Schneller als die Politik erlaubt

Schneller als die Politik erlaubt

Sie möchte, dass Köniz den Klimanotstand ausruft. Sie möchte, dass es in Köniz mehr Velowege gibt. Sie möchte, dass bis 2025 weltweit kein Plastik mehr benötigt wird. Für Pia Schenk war der Könizer Klimastreik mit 400 Menschen nur der Startschuss für ein Leben zugunsten einer nachhaltigeren Welt. Und die Welt beginnt vor der Haustür in Köniz.

Den Strohhut hat sie ein wenig nach hinten gezogen. Die langen, blonden Haare fallen beidseitig auf die Schultern. Das Gesicht ist lebensfroh und freundlich. Pia Schenk sprüht vor Energie. «Mir geht es zu langsam, bis die Politik endlich etwas umsetzt, deshalb will ich mich direkt und unbürokratisch engagieren», erzählt sie. Nein, sie ist keine Schülerin mehr. Sie gehört zu jenen Erwachsenen, die dem Ruf der Jugendlichen gefolgt sind, wonach beim Klimastreik alle mithelfen sollen. «In der Könizer-Gruppe sind wir von 11- bis 64-jährig bunt gemischt», freut sich Pia Schenk. Dass am Schluss 400 Menschen in Köniz unter dem Slogan «Klima betrifft uns alle, auch Köniz» einen Beitrag zur nationalen Bewegung geleistet haben, war die Belohnung für harte und intensive Vorbereitungen. «Ich war enorm überrascht, mit welcher unglaublichen Professionalität und Struktur diese Bewegung agiert. Sämtliche Entscheide wurden basisdemokratisch getroffen, friedlich, respektvoll und höflich», weist sie abermals auf die unzähligen Gruppen hin, die koordiniert auf die Trägheit von Politik und Gesellschaft aufmerksam machen. Die Natur leidet, die Jugend entscheidet; sie will eine Systemveränderung statt eine Klimaveränderung. Und während sich die älteren Semester grösstenteils davor scheuen, das bequeme Leben zu verändern, sind viele Jugendliche bereit, alles umzukrempeln. Getreu dem Motto: wir haben nur eine Erde zum Leben.

Vom Könizer Streik zum Klimanotstand
Der Streik vom 24. Mai ist vorbei, der Auflauf war beeindruckend. Pia Schenk erklärt, dass nun Aktivitäten folgen müssen, damit die Langsamkeit der Politik nicht wieder überhand gewinne. So traf sich die engagierte Frau mit Annemarie Berlinger-Staub, der Gemeindepräsidentin von Köniz. «Die Gemeinde hat das Energiestadt Gold Label und das verpflichtet», meint Schenk. Im Gespräch forderte sie dasselbe wie die Grüne Partei, nämlich, dass Köniz den Klimanotstand ausruft. Weiter möchte sie auch, dass für jede Strasse der ganzen Gemeinde Velowege geplant werden, damit sich die ökologischen Verkehrsteilnehmer ein wenig sicherer bewegen können.

Weltweites Engagement
Die ehemalige Leiterin einer Stellenvermittlung und Drogenentzugsklinik verrät zudem eine weitere Herzensangelegenheit: das Reduzieren von Plastik. Weltweit gehört Plastikmüll zu den grössten Umweltsünden. Die Meere sind voll, der Alltag kaum ohne Plastik zu bewältigen. «Ich habe im Grossverteiler die Wahl zwischen in Plastik verpacktem Bio-Gemüse oder verpackungsfreiem, herkömmlichem Gemüse, das aber mit Pestizid behandelt wurde», nennt sie ein Beispiel aus dem Alltag. Sie will im Gespräch mit Grossverteilern und mit einer weltweiten Bewegung Schritt für Schritt Plastik verbannen. «Ersatzprodukte gäbe es genügend», erklärt sie und wieder wird deutlich: In der Politik geht es ihr auch hier viel zu langsam. «Bis zum Jahr 2025 sollte es auch dank ihrer Organisation ‹Clean Ocean Clean World› möglich sein, kein Verpackungsmaterial aus Plastik mehr zu benötigen», erläutert sie, lächelt und ergänzt: «Man muss hohe Ziele haben, um wirklich etwas zu verändern.»

Nächste Klima-Aktion
Die Klima-Gruppe Köniz lanciert momentan eine Petition für den Klimanotstand in Köniz (act.campax.org). Zurück auf der lokalen Ebene beteiligt sich die Aktivismus-Gruppe auch an der nächsten nationalen Klimademo. Am 28. September plant die «Klima Allianz» in Bern mit über 100 Organisationen zusammen eine Demonstration, um erneut einschneidende Massnahmen gegen den Klimawandel einzufordern. Angedacht ist, dass die Könizer-Gruppe zum gemeinsamen Marsch nach Bern aufrufen wird. Pia Schenk wird an vorderster Front mitmarschieren und mit ihrer engagierten und auch ein wenig hartnäckigen Art dafür sorgen, dass Veränderungen eintreten. Schneller als die Politik erlaubt.

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