Quartierbevölkerung hilft Flüchtlingen

Quartierbevölkerung hilft Flüchtlingen

Im Renferhaus leben mehr als 200 Asylsuchende, die von der Heilsarmee betreut und von über 160 Freiwilligen unterstützt werden. Vom Deutschunterricht über Aufgabenhilfe bis zu Freizeitaktivitäten wird Alltagshilfe geleistet.

220 Asylsuchende, hauptsächlich Familien aus Syrien und Afghanistan, leben seit Dezember im Renferhaus auf dem Zieglerspital-Areal. Ab 1. Mai wird zusätzlich im Hauptgebäude des ehemaligen Zieglerspitals für die kommenden acht Jahre ein Bundeszentrum für Asylsuchende eingerichtet. «Für mich war klar, dass dies ein grosses Thema für die Bewohnerinnen und Bewohner der angrenzenden Quartiere wird», so Markus Kaufmann, der 54-jährige Präsident des Liebefeld-Leists. «Wir brauchen den Austausch mit den Flüchtlingen und deren Betreuungspersonen, damit wir auf Ängste und Vorbehalte in der Bevölkerung eingehen können.»

Interesse an Freiwilligenarbeit
In diesem Sinne luden die
fünf angrenzenden Quartiervereine (Liebefeld, Wabern,
Gurtenbühl, Spiegel und Stadtteil III Bern) im Oktober 2015 zu einer ersten Informationsveranstaltung ins Gymnasium Lerbermatt. «Wir waren überrascht und überwältigt von der grossen Teilnehmerzahl.» Das Interesse an der Freiwilligenarbeit mit Flüchtlingen sei ungebrochen gross.

Mittlerweile sind es über 160 ehrenamtlich Tätige aus den nahen Quartieren, die in zehn Gruppen den Asylsuchenden Alltagshilfe anbieten. Sei dies in diversen Deutschunterrichtsgruppen, Aufgaben- und Nachhilfe, im Informieren über das Zusammenleben in der Schweiz, bei Freizeitaktivitäten (Sport, Ausflüge, Spielnachmittage usw.) oder beim Einkaufen und gemeinsamen Kochen und Essen.

Kinder wollen lernen
Für die 57-jährige Doris Schneider aus Wabern war immer klar, dass die Unterbringung von Asylsuchenden im leerstehenden Zieglerspital Sinn macht. Sie folgte denn auch sofort dem Aufruf, sich zu engagieren. Als Heilpädagogin waren ihr Kinder immer nah, weshalb sie sich für das Ressort Aufgaben- und Nachhilfe meldete. Mittlerweile koordiniert sie ein Team von rund zwölf Personen, die im Renferhaus den Schulkindern Unterstützung anbieten. «Die Aufbauarbeit dauerte ein paar Wochen, in Absprache mit dem Schulamt und den Lehrkräften.» Es sei zwar immer ein wenig ein Tumult, «aber die Kinder sind begierig, zu lernen». Mit Erstaunen, aber auch mit Freude werde festgestellt, dass den Kindern von den traumatischen Erlebnissen kaum etwas anzumerken sei. Sie wirken sehr fröhlich.

Deutsch lernen im Alltag
Auch Mirella Brack, die Koordinatorin für niederschwellige Deutschsprachgruppen, wollte ihren Beitrag leisten. Die 29-Jährige liebt es, mit Leuten zu kommunizieren, und ist daher die geeignete Person, um die Freiwilligen mit den Flüchtlingen zusammenzubringen. Sei dies in Tandems oder in grösseren Gruppen, in denen Deutsch auf verschiedenen Stufen praktiziert wird. «Nein, dazu brauchen die Freiwilligen kein Deutschlehrer-Patent», erklärt sie. Es gebe viele Möglichkeiten, zu kommunizieren. Gemeinsame Ausflüge, Besuche bei den Leuten zu Hause oder Gespräche im Renferhaus. Es werde auf die Bedürfnisse der Flüchtlinge eingegangen. «Eine Familienfrau wollte beispielsweise, dass ihr beim Lebensmitteleinkauf geholfen werde.» Die Stimmung im Renferhaus ist immer sehr herzlich. «Die Asylsuchenden sind offen, freundlich und hilfsbereit», so die Erfahrung der Freiwilligen. Familien leben zusammen in einem Zimmer und teilen sich die Nasszellen.

Die Gruppe von 160 Freiwilligen nennt sich «Freiwillige im Zieglerspital». Es ist geplant, einen Verein zu gründen, zumal die beiden Quartierarbeiterinnen des Stadtteils III ihr Engagement nach einem Jahr abgeben werden. Bindeglied zwischen den Freiwilligen sowie den Quartiervereinen und Gesamtkoordinator bleibt Markus Kaufmann.

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