Vom Lichtspieltheater zu «Arthouse»

Vom Lichtspieltheater zu «Arthouse»

Es sind keine einfachen Zeiten für Kinobetreiber. Streamingdienste wie Netflix und Disney+ beherrschen und steuern den Markt der bewegten Bilder. Umso erstaunlicher, dass eines der einzigen Kinos in unserem Verteilgebiet dieses Jahr nicht nur sein 70-Jahr-Jubiläum feiert, sondern auch optimistisch in die Zukunft blickt. Wir zeichnen im Gespräch mit Leiter Rolf Schorro die (Erfolgs-)Geschichte der Laupener Institution nach und wagen einen Blick in die Zukunft.

Von Ben Hur… 

In der Nachkriegszeit lockt das damalige «Lichtspieltheater Hirschen» mit Heimatfilmen und Streifen wie «Ben Hur», «Die 10 Gebote» und «West Side Story» die Menschen scharenweise ins Kino am Grabenweg in Laupen. Im Auftrag seiner Grossmutter Lucretia Herren hängt klein Rolf schon während seiner Schulzeit Plakate auf, macht sich im Kino als Platzanweiser nützlich und füllt beflissen die «Eiscrème-Truhe» des Kinos auf. Schmunzelnd erinnert er sich heute an diese Anfangszeiten: «Damals hat mich wohl das Kinovirus befallen.» Doch die Zeiten werden in der Folge zusehends härter und der administrative Aufwand spürbar belastender. Lucretia Herren übergibt das Zepter nach 29 Jahren an ihren Enkel Rolf Schorro. Als dieser 1981 das Kino übernimmt, ist der Konkurrenzkampf mit den modernen städtischen Kinos in vollem Gang. Die Marktbedingungen werden von den mächtigen Filmverleihern diktiert, welche die gut besuchten Stadtkinos bevorzugen. Das Kino Laupen überlebt nicht zuletzt dank dem Umstand, dass Schorro weiterhin zu 100% arbeitet. Mit Blick auf die Anfangsjahre betont er im Gespräch: «Ohne die Mitarbeit meiner Frau Rosemarie von Beginn weg hätte unser Familienbetrieb diese schwierige Zeit nicht überlebt.» 


… zum rettenden «Rain Man»…

Die Rettung vor dem totalen Aus kommt 1989 mit dem Film «Rain Man». Das Kino Laupen ist nach langer Zeit wieder einmal ausverkauft und nimmt in zwei Wochen 15% des Jahresumsatzes ein. Mit «Rain Man» regnet es so viel Geld in die Kasse, dass alle pendenten Rechnungen bezahlt werden konnten. Dank weiteren Blockbustern wie «James Bond», «Die Herbstzeitlosen» und «Lion King» erlebt es in den 90er-Jahren seine zweite Blütezeit.  


… und zur digitalen Projektion 

Nach der Jahrtausendwende kommen neue Herausforderungen auf den Familienbetrieb zu. Die neuen Multiplex Kinos, wie beispielsweise das Pathé Westside, punkten mit kleinem Personalaufwand, günstigen Eintrittspreisen und grosser Filmauswahl. Rolf Schorro reagiert mit einer Neupositionierung in der Film-
auswahl und verpasst seinem Kino das Label «Arthouse». In der Filmindustrie ist der Wandel zur digitalen Projektion nicht mehr aufzuhalten. Das qualitativ bessere Format wird neuer Standard und setzt auch die Laupener unter Zugzwang. Rolf Schorro plant die «technische Rundum-
erneuerung» und stösst auf der Suche nach den ultimativ benötigten Finanzen bei Freunden, Laupener Geschäftsbetrieben, kulturellen Organisationen und Behörden auf offene Ohren. Im Oktober 2011 flimmert vor vollem Haus mit «Lion King» die erste 3D-Vorstellung über die «Silverscreen»-Leinwand. Mit der Neupositionierung als «Arthouse»-Kino – das bedeutet, dass hauptsächlich Filme gezeigt werden, die fernab der grossen Studios produziert wurden –  und der technischen Rundumerneuerung ist das Überleben bis auf Weiteres gesichert.


INFO:

Die 70-Jahr-Jubiläumsfeier geht am 28. und 29. Oktober im «KINO LAUPEN» am Grabenweg 6 über die Leinwand. Es werden retrospektiv Filme gezeigt, die das Kino in den letzten Jahren massgeblich geprägt haben.

www.kinolaupen.ch

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