Zusammenarbeiten statt «ellbögeln»

Zusammenarbeiten statt «ellbögeln»

Seine Wortmeldungen hatten Gewicht, seine Akzeptanz war weit über die Parteigrenzen hinweg hoch. Christian Roth tritt nach 13 Jahren aus dem Könizer Parlament zurück, nicht aber aus der Politik.

150 Parlamentssitzungen, sechs Jahre Co-Präsident der SP Köniz, Einsitz in der Geschäftsprüfungskommission sowie in der Finanzkommission und Co-Leitung der SP-Fraktion. Er prägte die Kommunalpolitik und hinterlässt Spuren.

Wohnraum als Anliegen
Ein spezielles Augenmerk richtete Roth dabei stets auf die Wohnsituation in der Gemeinde. «Das ist mein grosses Anliegen. Anfänglich engagierte ich mich für mehr Kita-Plätze, bis wir die Lösung hatten, später für die frühkindliche Förderung. Damit Familien in Köniz aber wohnen können, benötigen sie bezahlbaren Wohnraum. Davon gab und gibt es wenig, deshalb setze ich mich für bessere Rahmenbedingungen für den genossenschaftlichen Wohnungsbau ein», begründet er sein Engagement. 2017 nahm die Bevölkerung den Gegenvorschlag zur Könizer Wohninitiative an. Diese hat Roth massgeblich mitgeprägt. Die Probleme sind für ihn seither aber noch nicht gelöst: «Was immer noch fehlt sind Sozialwohnungen. Wir haben kein einziges Angebot, die Gemeinde besitzt aber rund 100 Wohnungen», bedauert er. Vorstösse gab es bisher mehrere, aber laut Christian Roth bleibt der Handlungsbedarf bestehen.

Reizvolle Kantonspolitik
Es ist noch viel zu tun und trotzdem tritt der erfahrene Politiker zurück. Weshalb nun so plötzlich? «Ich möchte meine Zeit in eine Weiterbildung investieren. Deshalb lege ich bereits jetzt mein Amt nieder und nicht erst Ende Jahr», antwortet der Sozialarbeiter. Weiterhin arbeitet er in zwei Arbeitsgruppen der SP Köniz im Zusammenhang mit dem Wohnen sowie dem Thema Soziale Sicherheit mit und behält sein Engagement im Mieterverband der Stadt und Region Bern. Es ist also nicht auszuschliessen, dass er nach seiner Weiterbildung seine Mandate wieder erhöht. Ein wenig schielt der Politiker dabei auf den Kanton. «Nächstes Jahr sind Grossratswahlen. Man weiss nie, was passiert», meint er und ergänzt mit einem Lachen: «Obwohl ich weiss, dass ich als Mann in der SP derzeit vielleicht einen kleinen Nachteil habe.» Aus gutem Grund, denn zweimal bereits trat er bei Wahlen an, bei denen die Frauenliste besser abschnitt. Ob Christian Roth nächstes Jahr für den Grossrat kandidiert ist zwar noch offen, doch durchaus möglich.

Kontakte knüpfen
Ein Stockwerk höher hingegen möchte er nicht tätig werden. «Die nationale Politik ist in meinen Augen ein Haifischbecken. Hier muss man ‹ellbögeln› und das ist nicht mein Ding», spricht er in seiner gewohnt direkten Art. Diese Aussage überrascht nicht, wenn man die 13 Jahre im Könizer Parlament etwas unter die Lupe nimmt. Der SP-Politiker ist einer, der nach der Sitzung auch mal parteiübergreifend zusammensitzt und Lösungen diskutiert. «Ich möchte erfahren, wie die Sichtweise der anderen lautet; das ist mir wichtig.» Die Motivation liegt für ihn in den Möglichkeiten, vor Ort etwas bewegen zu können. Gemeinsam und immer mit einem offenen Ohr für die Bevölkerung. «Ich vertiefe mich gerne in Themen, die das Leben vor der Haustüre tangieren.» Rückblickend erstaunt es ihn aber, dass nur wenige Menschen aus dem Volk ihn direkt aufgesucht haben. «Das geschah eher über die sozialen Medien», ergänzt er. Da er aber als gebürtiger Mexikaner und mit Lebensabschnitten im Baselbiet nicht als grenzenlos einheimisch gilt, meint er: «Vielleicht geht es anderen Parlamentarierinnen und Parlamentariern ein wenig anders.» So oder so lädt er die Bevölkerung ein, sich zu melden, die Parlamentarier seien schliesslich ihre Vertreter und hätten alle ein offenes Ohr. Widerspricht denn ein kantonales Amt nicht dieser direkten Politik vor der Haustüre? «Im Gegenteil, man hört oft einfach zu wenig von dieser Politikebene und das ist eigentlich schade», antwortet er.

«Mit Christian Roth verlässt ein Schwergewicht das Parlament», meint denn auch Parteikollegin und Co-Fraktionspräsidentin Vanda Descombes. Einer, der auf der Strasse steht, diskutiert, zuhört und Lösungen sucht. Seine Nachfolge tritt Isabelle Steiner aus Wabern an. Er hinterlässt ihr grosse Fussstapfen, aber sicherlich auch eine helfende Hand. Denn eines ist klar: Einer wie er kämpft weiter um seine Anliegen; stets für die Sache, stets ohne zu «ellbögeln».

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