Alles begann, als die Schauspielerin und Autorin von der Fachstelle Kultur der Gemeinde Köniz für ein Schreibprojekt angefragt wurde. Konkret, ob sie anhand von Stichworten, Skizzen und Anekdoten aus dem Gemeindehaus, Geschichten schreiben würde. Was daraus entstand, sind Dialoge, Monologe, Stories und Gedichte. «Ein Stichwort oder ein kurzer Satz wie zum Beispiel: ‹Katzenrettungen sind den Feuerwehrangehörigen ein Gräuel›, löst bei mir viele Bilder aus», meint die Autorin. Diese versuche sie in Worte zu fassen. Manchmal entstehe gleich ein kurzer Text oder ein «schräges» Gedicht und manchmal sehe sie eine Figur, der sie einen Namen und «etwas zu tun» gebe. «Ich lasse einen Feuerwehrmann auf einen Baum steigen, um eine Katze zu retten und frage mich: Was erlebt er dann? Schafft er es, dem Tier zu helfen? Oder muss er sich am Ende selbst retten?» Auf die Frage, wie sie zum Schreiben gekommen sei, antwortet Gundacker lachend: «Ich sage immer, dass es zu mir gekommen ist. Es war vor Jahren, als ich zum Fertigschreiben eines Kinder-Theaterstücks eingesprungen bin.» Die 59-jährige Könizerin ist gelernte Goldschmiedin und ausgebildete Schauspielerin. Seit 2002 arbeitet sie in ihrem Atelier auf dem ehemaligen Brauereiareal in Wabern, wo sie auch Goldschmiedekurse leitet und als Autorin tätig ist.
Von Anfang an sei klar gewesen, dass an dem Projekt und an der anschliessenden Aufführung Yvonne Stoller, Schauspielerin und Mitarbeiterin der Gemeinde Köniz, mitwirken würde und dass es eine musikalische Untermalung geben sollte. So wurde das Duo schliesslich durch Musikerin Corinne Windler ergänzt. Von den 25 Texten, die Gundacker verfasste, werden nun 16 aufgeführt.
Wenn man die drei Frauen beim Proben beobachtet, fällt vor allem eins auf: Die Stimmung ist ausgelassen, die Energie positiv und die Gruppe wirkt eingespielt. Dass sich das Trio gut versteht, merkt man am Lachen und an Bemerkungen wie «das kommt gut». Als sie schliesslich ein «Müsterli» vortragen, versinken alle in ihren eigenen Rollen. Corinne Windler spielt Saxophon oder simuliert auf dem Tisch ein Schlagzeug, während Ruth Gundacker und Yvonne Stoller schauspielerisch ihre Texte vorlesen. Stoller stellt nach dem kurzen Einblick fest: «Am meisten freut mich, dass wieder etwas läuft und wir gemeinsam etwas entstehen lassen können.» Sie finde es kreativ, was aus den ursprünglich realen Situationen aus dem Gemeindehaus gemacht wurde. Auch Windler ist begeistert vom Projekt: «Nach einer langen Durststrecke läuft endlich wieder etwas. Ich kann hier als Musikerin sehr frei sein, das gefällt mir.» Sie wünsche sich, dass viele Menschen erreicht werden können. Ausserdem habe sie diese Energie vermisst, woraufhin die anderen beiden zustimmend nicken. Zum Schluss kommt auch Gundacker zu Wort und betont, dass sie sich nun auf einen gut besuchten Lichthof und auf neugierige Zuschauerinnen und Zuschauer freue. Denn auch wenn die Pandemie dem Projekt bereits zweimal einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, wird klar: Die Zuversicht und positive Energie der Frauen ist grösser als die Angst vor einer erneuten Absage.