Diese ruhige Stimme mit dem freundlichen Unterton, sie ist zum Markenzeichen von Ruedi Flückiger geworden. Zum Synonym für Naturpark, Gan-
trischPlus, Bärenpark, kurz: für ein Naherholungsgebiet, das in den letzten zehn Jahren eine Entwicklung hingelegt hat, die schweizweit für Aufmerksamkeit sorgte. Und mit genau derselben Stimme sagt er nun: «In zwei Jahren hätte ich ohnehin zurücktreten wollen. Meine Position ist in der Vergangenheit aber mehrmals kritisiert worden, gerade die Doppelfunktion GantrischPlus und Förderverein. Ich habe mich für die Region nach Kräften engagiert. Die Vorwürfe muss ich akzeptieren, sie bremsen aber meine Motivation; so möchte ich nicht mehr weitermachen.»
Doppelte Demission
Die GantrischPlus AG hat das Nachlassverfahren eingeleitet. Hier räumt der Verwaltungsrat und Geschäftsführer ein: «Wenn man sich engagiert, passieren Fehler. Bei der GantrischPlus ist das sicherlich der Fall, etwa bei der Aufgabenteilung, die im Verwaltungsrat nicht kontrolliert wurde. Dokumente, die verschwunden sind, Geld, das gestohlen wurde; es kumuliert sich und das ist nicht schön, da verstehe ich die Reaktion vollumfänglich.» Er übernimmt die Verantwortung, er nimmt den Hut. Anders präsentiert sich die Situation im Förderverein Region Gantrisch. Dieser bildet die Trägerschaft des Naturparks Gan-
trisch und wird von ihm präsidiert. «Erstmals kam die Frage auf, wie sinnvoll die Doppelfunktion von mir ist und welche Auswirkungen die Situation der GantrischPlus AG auf den Förderverein hat. Ich entschied mich, zum Wohle des Parks freiwillig zu demissionieren, damit hier keine Ängste aufkommen müssen», erklärt er. Innerhalb von wenigen Tagen verliert die Region also jenen Mann, der die vergangenen zehn Jahre geprägt hat wie kein anderer.
Machtkonzentration
Das Wort «Macht» kursierte immer wieder rund um die Mandate von Ruedi Flückiger. Doch sein Engagement und die damit verbundenen Institutionen mit Macht zu vergleichen, wäre in etwa so, wie wenn man einen Luchs mit einem Löwen verwechseln würde. «Mir ging es nie um Macht; die Aufgaben, die mir zuteil wurden, sind nicht machtorientiert», meint er denn auch. Vielmehr entsteht bei manchen ein Machtgefühl, wenn man einen derart umtriebigen Menschen wahrnimmt. Immer dann etwa, wenn er vorangeht, Verantwortung übernimmt oder Bewegung in eine Sache bringt. Pioniere werden beobachtet. Von den einen bewundert, von den anderen befürchtet, weil sie Veränderungen vorantreiben.
Gantrisch-Gen
Was hingegen unbestritten sein dürfte: Ruedi Flückiger hinterlässt eine Lücke, um nicht zu sagen einen ganzen Sensegraben. Der Naturpark Gantrisch ist mittlerweile der erfolgreichste der Schweiz, sind sich viele Personen aus Tourismus und Wirtschaft einig. Die Beliebtheit, die Bekanntheit und die Schönheit sind in aller Munde. Ein Resultat, an dem er massgeblich beteiligt ist. Nun stehen die nächsten zehn Jahre an. Wie positioniert sich der Park, wo liegen die Schwerpunkte der Zukunft? Längst ist das Team daran, diese zu definieren, hat sich schon mit den Gemeinden zusammengesetzt und man darf beruhigt feststellen: «Es läuft wie geschmiert.» Die Frage ist dann noch, wie gut es laufen wird. Braucht es wieder Aushängeschilder, neue Pioniere und wenn ja, wer sind die neuen Leute mit dem «Gantrisch-Gen»? Flückiger sagt in seiner gewohnt ruhigen Art: «Kurzfristig klafft vielleicht eine Lücke, aber schon mittelfristig wird diese geschlossen werden können, da bin ich mir sicher.»
Einer, der so lange für die Entwicklung der Gantrisch-Region gebrannt hat, ist nun verbrannt. Er übernimmt selbst jetzt die Verantwortung, wenn es darum geht, statt Lob Vorwürfe zu ernten. Gelöscht ist sein Feuer deswegen aber nicht. «Ich habe in diesen Tagen viel Zuspruch bekommen und werde mir nun mal Zeit nehmen, um herauszufinden, wie es für mich weitergeht», meint Flückiger abschliessend. Und das zeugt von Grösse. Kein Groll, kein Disput, stattdessen auch hier eine Aussage oder Entscheidung zu Gunsten der Region. Vielleicht war es ganz einfach ein wenig des Guten zu viel für Ruedi Flückiger.