Wenn jede Fahrt die letzte sein könnte

Wenn jede Fahrt die letzte sein könnte

Sie sind bei Wind und Wetter zielorientiert und sicher unterwegs. Die Fahrerinnen und Fahrer begleiten Menschen auf der oft schwierigsten Wegstrecke ihres Lebens. Neu bietet easyCab auch «Wunschfahrten» an.

Ein weiterer Krankentransport ist angesagt, diesmal in eine Rehaklinik. Die Haustürglocke schellt. Der Patient ist froh, dass endlich etwas geht. In den vergangenen Wochen erlebte er ein Auf und Ab von Gefühlen, Momente des Bangens und Hoffens. Endlich traf die Zusage ein: Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für den Rehabilitationsaufenthalt. Trotz diesem «Etappensieg» bleiben Fragen offen: Reichen die Kräfte fürs Therapieprogramm? Kann der Wiedereinstieg gelingen? Ist ein «Zurück» in den Alltag überhaupt möglich? Als der Rollstuhl mit dem Patienten im Fahrzeug festgezurrt wird, fühlt dieser instinktiv: Es geht vorwärts.

Da, wenn es sie braucht 

Einer der Anbieter von Palliativfahrten ist die in Niederwangen ansässige easyCab AG. Das Unternehmen besteht in dieser Form seit  rund zehn Jahren. «easyCab bietet ein breites Spektrum an Transporten an. Das geht von Fussgänger- über Rollstuhltransporte bis hin zu komplexen medizinischen Liegendtransporten», sagt Alex Dipietro. Der 38-Jährige ist seit 2022 Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Betrieb von easyCab und damit Chef über rund 80 Fach- und Begleitpersonen sowie 50 Fahrzeuge. «easyCab medical ist ein kompetenter Partner für medizinisch hochstehende Patientenverlegungen», definiert Dipietro. Und das Unternehmen ist gut vernetzt: «Bei Verlegungen mit Vermutung von möglichen medizinischen Komplikationen oder hoher Komplexität setzen wir erfahrenes medizinisches Begleit- und Fachpersonal ein.» Der eingangs erwähnte Patient würde dem zustimmen: Der Transport erfolgte sorgfältig, die Betreuung war gewährleistet und der Fahrer weder ein stummer Fisch noch eine Plaudertasche. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Fahrgasts, als er im Stillen diese Bilanz zog.

Neu mit «Wunschprogramm»

«365 Tage im Jahr, kompetent, pünktlich und freundlich», erbringt easyCab mit Sitz in Niederwangen ihre Dienstleistungen. Und diese kommen an. So sehr, dass das Unternehmen sein Angebot erweitert. «Wir möchten vom Image des reinen Patiententransports wegkommen und unsere Visibilität erhöhen. Deshalb haben wir das Angebot für Wunschfahrten ins Leben gerufen», erklärt Alex Dipietro. Dazu geführt hat nebst dem Patientenwohl ein weiterer Faktor: «Im ganzen Kanton gibt es kein vergleichbares Angebot. Mit diesen Fahrten steigern wir zudem die Attraktivität der Arbeitsplätze.» Eine solche Wunschfahrt könnte zum Beispiel eine Fahrt in einen Zoo oder an einen früheren Lieblingsort an einem See, eine Visite bei Familienangehörigen oder ein Besuch der damaligen Tauf- oder Hochzeitskirche sein. Die Dauer reicht von einigen Stunden bis zu einem ganzen Tag. «Der Schwerpunkt liegt aktuell klar bei den palliativen Klienten, da ihre Wünsche in der Regel mit unseren Ressourcen gut umsetzbar sind», erklärt Dipietro. Wünsche von Menschen mit einer komplexeren Patientensituation (z. B. beatmete Patienten) sollen zu einem späteren Zeitpunkt geprüft werden, wie auch Wunschfahrten von Kindern. Schliesslich wären in fernerer Zukunft auch Wünsche von nicht palliativen Patienten denkbar. Palliative Klienten und ihre Bedürfnisse sollen aber in jedem Fall Vorrang haben.

easyCab erfüllt letzte Wünsche

Für die Durchführung solcher Wunschfahrten wird vorerst ein Personalpool mit internen Mitarbeitenden gebildet. Die Kosten der Wunschfahrten werden von easyCab sowie von Spenderinnen und Spendern getragen. Wenn das Projekt weiterhin Anklang findet, dürften Geldspenden nach Einschätzung von Alex Dipietro immer wichtiger werden. Nach dem erfolgreichen Start im November werden zurzeit zwei Wunschfahrten pro Monat durchgeführt. Hält die Nachfrage weiterhin an, soll Ende Jahr über eine eventuelle Ausweitung entschieden werden. «Der letzte Wille ist in jedem Fall zu respektieren. Wir sind der Meinung, dass auch der Wunsch hinsichtlich einer vielleicht letzten Wunschdestination eines Menschen erfüllt werden sollte», ist Alex Dipietro überzeugt. Übrigens: Der beschriebene Patient hat sein Ziel sicher erreicht. Auch Jahre danach denkt er dankbar daran zurück. Und dürfte sich überlegen, wohin die nächste Fahrt gehen könnte. Eine nach seinen Wünschen diesmal, ganz entspannt und pünktlich zur nächsten Mahlzeit wieder nach Hause zurück.

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