Wie ein Einzelner den Unterschied macht

Wie ein Einzelner den Unterschied macht

Es gibt sie durchaus. Die guten Nachrichten aus der Wirtschaftswelt. Doch dazu muss man die börsenkotierten Unternehmen ausschliessen und erkennen, welch treibende Kraft im heimischen Gewerbe steckt. Bestes Beispiel ist Adrian Gasser, der die Firma «Bernovo» gegründet und gleichzeitig Arbeitsplätze geschaffen hat.

Ein Mann sitzt am Holztisch und wünscht sich, dass die Tage vor dem Firmenstart die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm darstellen. Adrian Gasser wirkt wie ein Pferd, dass sehnsüchtig darauf wartet, dass die Weide geöffnet wird und der Aufgalopp in die grosse weite Welt beginnen kann. Die Haushaltsgeräte stehen bereit, die Firmenwagen sind beschriftet, mitsamt Waschbären-Logo, und das Team wartet mit seinen insgesamt 88 Jahren Erfahrung auf den ersten Anruf und den ersten Auftrag. Reparieren, Serviceleistungen, Einbau neuer Haushaltsgeräte, Ausbau der alten und jede Menge Beratung, das alles steckt hinter dem Namen «Bernovo». Doch beinahe wäre es gar nicht zu diesem Schritt gekommen, wie der Neufirmen-Inhaber berichtet.

Das Problem mit den Investoren

«Ich bin in einem Alter, wo ich mich fragen musste, fahre ich so weiter oder gehe ich den Schritt in die Selbstständigkeit», beginnt der 52-Jährige. Eigentlich hätte er gerne die Firma gekauft, in der er seit 28 Jahren arbeitet. Doch das Unternehmen wechselte zweimal in vier Jahren den Besitzer. Jedes Mal jedoch waren es internationale Investorengruppen, welche das Familienunternehmen in ihr Portfolio übernommen haben. Wenig später wird die Firma dann zusammen mit einem Pool weiterer vergleichbarer KMU an einen noch grösseren Investor gewinnbringend verkauft. Eine Methode, die mitlerweile weitverbreitet ist. Das einzelne Unternehmen hat kaum noch den Überblick, wem es eigentlich gehört und wie lange das noch so bleibt. So verschwinden gut verankerte KMU im Rachen von Investoren und diese wechseln die Portfolios so häufig wie die Zehnernote im Portemonnaie. Das System ist für die KMU-Landschaft wie ein Krebsgeschwür. Es entwurzelt gut situierte KMU. Die Identifikation mit dem Unternehmen schwindet meist bei den Mitarbeitenden, die Qualität im schlimmsten Falle ebenso. «Ich wollte die Firma wieder zurück zu ihrer Herkunft bringen und als Familienunternehmen weiterführen», so Gasser weiter. Doch seine Bitte blieb ungehört, er ging leer aus. 

Zwischen wollen und können

Dabei wollte er sich selbstständig machen, konnte es aber nicht in seiner angestammten Firma. Was bleibt, ist der Kaltstart mit einem neugegründeten Unternehmen. Die Idee von «Bernovo» ist geboren. «Eine Firma, die Hauptmarken wie etwa V-Zug, Electrolux oder Miele während ihrer ganzen Lebensdauer betreut. Vom Verkauf über den Einbau, den Service, allfällige Reparaturen und den Ausbau respektive Ersatz.» Seine Miene hellt sich auf. Gasser ist gedanklich in seinem Unternehmen, in seinem Element, beim Galoppieren auf der Weide. Währenddem die meisten alleine beginnen, startet Bernovo gleich mit fünf Mitarbeitenden. «Wenn wir alles bieten wollen, müssen wir auch für alle Fälle gewappnet sein», begründet Gasser. Das klingt pausibel und man hat das Gefühl, dass der Firmenpatron ein Typ ist, der schlicht und ergreifend etwas ganz oder gar nicht tut.

Erfahrung am Start

Das bezeugt auch Barbara Steiger, die nebenan sitzt und zukünftig für alle administrativen Belange verantwortlich sein wird. Wie entschlossen und überzeugt Gasser wirklich ist, zeigt ein anderer Umstand. Offenbar hat er mit seinem Vorhaben und seiner Art Arbeitskollegen überzeugt und motiviert. Nun kommen bei der Bernovo 88 Jahre an Erfahrung zusammen. Von der Montage bis zum Büro. Für das ehemalige Unternehmen ein herber Rückschlag. Für die KMU-Landschaft hierzulande aber ein klares Signal gegen das Gebaren der Investorengruppen. Bei all dem Risiko, dass Gasser mit den Löhnen auf sich nimmt, etwas Vorsicht lässt er dann doch noch walten. Er startet das Unterfangen von seiner heimischen Liegenschaft in der Süri aus. «Wenn wir eine Zeit lang erfolgreich sind, werden wir uns dann an die Agglomeration von Bern heranpirschen», ergänzt der Patron.

Doch nun ist es Zeit, ihn weiterarbeiten zu lassen. Nur noch wenige Stunden trennen ihn vom ersten Arbeitstag mit der neuen Firma. Die Überzeugung, die er an den Tag legt, lässt keinen Zweifel daran, dass Gasser nicht nur ein Gründer einer neuen Firma mit neuen Arbeitsplätzen ist, sondern auch ein Vorbild für die Region. Er schützt die KMU-Landschaft und stärkt das Rückgrat der Region. Adrian Gasser ist das leuchtende Beispiel, dass ein einzelner Mensch sehr wohl den Unterschied ausmachen kann.

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