Nicht mehr nur in eine Richtung

Nicht mehr nur in eine Richtung

Der Regierungsrat hat nach dem Bund ebenfalls einen Kredit für die Planungs- und Projektierungskosten zur Tramverlängerung nach Kleinwabern genehmigt. Neben der IG Verkehr Köniz macht sich auf politischer Ebene die Mitte-Fraktion im Könizer Parlament stark für die Zweirichtungstrams.

«Für die Planungs- und Projektierungskosten der Tramverlängerung nach Kleinwabern hat der Regierungsrat des Kantons Bern einen Kredit von 2,78 Millionen Franken bewilligt», teilte die Staatskanzlei Ende August mit. Knapp 2 Wochen vorher wurde die Interpellation «Einsatz von Zweirichtungsfahrzeugen auf der Tramlinie 9» im Könizer Parlament behandelt. Die Mitte-Fraktion wollte in der Anfrage vom Gemeinderat wissen, wie der Stand der Planung ist und inwieweit Zweirichtungsfahrzeuge auf der Tramlinie 9 eingesetzt werden könnten.

Interpellant Casimir von Arx zeigt sich von der Antwort des Gemeinderates nur teilweise befriedigt. Zwar attestiert er, dass die Exekutive nützliche Informationen für weitere Diskussionen geliefert habe. So etwa zum Zuwachs der Tramflotte. Diese dürfte sich in den nächsten 20 Jahren von heute 57 auf rund 90 Fahrzeuge vergrössern. «Das zeigt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um darüber zu sprechen, ob generell Zweirichtungstrams eingesetzt werden sollen.» Heute sind 9 von 57 Trams Zweirichtungsfahrzeuge, bald werden es 20 sein – ein Schritt in die richtige Richtung», findet von Arx. Allerdings müssten durch die neuen bzw. erweiterten Achsen nach Ostermundigen und Kleinwabern bald weitere Fahrzeuge bestellt werden. «Wenn man ab jetzt konsequent auf Zweirichtungsfahrzeuge setzt, kann man in Bern in absehbarer Zeit den Wechsel hin zu einem Zweirichtungssystem schaffen», ist der GLP-Politiker überzeugt.

Als störend und aus seiner Sicht in einer parlamentarischen Antwort problematisch findet er die Aussagen des Gemeinderates, wonach Einrichtungstrams gegenüber Zweirichtungsfahrzeugen 15 bis 20% mehr Sitzplätze hätten. «Die Angabe ist zwar korrekt. Man schliesst aber daraus, dass Zweirichtungstrams wesentlich weniger Kapazität haben als Einrichtungstrams.» Dabei bezieht sich diese Aussage eben nur auf die Anzahl Sitzplätze, nicht aber auf die Gesamtplatzzahl inklusive Stehplätze. Denn dann sieht gemäss von Arx die Situation anders aus: «Die Gesamtkapazität ist bei beiden Tramtypen nämlich etwa gleich.»

«Mit dem Entscheid der Gemeinde Köniz und dem Mitfinanzierungsentscheid des Bundes besteht ein klarer politischer Auftrag, das Projekt gemäss Volksbeschluss umzusetzen.» Diese Antwort stösst Casimir von Arx ebenfalls sauer auf: «Aus dieser Formulierung kann man schlies­sen, dass der Bund seine Mit­finanzierung von Einrichtungsfahrzeugen und dem Bau von Wendeschlaufen auf der erweiterten Linie 9 abhängig macht.» Das sei aber nicht der Fall, wie Abklärungen ergeben hätten. Die Bundesgelder seien bei einer guten Projektänderung nicht gefährdet, macht der GLP-Politiker klar.

Die Mitte-Fraktion, die Grünen und Ruedi Lüthi (SP) haben mittlerweile eine dringliche Motion eingereicht. «In dieser wird der Gemeinderat aufgefordert, sich für Zweirichtungstrams und gegen Wendeschlaufen einzusetzen», so Casimir von Arx weiter. Er weiss allerdings auch, dass Köniz nicht vorschreiben kann, welche Verkehrsmittel eingesetzt werden. Das liegt im Zuständigkeitsbereich des Kantons.

Deshalb befasst sich nun ebenfalls der Grosse Rat damit. Im Kantonsparlament wurde eine Motion eingereicht, die gemäss Casimir von Arx den Anstoss für «eine breite und echte Debatte» über Zweirichtungsfahrzeuge und Wen­deschlaufen sein wird sowie einen verbindlichen Entscheid des Gros­sen Rates ermöglichen soll.

Die Interessengemeinschaft Verkehr Köniz ist froh um die Schützenhilfe aus Parlamentarierkreisen. Sie war im Kampf gegen die geplante Tramlinie 10 von Ostermundigen nach Köniz erfolgreich, sprach sich aber schon vor der Abstimmung 2014 klar für die Verlängerung der Tramlinie 9 aus. Das bleibt weiterhin so, wie die IG Verkehr in einer Stellungnahme mitteilt. «Uns geht es darum, dass die Fahrzeugstrategie von Bernmobil überdacht wird», erklärt Präsident Thomas Schneiter. Dies hat seinen Grund: «Alle unsere Abklärungen haben ergeben, dass der Einsatz von Zweirichtungstrams durchaus Vorteile bringen kann.» Dies vor allem bei Verkehrsstörungen und Unterbrüchen auf den Tramlinien. Aber auch mit Blick auf den Landverbrauch in den Kernzonen. «Selbst Bernmobil erkennt die Tatsache an, dass Wendeschlaufen kaum mehr realisierbar sind», so der IGVK-Präsident. Im Fall der Tramverlängerung nach Kleinwabern werde mit dem Balsigergut ein archäologisch wichtiges Gebiet und vor allem Kulturland unwiederbringlich zerstört, ist Schneiter überzeugt. «Alleine deshalb sollte der Gemeinderat von Köniz Hand bieten und die Fahrzeugstrategie ernsthaft hinterfragen.»

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