Welcher Vereinsvorstand kennt das nicht: Ein Jahresanlass steht vor der Tür und die Sponsoringbriefe sollten endlich raus. Oder die Mannschafts-Tenues haben im Laufe der Jahre Patina angesetzt und sollten ersetzt werden. Aber wer kümmert sich um die Beschaffung der finanziellen Mittel? Die Raiffeisenbank Schwarzwasser hat am Vereinsanlass Ende November im Schloss Schwarzenburg eine mögliche, einfache Lösung für das Problem vorgestellt: «lokalhelden.ch». Die Internet-Plattform ist kostenlos, bietet den Komfort anderer Crowdfunding-Portale, ist aber doch irgendwie anders.
Fans suchen
Wer sein Anliegen publik machen will (und das gilt für Vereinsmitglieder genauso wie für Privatpersonen), kann sein Projekt auf «lokalhelden.ch» vorstellen. Dazu gehört ein Beschrieb des Vorhabens, dazu gehört zwingend ein Video und dazu gehören die finanziellen Vorstellungen: Ab wann ist das Projekt bereit «zu fliegen» und wann ist das Endziel erreicht. Zuvor müssen jedoch genügend «Fans» gefunden werden, welche das Vorhaben ideell unterstützen und den virtuellen Daumen hochhalten. Die benötigte Anzahl dieser «Fans» hängt ab von den finanziellen Zielen und bewegt sich zwischen 10 und 100.
Geld sammeln
Ist diese erste Phase erfolgreich abgeschlossen, geht es ums Geld. Während 30 bis maximal 90 Tagen können Gönner ihren Beitrag bestimmen. Überwiesen wird allerdings noch nichts, denn damit das Projekt zustande kommt, muss die untere Limite erreicht werden. Hier gilt das Alles-oder-Nichts-Prinzip. Um Sponsoren anzulocken, können für bestimmte Beträge «Mercis» angeboten werden, das sind kleine, individuelle (auch nicht-materielle) Dankeschöns, die einen Bezug zum Projekt haben. Die Plattform erlaubt neben der Suche nach Geld auch die Anfrage für materielle oder direkte Unterstützung durch Helfer.
Akzeptanz durch Nähe und Transparenz
Seit etwa 2,5 Jahren existiert die Plattform. Bei den bisher mehr als 300 erfolgreich finanzierten Projekten sind rund 6,3 Millionen Franken an Sponsoren-Geldern geflossen. «76 Prozent der Projekte werden erfolgreich finanziert», bilanziert «Content-Managerin» Michèle Ullmann. Sie begründet dies mit der Transparenz des Verfahrens und dem Vertrauen, das die Sponsoren durch die Nähe zum Projekt haben. Auch die Zahlungsmoral sei überdurchschnittlich: «Mehr als 80 Prozent der versprochenen Zahlungen werden ohne weitere Aufforderung getätigt.»
Zum Beispiel das Regionalmuseum
Aktuelles Schauprojekt aus der Umgebung ist das Regionalmuseum Schwarzwasser. Um den jährlichen Fehlbetrag von etwa 15-20’000 Franken aufzutreiben, ist die nächste Ausstellung zum Thema «Mein Verein» auf «lokalhelden.ch» publiziert worden. Gemäss Kurator Simon Schweizer werden stellvertretend für die mehr als 400 Vereine im Einzugsgebiet 23 Vereine aus verschiedensten Sparten porträtiert. Die Ausstellung dauert vom 5. Mai bis zum 24. November 2019. Je nach Höhe des versprochenen Beitrags gibt es diverse «Mercis», von Gratiseintritten über Führungen im Museum bis zu einem Probetraining bei den Schwingern oder der Einladung zu einem Pfadianlass. Ob die Sammlung erfolgreich endet, war bei Redaktionsschluss noch nicht klar. Eine Alternative zur üblichen Sponsorensuche war es allemal.