Sensler Identität als Gegenpol zur Globalisierung

Sensler Identität als Gegenpol zur Globalisierung

Im Kanton Freiburg sind die Deutschsprachigen eine Minderheit. Der Sensebezirk hat seine ureigene Art, wie er damit umgeht. Bestes Beispiel ist Tafers als Hauptort, wie der Freiburger Staatsrat Jean-François Steiert weiss.

«Es ist der einzige Hauptort im Kanton, der nicht historisch und mit einem Schloss entstanden ist, sondern an seinen Aufgaben gewachsen ist», erklärt der Staatsratspräsident. Vom Dorf zum Hauptort. Tafers ist im 19. Jahrundert dazu bestimmt worden und zwar aus gutem Grund.

Vom Dorf zum Hauptort
Bis zur Entstehung der modernen Demokratie war der Sensebezirk Untertanenland der Stadt Freiburg. Auch das ein Gegensatz zu den meisten anderen Teilen des Kantons. «Dieser direkte Bezug zur Stadt war immer spürbar», weiss der ehemalige Nationalrat. Speziell in Tafers. Neue Aufgaben kamen auf den Ort zu und er entwickelte sich nach und nach zum politischen Zentrum. Das jüngste Kapitel dieser Entwicklung schreibt die Fusion mit St. Antoni und Alterswil. «Diese Fusionen sind sinnvoll, weil die Komplexität der Verwaltungsaufgaben zunehmen. Kleinere Gemeinden haben es da immer schwerer sich zu organisieren», weiss der höchste Freiburger und ergänzt: «Auch die Erwartungen der Bevölkerung nehmen ständig zu.» Zankapfel solcher Gemeindefusionen sind dann oft die unterschiedlichen Steuern. «Den Steuerfuss muss man vorgängig weitgehend ausgleichen können», sagt Steiert an die Adresse jener, die eine mögliche Fusionen prüfen. Tafers meisterte all diese Hürden mit dem historisch gewachsenen Wissen im Rücken. Der Hauptort hat an Gewicht dazugewonnen, was der sprachlichen Minderheit zu mehr politischer Kraft verhilft.

Aussen offen, innen geschlossen
Denn Minderheiten orientieren sich in aller Regel nach innen, um ihre eigenen Interessen zu wahren. Im Sensebezirk entstand eine relativ homogene Gesellschaft . «Dabei spielt der katholische Glaube eine Rolle, weil der Seebezirk im Vergleich nicht nur katholisch ist und damit weniger einheitlich», kennt der Staatsrat eine weitere Komponente. Diese Einheit zeigt sich in besonderem Ausmasse in der Pflege des Dialekts. «Dieser gewinnt gar noch an Bedeutung», weist er auf Bücher, Theaterstücke und andere Kulturbereiche hin, die sich dem einzigartigen Dialekt verschrieben haben. In Tafers und dem ganzen Bezirk, «ist eine regionale Sensler Identität entstanden, als Gegenpol zur Globalisierung», fasst er zusammen. Jean-François Steiert ist nicht nur als Historiker von dieser Eigenheit fasziniert, das Sensetal ist ein Teil dessen, weswegen er vom Nationalrat in den Staatsrat wollte. «Ich bin von der Legislative zur Exekutive gewechselt, schlicht und ergreifend, weil ich näher dran sein wollte», erklärt er seine Demission aus dem nationalen Parlament und den Eintritt in die kantonale Regierung. Nun präsidiert er die Regierung. Den thematischen Schwerpunkt haben er und seine Kollegen in diesem Jahr auf die nachhaltige Entwicklung gelegt. «Ein Thema, das uns alle betrifft und die Konsequenzen unseres Handelns für kommende Generationen hinterfragt», erläutert er. Tafers und der Sensebezirk haben aufgezeigt, dass nachhaltig bedeutet, seine ureigene Kultur zu wahren und trotzdem sich zu entwickeln. Eine Symbiose von historisch gewachsenem mit der Offenheit für die Anforderungen von morgen.
Medien und Identität
Zur Nachhaltigkeit gehört -etwas weiter gedacht- zudem eine funktionierende Demokratie. Ein Grundelement der Demokratie ist mitunter die Medienvielfalt. Der Staat muss dafür sorgen, dass diese bestehen bleibt und diese unterstützen. «Ich befürworte eine aktive Unterstützung der Medien seitens des Staates», sagt der begeisterte Zeitungsleser und verrät gleich noch, was er besonders gerne liest: «Gut erarbeitete Artikel, wo der Journalist noch ein wenig Zeit hatte, fundiert zu recherchieren, vor allem, wenn verschiedene Meinungen eingeholt werden und der Text damit zur Meinungsbildung beiträgt.» Der «Sensetaler» sei in diesem Zusammenhang eine ganz besondere Zeitung, «weil es spannenderweise kaum andere Titel gibt, die in zwei Kantonen erscheinen und Vergleiche zulassen und das erst noch gratis.» Eine Zeitung die gut in die Haltung passt seine Identität zu wahren und trotzdem nach aussen hin offen zu bleiben. Das bedeutet nämlich auch, mitunter etwas andere Wege zu gehen, ohne seine Identität zu verlieren.
Sacha Jacqueroud

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