Morgens um fünf aufstehen, dann bis in die Nacht arbeiten: Für Jungunternehmer Gilgian Weishaupt ist dies seit drei Jahren Alltag – auch an den Wochenenden arbeitet er meistens. Weishaupt entschied sich gegen das sichere Einkommen als Detailhandelsfachangestellter im Bereich Gartenbaustoffe und wählte das Herzblut. Und dieses gilt den Pilzen, genauer den Wildpilzen. Seit er klein war, sammelte er in den Schweizer Wäldern Speisepilze und kannte schon bald manch Pilzgeheimnis. Und sein Interesse am Thema nahm nicht ab, er informiert sich ständig weiter. Das ist auch nötig, denn noch schreibt er mit seinem Start-up keinen Gewinn: «Seit 2019 verdreifacht sich der Umsatz jedes Jahr», so der Mitzwanziger. Damit sein Traum wahr wird, unternimmt der ehemalige Detailhandelsangestellte einiges. Mit ihm im Team arbeiten mehrere Menschen in der Produktion sowie im Marketing. Auch vier Marktfahrer sind Teil des Start-ups. Zudem helfen die Mutter und der Bruder tatkräftig mit, damit das Unternehmen zum Fliegen kommt.
Kundschaft schätzt die Produkte
Und die Signale sind positiv. Momentan bereitet das Team um Weishaupt erstmals eine Bestellung von 2500 Packungen mit einer Zuchtpilzmischung vor, Abnehmer ist ein Schweizer Detailhändler. Das der Produzent dabei auf Zuchtpilze ausweichen muss, kommt daher, dass er die Lieferung einer solchen Menge Wildpilze unter dem Label «Aus der Region» nicht garantieren kann. Die anderen Abnehmer bestellen weniger, in der Summe sind es aber wichtige Kunden. Es sind Hof- und Dorfläden oder Käsereien; dazu kommen die Messen sowie Märkte. An letzteren sind Weishaupts Märitleute während des ganzen Jahres präsent. Und das ist wichtig, da hier auch neue Kundschaft gewonnen werden kann. Wer lieber von zuhause aus einkauft, kann seine Sortimentsauswahl im Onlineshop unter sanopilz.ch zusammenstellen: Das Sortiment umfasst rund 50 Produkte. Es hält Delikatessen wie Edelgewürze, Trockenpilze oder allerlei Risottomischungen bereit. Auch Trüffelprodukte wie Trüffelkäse, Trüffelfondue oder Trüffelsalami findet die Kundschaft im Internetladen. Übrigens stammt sämtlicher von Weishaupt verwendeter Trüffel aus dem Berner Oberland.
Private sammeln für die SanoPilz GmbH
Der grösste Teil des von Pilzsuchern geernteten Rohstoffs stammt aus dem Berner Oberland, dem Emmental sowie auch aus dem Juragebiet. «Wer die Sammelbewilligung hat, darf bis zu sechs Kilo ernten, ohne diese sind im Kanton Bern zwei Kilo erlaubt», so Weishaupt. Zusätzlich bietet der findige Gründer Wildpilzexkursionen wie auch Zuchtpilzkurse an. Ebenso im Sortiment finden Interessierte Holzbrettchen und -Kellen aus Schweizer Kerneschen- und Kirschenholz. Für Weishaupt ist Swissness ein Trumpf: «Damit verkürze ich Lieferketten und schone die Umwelt, zudem wissen die Kunden, woher die Produkte stammen.»
Mehr Geld für die Produktion
Damit möglichst viel Geld in die Produktelancierung fliesst, achtet Weishaupt auf die Kosten: Die Produktionsräume liegen unauffällig in einem Reihenhaus in Riggisberg. Wer das Trottoir entlangläuft, sieht höchstens den Lieferwagen mit dem Firmenlogo. Im Inneren befinden sich drei gemietete Räume, zwei davon im Parterre, einer im Keller. Sofort steigt Besuchern der Pilzduft in die Nase, es ist ein Gemisch aus Pilzsorten wie Eierschwämmen, gelben Kraterellen oder Herbsttrompeten. An den Wänden stehen reihenweise Kisten mit der gesamten Lagerware, welche es zu kaufen gibt. Im Kellerraum nimmt der Duft nochmals an Intensität zu, unter der Arbeitsfläche lagern Säcke mit einer Pilzmischung. Diese fallen bei der Sortierung an. «Auch das Restprodukt wird weiterverwendet. Ich tüftle gerade an der idealen Rezeptur für ein Wildpilzpesto. Dies wäre eines der neuen Produkte, welches im Jahr 2023 auf den Markt kommt. Erste Versuche haben wir bereits unternommen», so der Start-up-Pionier.
Den Jahresrhythmus nutzen
Mehr Zeit für Entwicklungen dürften Weishaupt und sein Team allerdings erst nächstes Jahr haben, denn das Jahresgeschäft des Firmengründers ist starken Jahresschwankungen unterworfen. Aktuell steht das auch für die SanoPilz GmbH umsatzstarke Weihnachtsgeschäft an: «Unser Produkt ist das ideale Geschenk», so Weishaupt. Doch dieser wäre kein Herzblut-Unternehmer, wenn er nicht bereits heute über Weihnachten hinausdenken würde: «Ich bin mit meiner Planung bereits bis in den nächsten Mai fortgeschritten», sagt er. Zudem lanciert das SanoPilz-Team anfangs 2023 den neuen Webshop. Der alte wirke zu sehr nach Start-up, zudem sei das Angebot stetig gewachsen und wird dies wohl weiterhin tun. Der geplante Ausbau zeigt, dass die Produkte Weishaupts überzeugen. Verlockend ist nicht nur der Duft dieser Produkte, sondern vielmehr die Leidenschaft, die darin steckt, sie hat etwas Ansteckendes.