«Wir sind stark im Freundlichsein»

«Wir sind stark im Freundlichsein»

Dass Alexander Jakob und Philippe Neuenschwander seit drei Jahren gemeinsam hinter dem Tresen stehen, ist jenem Umstand geschuldet, dass das Leben bekanntlich die besten Geschichten schreibt. Weg von den angestammten Berufen, auf zu einem Abenteuer. Heute betreiben die zwei «Schlawiner» eine Bar in Köniz, die genauso viel Herzblut wie Bier auf den Tischen serviert. Hier gibt's genau das, was viele suchen: ein Stück Heimat im Alltag.

«Wir sind stark im Freundlichsein», sagt «Phippu» lachend. Ein Satz, der mehr ist als ein Spruch. Denn weder er noch Alex kommen ursprünglich aus der Gastrobranche. Alex als Leiter eines Alters- und Pflegeheims besass bereits die Ausbildung zum Betriebsleiter. Zudem holte Phippu das Wirtepatent im Jahr 2022 nach. Beide haben sich ihren Platz hinter dem Tresen selbst geschaffen. «Wir sind keine typischen Gastro-Leute – aber vielleicht ist das genau unser Vorteil», meint er.

Die Idee zum «Schlawiner» entstand übrigens nicht in Köniz, sondern in London. Phippu hatte Tickets für die Dart-WM ergattert, weil er den grossen König der kleinen Pfeile unbedingt noch einmal live sehen wollte, bevor dieser abtrat. In seiner Stammkneipe erzählte er davon. Sein Freund Alex hörte einen Moment lang zu und meinte spontan: «Da komm ich mit.»

Zurück in der Schweiz reifte der Gedanke weiter. Phippu steckte damals gefühlt in einem Hamsterrad aus Beratung und Verkauf, musste sich an drei Chefs in fünf Jahren gewöhnen. «Alles drehte sich viel zu schnell», erinnert er sich. Alex kannte dieses Gefühl und schlug sich mit dem Gedanken herum, eine Bar zu eröffnen. Kaum sprach er diese Idee laut aus, «wusste ich: Das ist es», leuchten Phippus Augen bis heute. Ein Monat vor Corona war der Absprung geschafft – dann kam die grosse Bremse. «Angst oder Zweifel hatten wir nie. Die Lebenserfahrung lehrt uns: Es braucht Geduld und Sitzleder. «Aber nach fünf Jahren muss ein Betrieb funktionieren», sagt Phippu plötzlich. Und? Funktioniert der «Schlawiner»?  «Wenn’s so weitergeht, kommt es gut. Reich werden wollen wir ja nicht – glücklich sein reicht völlig aus», antwortet Alex.

Der Schlawiner ist keine x-beliebige Bar. Vielmehr ein Ort mit Charakter. Fünf grosse TV-Screens hängen an den Wänden, Sport läuft fast immer. «Was du sehen willst, kannst du auch schauen», sagt Alex. Champions League, Hockey, Formel 1 – hier entscheidet der Gast, was läuft. Sport ist Trumpf, auf den Bildschirmen und in der Bar. Im Schlawiner steht auch der Tischfussball im Zentrum. Der Tischfussballclub Bern (TFC Bern) trainiert hier jeden Dienstag, einmal im Monat gibts ein Plauschturnier – und manchmal schauen auch die ganz Grossen vorbei. Sogar ein Weltmeister lässt sich hin und wieder blicken. «Wer sich messen will – viel Vergnügen!», sagt Phippu lachend. Doch keine Sorge, man muss sich nicht mit den Besten messen, mit Freunden gehts auch.

Und wenn nicht «getöggelet» oder am Flipperkasten «geflippert» wird, dann wird beim Pubquiz geraten oder eine Dartscheibe ins Visier genommen. «Uns ist wichtig, dass für alle etwas dabei ist. Und wenn es nur ein bequemer Stuhl und etwas Ruhe ist», ergänzt Alex. Doch wer das Ambiente und die Möglichkeiten sieht, der versteht, dass auch Firmen oder Private gerne mal die Bar mieten, um ihre Feierlichkeiten an einem gemütlichen Ort zu veranstalten. Geburtstage, Jubiläen, kleine Konzerte – alles schon dagewesen.

Köniz hat Bars, ja, aber nicht im Überfluss. Der Schlawiner füllt eine Lücke. Eine Sportbar nach englischem Vorbild, aber mit schweizerisch-österreichischem Herz. Warm, gemütlich, ehrlich. Kein Pub, kein Club – einfach ein Ort, an dem man gerne bleibt. Der Name hat übrigens Familientradition. «Der Schlawiner auf unserem Logo war mein Urgrossvater Hansi», verrät Alex. «Er entspringt einer Aufnahme aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, wo er sich als Tiroler mit Hut und Flinte präsentiert. Dem Herren sieht man an, was ein «Schlawiner» ist: bodenständig, charmant, aber eben auch ein wenig verschmitzt.

Zeit, die beiden Freunde wirken zu lassen, bald öffnen die Türen. Hinter der Theke warten 14 Biersorten, dazu gibts für jene, die mögen, Hobelkäse, Brot und andere Kleinigkeiten – simpel, aber gut. Kein Firlefanz, kein Schickimicki. Dafür ein Lächeln, wenn man hereinkommt, und oft ein neues Gesicht, mit dem man anstossen kann. Wer den Schlawiner einmal besucht hat, versteht schnell, warum es mehr ist als nur eine Bar. Es ist ein Treffpunkt, an dem Geschichten beginnen. Lebensgeschichten wie jene von Alexander Jakob und Philippe Neuenschwander.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
««Wir sind stark im Freundlichsein»»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2