation ist eigentlich nicht bewilligt und wäre nicht bewilligungsfähig, wie die verantwortlichen Behörden vom Amt für Landwirtschaft und Natur (Lanat) gegenüber Medien ausführten. Das Gebiet von Sense und Schwarzwasser ist nämlich ein Naturschutzgebiet – ein Auengebiet von nationaler Bedeutung. Das heisst, dass der grösste Teil der von der Schweizer Armee zu Schiesszwecken eingerichteten befestigten Parkplätze gemäss Bundesgesetz aufgehoben werden müsste.

Kantonsübergreifend dagegen
Dagegen hat sich kantonsübergreifend Widerstand formiert – ein massiver. Die Bevölkerung beidseits der Sense wehrt sich gegen dieses für sie unverständliche Vorhaben. Sie findet sogar auf politischer Ebene Gehör, denn die Behörden Schwarzenburg, St. Antoni, Heitenried sowie andere Gemeinden können mit den Plänen des Lanat ebenfalls nichts anfangen. Jetzt wurde sogar eine Interessengemeinschaft gegründet, die sich für den langfristigen Erhalt der Parkplätze und das Naherholungsgebiet einsetzt. Diese lancierte Mitte Oktober eine entsprechende Volkspetition.

Petition an den Regierungsrat
Die Petitionäre fordern darin, auf die Pläne zur Revitalisierung des Gebietes und die Aufhebung der Parkplätze zu verzichten. «Die heutige Situation hat sich über Jahrzehnte bewährt», schreiben sie.
«Wir sind froh, dass es den Naturschutz gibt», sagte Andreas Kehrli, der als Privatperson Mitglied der IG, gleichzeitig aber auch Gemeinderat von Schwarzenburg ist. Allerdings hat Naturschutz auch seine Grenzen, findet er. «Er soll sich nicht gegen die Menschen richten». Die Parkplätze im Sensegraben werden rege benutzt und sind Ausgangspunkt für Badegäste und Naturgeniesser. Erst kürzlich sei die Sense als «Gewässerperle» ausgezeichnet worden. «So, wie sie heute ist, also mit der bestehenden Parkplatzsituation», führte Kehrli aus. «Dies wohl nicht zuletzt wegen der bestehenden Parkplatzsituation im Sensegraben.» Mit dieser würden nämlich die Besucherströme gelenkt und ein unerwünschtes Parkierchaos verhindert. Werden die bestehenden Parkplätze nun grösstenteils aufgehoben, dann würde die heutige Ordnung verloren gehen, dem unerwünschten Parkierchaos Tür und Tor geöffnet. Denn ob mit oder ohne bestehende Parkplätze: «Die Menschen wollen ihre Freizeit bei schönem Wetter weiterhin an der Sense verbringen können.» Gleiches gilt für die Sauberkeit, so Kehrli weiter. Mit den vorhandenen WC- und Entsorgungsanlagen sei auch dafür gesorgt, dass im Naturschutzgebiet wenig Kehricht liegen bleibt. Diese müssten aber, sofern das Lanat seine Pläne durchsetzt, zurückgebaut werden. Ob neue erstellt werden können, steht noch in den Sternen. Sicher braucht es dafür neue Bewilligungen.

Unverständlich und unüberlegt
Ernst Leiser, Gemeindepräsident von St. Antoni, kann dem Vorhaben des Kantons wenig abgewinnen: «Es ist für mich unverständlich und auch unüberlegt», kritisiert er. Aus seiner Sicht ist mit der Aufhebung der bestehenden Parkplätze nicht nur ein Parkierchaos vorprogrammiert, sondern es werde auch die Unfallgefahr massiv erhöht. «Es sind viele Eltern mit ihren Kindern im Sensegraben», erklärte er. Und schliesslich müssten die Gemeindebehörden einschreiten, um Schlimmeres zu verhindern. «Wir müssten wohl zum Rechten schauen und dem wilden Parkieren mit dem Verteilen von Bussen entgegenwirken. Und es könne ja nicht sein, dass die Gemeindebehörden beidseits des Sensegrabens am Schluss die Konsequenzen aus dem Handeln des Kantons tragen müssten.

Ein Paradies für Kinder
Walter Wenger hat bereits seine Kindheit an der Sense verbracht und kann den «Schreibtischentscheid» der Kantonsbehörden nicht nachvollziehen. Er setzt sich ebenfalls für den Erhalt des bestehenden Parkplatzangebotes ein. Alles andere wäre aus seiner Sicht gefährlich. Das bestätigt auch Oliver Berchtold. Er wohnt seit 2012 in Schwarzenburg und hat die Vorzüge des Sensegrabens für die Freizeitgestaltung mit seiner Familie schätzen gelernt. «Es ist ein richtiges Paradies für Kinder. Sie können sich dort austoben und die Natur entdecken», schwärmt er. Mit der Aufhebung der Parkplätze könne es gerade für Kinder gefährlich werden im Sensegraben.
Die Natur geniessen ist das eine. Dazu schauen das andere.
Diese Aufgabe scheut die Bevölkerung der Gemeinden am Sensegraben allerdings nicht. Am 21. Oktober fand nämlich die «Sod­bachputzete» statt. Zahlreiche Freiwillige machten mit, um die stark frequentierten Gebiete des Sensegrabens von Unrat zu befreien. «In der Regel finden wir nicht sehr viel Liegengebliebenes von Ausflügern», bilanzierte Bruno Grossrieder, Gemeinderat aus Heitenried. Aber die Aktion zeige eben auch, wie sehr der Sensegraben der Bevölkerung am Herzen liegt.
22’000 Unterschriften oder mehr
Bis Ende Jahr hofft die Interessengemeinschaft möglichst viele Unterschriften sammeln zu können. «Unser Ziel sind 22’000 oder mehr Unterschriften», sagte Andreas Kehrli. Im Januar 2018 soll die Petition dann den kantonalen Behörden übergeben werden. Und damit hoffentlich bewirken, dass die Parkplatzsituation so bleibt wie sie ist, und die Menschen aus Nah und Fern die Natur im Sensegraben in geordneten Bahnen weiter geniessen können.

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