Laut dem Monitoring der Fachstelle Rassismus-Bekämpfung, das am 1. Februar 2024 veröffentlicht wurde, gab jede sechste in der Schweiz lebende Person an, rassistisch diskriminiert worden zu sein. In Deutschland ist es sogar jede fünfte Person, wie aktuelle Daten des Bundesamts für Statistik belegen. Die Zukunft wird zeigen, welche Schlussfolgerungen Gesellschaft und Politik aus den Ergebnissen dieser Datenanalysen ziehen werden.
Verstehen, was Rassismus und Diskriminierung bedeuten
Bevor Begriffe wie «Rassismus» oder «Diskriminierung» verwendet werden, ist es wichtig, sie klar zu definieren. Rassismus ist eine spezifische Form von Diskriminierung. Es bezeichnet diskriminierende Haltungen oder Handlungen gegenüber Menschen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, Hautfarbe oder kulturellen Zugehörigkeit. Rassismus kann in verschiedenen Formen auftreten und wird in der soziologischen Literatur in individuelle, strukturelle und institutionelle Formen unterteilt. Weitere Diskriminierungsformen betreffen beispielsweise Beeinträchtigungen, soziale Stellung, Geschlecht oder Religion. Diskriminierung ist eine schwere Verletzung der Menschenrechte, bei der Betroffene aufgrund individueller oder gruppenspezifischer Merkmale systematisch daran gehindert werden, diese wahrzunehmen.
Kultur trifft Kulinarik – Ein Tisch für alle
Ob mit Kursen, Kultur oder Kulinarik – die Aktionstage haben gezeigt, dass es viele Möglichkeiten zur Auseinandersetzung gibt. Das Angebot und die Beteiligung sind kontinuierlich gewachsen, so dass in diesem Jahr für alle etwas dabei war. Zwei Programmpunkte stiessen besonders auf Interesse, wie die Zahl der Teilnehmenden offenbarte. Zum einen war die Fotoausstellung von Klaus Petrus vom 14. bis 23. März im Kulturhof Schloss Köniz zu sehen. In der Februarausgabe dieser Zeitung wurde unter dem Titel «Spuren der Flucht» darüber berichtet. Andererseits zog das interkulturelle kulinarische Angebot am Samstag, den 22. März, zahlreiche Menschen unterschiedlichster Herkunft an einen Tisch, an dem nicht nur gegessen, sondern auch Raum für Austausch geschaffen wurde.
Brücken bauen für die Zukunft
Im Rahmen der Aktionstage leistete auch die Fachstelle Prävention, Kinder- und Jugendarbeit einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit Rassismus und Diskriminierung. Vom Zentrum bis in die umliegenden Ortschaften wurde der Dialog gesucht, sowohl im digitalen als auch im physischen Raum, um Brücken zu bauen und neue Türen zu öffnen. Die Angebote wurden von drei Jugendarbeiterinnen der Arbeitsgruppe «Aktionswoche gegen Rassismus» ins Leben gerufen. Im virtuellen Raum umfassten sie eine Kampagne in den sozialen Medien und einen «Escape Room». In der analogen Welt wurde in Zusammenarbeit mit der Bibliothek Niederwangen ein Walk-in Begegnungscafé organisiert. Geraldine Rösti, eine der Initiatorinnen, betont: «Digitale Angebote sind wichtig, doch sie können den Wert persönlicher Begegnungen niemals ersetzen.»
Auseinandersetzung macht Schule
Neben der Jugendarbeit setzte sich auch die Klasse 7b des Oberstufenzentrums Köniz aktiv mit dem Thema der Aktionswoche auseinander. Dabei wurde es sowohl aus historischer als auch aus gegenwärtiger Perspektive beleuchtet. Am Freitag, dem 21. März, gingen die Schülerinnen und Schüler ins Zentrum der Gemeinde, um Passantinnen und Passanten zu ihren Erfahrungen mit Rassismus zu befragen. Nach zahlreichen Interviews kamen die Jugendlichen zu dem folgenden Schluss: «Als Klasse halten wir es für wichtig, anderen Menschen mit möglichst wenig Vorurteilen zu begegnen und das Gespräch zu suchen.»
Liebe überwindet den Hass, wie das Licht die Finsternis
Zurzeit wird die vergangene Kampagne ausgewertet, um Erkenntnisse für zukünftige Aktionen zu gewinnen. Fest steht: Auch im kommenden Jahr wird sich die Gemeinde Köniz gemeinsam mit vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Privatpersonen an der «Aktionswoche gegen Rassismus» beteiligen. Die folgenden Worte, die dem US-amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King zugeschrieben werden, haben durch sein Wirken die Welt verändert: «Es gibt keine grössere Kraft als die Liebe. Sie überwindet den Hass, wie das Licht die Finsternis.» In diesem Sinne: Nur gemeinsam können wir eine Gesellschaft schaffen, in der alle dazugehören.