«Politik hat mich schon immer interessiert»

«Politik hat mich schon immer interessiert»

Am 22. Oktober wurde Annemarie Berlinger zur ersten Gemeindepräsidentin von Köniz gewählt. Die Juristin findet die richtige Balance zwischen Politik und Privatleben, dank der Unterstützung ihrer Familie und Partei, und ist damit ein Vorbild für alle berufstätigen Frauen.

Auch wenn Annemarie Berlinger der Meinung ist, dass die Gleichstellung noch nicht ganz vollzogen ist, will sie sich nicht auf die Rolle als Frau reduzieren lassen. Sie wollte nicht nur gewählt werden, weil sie eine Frau ist, sondern aufgrund dessen, was sie kann, macht und will. «Ich werde sicher einiges anders angehen als die Männer, aber es wird deswegen nicht alles anders», sagte die Mutter von drei Töchtern schon während des Wahlkampfes.

Die gebürtige Könizerin, die sich schon immer für Politik interessiert hat, legt Wert auf regelmässige Auszeiten. So verbrachte sie nach der Wahl einen entspannten Tag alleine in Freiburg. Auch wenn es den Familienhund nicht mehr gibt, ist die Begeisterung für lange Spaziergänge geblieben. «Ich bin sehr gut darin, mich einfach mal auszuklinken. Ich brauche meine Ruhe und geniesse es, einen spannenden Krimi zu lesen. Ich bevorzuge Geschichten, in denen das Privatleben der Ermittler eine Rolle spielt und nicht zu viel Gerichtsmedizin vorkommt», erzählt die Politikerin lächelnd.

Beruflicher Neuanfang
Bis Ende November arbeitet sie noch beim Bundesamt für Sozialversicherungen, wo sie bis jetzt in Co-Leitung den Bereich «Kinder- und Jugendfragen» führte. Danach sind ein paar Tage Entspannen im Berner Oberland und Engadin angesagt. Für Skifahren kann sich Frau Berlinger zwar nicht begeistern, aber wandern im Schnee sowie Zeit in den Bergen zu verbringen, gefällt ihr sehr. Ab Januar wird es dann ernst für die Gemeindepräsidentin: «Zwei meiner Kollegen sind nebenher noch im Grossrat tätig, aber ich strebe keine weiteren politischen Mandate an. Ich werde mich ganz auf meine neue Aufgabe konzentrieren. Ich freue mich schon darauf, Neues kennenzulernen. Unternehmen, Menschen, Vereine – das finde ich spannend. Ich bin an vielem interessiert und entdecke gerne.»

Manchmal wird die Schliernerin, die im Dezember ihren 45. Geburtstag feiern wird, von anderen unterschätzt, was an ihrer ruhigen Art liegen kann. Sie gehört zu den Menschen, die erst denken und dann reden. Und wird von anderen für diese Art ebenso geschätzt wie für ihre Offenheit und die Gabe, Brücken zwischen Menschen zu bauen. «Ich führe lieber ein gutes Gespräch als wenn es zu laut ist und man nichts mehr versteht. Ich bin zwischendurch eher allein, als unter Menschen zu sein mit denen ich mich unwohl fühle», erzählt Berlinger und gibt zu, dass sie sich noch daran gewöhnen muss, was sich die Leute merken oder meinen über sie zu wissen.

Disziplin grossgeschrieben
Wie diszipliniert und zielstrebig Annemarie Berlinger ist, sieht man an ihrem Lebenslauf. Nachdem die gelernte medizinische Praxisassistentin sieben Monate in Neuseeland für eine Austauschorganisation tätig war, beschloss sie, die Matura nachzuholen. «Mit der Ausbildung als Praxisassistentin waren mir die Berufe, in denen ich tätig sein wollte, verschlossen. Daher habe ich mich entschieden, die Matura zu machen, damit mir alles offen steht. Die Entscheidung, Jura zu studieren, war dann eine pragmatische. Aber ich war schnell begeistert», berichtete Berlinger. Während des Studiums (2003, 2005 und 2007) kamen ihre drei Töchter zur Welt. Dabei war viel Planung nötig, da ihr Mann Vollzeit arbeitete. «Ich war an fixen Tagen an der Universität und der Samstagmorgen war fürs Lernen reserviert. Natürlich habe ich nicht so viel für das Studium gemacht wie viele meiner Mitstudenten, aber die Noten waren trotzdem gut. Das liegt daran, dass ich besser lerne, wenn ich einen gewissen Druck habe», gesteht die sympathische SPlerin.

Ihr Mann unterstützt ihre politische Karriere voll und hält ihr den Rücken frei. «Er hat sein Arbeitspensum verringert und managt heute mehr zu Hause. Wir haben quasi die Verantwortung gewechselt», beschreibt seine Frau die Familiensituation.
Für die Kinder werden die Veränderungen mit der Amtsübernahme eher klein sein: «Ich arbeite nun näher von Zuhause als vorher, aber ansonsten ändert sich nicht viel. Meine Töchter sind sehr selbstständig. Das war uns immer sehr wichtig. Auch dass sie zu ihren Aktivitäten selbst hinkommen. Ich war nie der Typ Mutter, der seine Kinder ständig von einem Hobby zum anderen fährt. Jetzt ist es auch mal so, dass die Ältere die Jüngere mitnimmt. Sie sind z.B. alle drei bei den Pfadis, was ich sehr wichtig finde.»
Ansonsten reist die Familie sehr gerne und hat unter anderem schon Urlaube in Schweden, Estland und an der Westküste von Amerika verbracht. Denn Annemarie Berlinger gibt zu, dass für sie Ferien immer am gleichen Ort gar nicht in Frage kommen.

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