«Wir können Ideen!»

«Wir können Ideen!»

Was gewissermas­sen als «Schafsidee» angefangen hat, ist seit kurzem Realität geworden: Martin Fussen und Pascal Föhr lassen sich für ihre Werbe­ideen nicht nur mit Geld, sondern auch mit Schafen, Hühnern oder Schweinen bezahlen. Der Publicitygag sorgte für Aufsehen – und tatsächlich hat bereits ein Kunde mit einem Schaf bezahlt.

Cash, mit Karte, per Rechnung oder mit Twint – wir sind heute gewohnt, vielfältige Möglichkeiten zur Bezahlung zu nutzen. Sogar Kryptowährungen sind in aller Munde und längst kein Fremdwort mehr. Umso ungewöhnlicher mutet die Idee einer Berner Werbeagentur an, die auf eine alte Währung setzt. Sie tauschen Ideen und Kreativität gegen Schafe, Hühner oder gar Schweine. Klingt schräg? Soll es auch, schliesslich gaben Pascal Föhr und Martin Fussen ihrer Agentur nicht umsonst den Namen «abstrus». Anders denken, neue Wege ausprobieren und beim Brainstorming die Köpfe rauchen lassen, ist für die beiden Querdenker eine Wohltat. Die Idee einer eigenen Werbeagentur inklusive ungewöhnlicher Zahlungsmittel hat ihren Ursprung in der gemeinsamen Studentenverbindung. Was in geselliger Runde erstmals aufkam, habe sie nicht mehr losgelassen, erzählt Fussen. «Damals fanden wir es einfach eine gute Idee. Wir haben eine Domain reserviert und viel diskutiert, liessen das Ganze aber noch ruhen», erklärt er weiter. Seit letztem Herbst ist es mit der Ruhe vorbei. Eine erste Zusammenarbeit kam zustande und schon bald wechselten Ideen und ein Schaf die Besitzer.

Wechselkurs?
Steht das Schaf nun bei Familie Fussen im Vorgarten? Leider nicht, obwohl die Kinder bestimmt ihre helle Freude daran gehabt hätten, lacht Fussen und erklärt das Bezahlprozedere: Das Schaf wurde in Grafenried seinem Bauern abgekauft, den beiden Neubesitzern übergeben und gleich wieder an den Bauern weiterverkauft. Das Schaf selbst dürfte vom Rummel um seine – nun ja – Person nicht viel mitgekriegt haben. Nur für ein kurzes Gruppenfoto musste es posieren, dann ging es zurück in den Stall. «Es war anfangs schlicht ein Publicitygag, das muss man zugegeben», gesteht Fussen. Dass sie zu ihrem Wort stehen würden, das sei natürlich Ehrensache gewesen. Da aber weder Föhr noch Fussen einen eigenen Bauernhof eröffnen möchten, gibt es alle Kreativpakete natürlich auch in Schweizer Franken. Eine Schwierigkeit stellt sich für die beiden aber: der Wechselkurs. Sie seien schon darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Beträge mit den geforderten Tieren nicht übereinstimmen. Der Radiosender «Neo1» hat einen Aufruf gemacht und die Hörer um ihr Fachwissen gebeten. «Das hat aber leider nicht geholfen», erzählt Fussen. So tappt die abstrus GmbH weiterhin im Dunkeln.

Ideen auf Kommando
Fundiertes Veterinärwissen kann man von Martin Fussen und Pascal Föhr natürlich nicht erwarten. Vielseitigkeit und Energie hingegen schon. Der eine ist Informatiker mit eigener Firma, der andere Historiker in einem Archiv. «Diese Arbeiten sind nicht so ausgefallen und kreativ», ist sich Fussen bewusst. Mit dem eigenen Kreativbüro ermöglichen sich die zwei einen bunten und vielfältigen Ausgleich. Dabei verlassen sie sich auf ihre Stärken. «Für uns war schnell klar, dass wir nicht selber Plakate oder Anzeigen machen wollen, schliesslich sind wir keine Grafiker. Was wir können sind Ideen», so Fussen selbstbewusst. Auf Kommando mit Einfällen um sich werfen und vor Kreativität nur so sprudeln ist keine einfache Aufgabe. Heute steht längst nicht mehr klassische Plakatwerbung im Vordergrund, Punkte werden vor allem im Web gesammelt – virale Effekte sei hierzu ein Schlüsselwort. «Erfolgsgarantie ist schwierig», weiss Fussen, ist aber auch überzeugt: «Gerade weil wir nicht aus der Werbebranche kommen, können wir auch anders denken.»

Langsam rollt es an
Aus den ursprünglichen Jobs aussteigen können und wollen die Familienväter trotz ihrer Motivation bis auf Weiteres nicht. Der aktuelle Aufwand entspricht rund einem 20%-Pensum, auf Eigenwerbung verzichten Föhr und Fussen vorläufig. Das Aufsehen, das der Schaf-Deal erregt hat, wollen sie dennoch nutzen. Seit ihrem ersten Auftrag spreche sich ihr Angebot und ihre Arbeitsweise herum, die Ideen kämen bislang gut an bei den Kunden. So kommen doch immer wieder Anfragen und Aufträge. Wer mit «abstrus» zusammenarbeiten will, bringt meist eine gewisse Offenheit mit und sucht einen Weg abseits der üb­lichen Pfade. «Wir sind eher Plan B», verrät Fussen, «wer zu uns kommt, hat vielleicht schon einiges an Werbung versucht und will etwas anderes ausprobieren.» Was bei der abstrus GmbH auf jeden Fall gefunden wird, ist Leidenschaft und Begeisterung für schräge Einfälle. Und wer weiss, vielleicht gesellen sich zu dem ersten Schaf bald weitere wollige Währungen.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
««Wir können Ideen!»»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2