«Ist jemand schwerkrank oder liegt im Sterben, gelangen Angehörige oft rasch an ihre physischen und psychischen Grenzen», erklärt Heidi Burri, Präsidentin vom Verein WABE Gantrisch. Meist betrifft dies die sogenannte «Sandwich-Generation». Sie leben mit ihrer Familie an einem anderen Ort als ihre Eltern, sind beschäftigt mit Arbeit, Kindererziehung und kümmern sich trotzdem, oft abwechselnd mit weiteren Verwandten, um den bedürftigen Menschen. In solchen Situationen täte es gut, sich wieder mal ein paar zusätzliche Stunden Schlaf zu gönnen, Energie aufzutanken, um danach wieder für den geliebten Menschen da zu sein. Manchmal sind Schwerkranke oder sterbende Menschen auch ganz allein. Wie schön wäre es, wenn trotzdem jemand ein paar Stunden da ist und sich Zeit nimmt?
Wachen und Begleiten – da sein und Zeit haben
In den weitläufigen Gemeinden Rüschegg und Guggisberg, ist zwar eine professionelle Palliativbetreuung gegen Bezahlung vorhanden, jedoch übernehmen diese Institutionen keine Wachen. Die Anfahrtswege sind zum Teil sehr weit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht erreichbar und das treibt die Kosten zusätzlich in die Höhe. Hilfesuchende stehen schlussendlich allein da. Nicht zuletzt, weil die finanziellen Mittel fehlen.
Aus diesem Bedürfnis heraus gründeten im April 2017 engagierte Frauen aus Rüschegg, den gemeinnützigen Verein WABE Gantrisch. Sie wollen diese Lücke schliessen. Unentgeltlich wachen sie über und begleiten Schwerkranke und Sterbende, vor allem auch in der Nacht. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich die betroffene Person zu Hause, im Heim oder im Spital aufhält. Das Ziel ist, für diese Menschen da zu sein, Zeit zu haben und mit den Kranken ein Stück Weg zu gehen. Allerdings gehören zu dieser Dienstleistung keine medizinischen und pflegerischen Handlungen. Dazu fehlt den Freiwilligen die notwendige Ausbildung. Bevor ein Vereinsmitglied aktiv Begleiteinsätze leisten darf, muss der mehrtägige Grundkurs «Schwerkranke und Sterbende begleiten» besucht und abgeschlossen werden. Zum heutigen Zeitpunkt sind sieben Personen von «WABE Gantrisch» dazu befugt. Im letzten Jahr konnten sie insgesamt vier Personen betreuen und so Angehörige und Freunde der Betroffenen unterstützen.
Erfahrungen sammeln
Mit den Einsätzen gewinnt der Verein an Erfahrungen, die untereinander ausgetauscht werden. Es gehört auch dazu, dass Aktive, die Begleiteinsätze leisten, betreut und im Notfall aufgefangen werden.
Für diese verantwortungsvolle und interessante Dienstleistung braucht es ein grosses Netzwerk. Damit ein Begleiteinsatz gelingt, müssen Absprachen mit den Betroffenen und vor allem den Angehörigen getroffen werden. Bei Einsätzen im Spital oder Heim, muss man sich zudem mit dem zuständigen Pflegepersonal vor Ort absprechen. Spitex und Heime geben Betroffenen Informationen zum Angebot des Vereins WABE Gantrisch. Nur eine gute Zusammenarbeit ist eine sinnvolle Unterstützung.
Vor kurzem ging «WABE Gantrisch» online und ist seither im Internet zu finden. Auf der Website werden der Verein und die Dienstleistung beschrieben. Unter dem Register Aktuelles bietet «WABE Gantrisch» den Kurs «Schwerkranke und Sterbende begleiten» an (siehe auch Kasten).