Regula Mader gilt bei vielen als Powerfrau. In ihrem Lebenslauf stechen vor allem die Worte
Führung, Verantwortungsträgerin, Leitung, Vorsitz, Aufbau, Direktorin ins Auge. Angefangen hat ihre Karriere mit einem Jurastudium, das die gebürtige Stadt-St.Gallerin an der Universität Bern absolvierte. «Ich komme nicht aus einem typischen Bildungsbürgertum. Mein Vater war Flachmaler und ich die Erste in der Familie, die studierte», blickt Mader zurück.
Schon früh suchte die engagierte Juristin Herausforderungen. Vielen bekannt ist sie als Regierungsstatthalterin im Amtsbezirk Bern, wo sie von 2000 bis 2009 als SP-Vertreterin tätig war. Medienpräsenz errang Mader, als sie im Jahr 2011 den Vorsitz der Geschäftsleitung der UPD Bern (Universitäre Psychiatrische Dienste Bern) übernahm, beziehungsweise diese Stelle zwei Jahre später wieder verliess.
Regula Mader, worin unterscheidet sich die Leitung von Riggisberg zu den UPD?
Vor allem in der Grösse des Betriebes und der Örtlichkeit. In Riggisberg findet alles am selben Standort statt. Das ist ein grosser Vorteil und ermöglicht eine direkte Führung und mehr Nähe zu den Menschen. Im Gegensatz zu einem universitären Spital mit seiner eigenen Kultur und dem medizinischen Auftrag. Hier leben Menschen, die eine Langzeitbetreuung benötigen. Das macht eine ganz andere Art von Beziehungspflege möglich, insbesondere zu den Bewohnerinnen und Bewohnern.
In den UPD hatten Sie 1300 Mitarbeitende, hier nur 300. Ist diese Stelle ein Abstieg?
Ich habe eine neue spannende Führungsaufgabe gesucht und gefunden. Ich verstehe diese Aufgabe nicht als Abstieg, sondern als Herausforderung.
Gab es Reaktionen oder gar Vorbehalte auf Ihre Wahl als neue Direktorin des Wohnheimes in Riggisberg?
Ich spürte keine Vorbehalte. Meine neuen Mitarbeitenden und die Bewohnerinnen und Bewohner kamen offen auf mich zu. Wertvoll war meine Teilnahme an verschiedenen Anlässen des Wohnheims vor Stellenantritt.
Wie haben Sie sich vorbereitet? Haben Sie die Stelle bereits mit einem fertigen Konzept
angetreten?
Ich habe das Wohnheim Riggisberg bereits gekannt. Die Aufgaben und Dienstleistungen sind sehr ähnlich wie jene in den UPD. Ich habe mich vorab mehrfach mit meiner Vorgängerin und dem Verwaltungsratspräsidenten getroffen.
Im Wohnheim fehlt eine Gesamtstrategie. Es gilt, Modelle zu prüfen, wie sich das Wohnheim in den kommenden drei bis fünf Jahren entwickeln und positionieren soll. Wir müssen unsere Angebote flexibilisieren. Beispielsweise, dass Bewohnende auswärts arbeiten und intern wohnen und umgekehrt. Auch das Angebot von Ferienbetten und die engere Zusammenarbeit mit anderen Institutionen sind mögliche Ideen.
Sicht auf die Berge
Die 52-jährige Bergsteigerin und Tourenskifahrerin schätzt an ihrem neuen Arbeitsort die Lage und die Aussicht auf die Berge. «Hier habe ich immer Weitsicht. Das ist eine grosse Qualität für mich.» Da sie nicht jeden Tag pendeln will, hat sie sich eine kleine Wohnung in Riggisberg genommen und lebt halbzeitig vor Ort. Ihr Ehemann wohnt weiter im Haus in der Stadt Bern und die beiden erwachsenen Kinder sind bereits ausgeflogen.
Neben all den vielen Ämtern und Nebenämtern, welche die engagierte Regula Mader innehatte und -hat, liegt ihr ein Engagement besonders am Herzen. Sie ist Vizepräsidentin im Stiftungsrat der Stiftung «Europaplatz – Haus der Religionen» und ist stolz auf das innovative Projekt, das es sonst in dieser Art nirgends auf der Welt gäbe.