Der frühe Herbstmorgen kündet erneut einen reichbefrachteten Tag für «Schaller Wohnen» an. Doch von Stress keine Spur bei Peter Schaller. Er läuft durch die verschiedenen Ebenen und Bereiche seines Einrichtungshauses. Schweizer Produzenten dominieren die Ausstellungen. Lösungen mit Qualität, zeitlose Designs, dezent, funktional und elegant. Fast ein wenig wie der Patron selbst. Ein «Möbeler» mit allen Sinnen, wie er sich bezeichnet. Ein ruhiger Mann mit einem Auge fürs Detail, einem offenen Ohr für Mitarbeitende und Kunden sowie einem Mundwerk, aus dem durchdachte Worte «schallen».
Just als der kleine Rundgang endet, trabt der Jack Russel seiner Partnerin und Mitarbeiterin zufrieden in den Laden, vorbei an dieser ganzen Szenerie, schnurstracks in sein Körbchen. Die wedelnde Rute zeugt von seiner Zufriedenheit. «Das hier ist nur alles möglich dank all der treuen und langjährigen Mitarbeitenden», sagt Schaller, während sein Blick durch die liebevoll drapierten Wohnangebote schweift. Typisch Peter Schaller. Obschon es hier um sein Lebenswerk geht, denkt er zuerst an seine Mitarbeitenden und an seine Kunden. Er spricht von Dankbarkeit. Es sind seine Augen, welche die Wehmut verraten. «Ich will nicht jammern, ich habe ein Leben lang gerne hierfür gearbeitet, aber wenn man realistisch ist, ist es nun an der Zeit, auf Wiedersehen zu sagen.» Und zwar den Kundinnen und Kunden. Nicht irgendwie, sondern indem ab dem 22. November kräftige Rabatte auf all den Sofas, Sesseln, Tischen, Stühlen, Betten, Matratzen, Duvets und Kissen angeschrieben sind. «Das ist unsere Art, allen Danke zu sagen», erklärt er.
Die traditionelle Weihnachtsausstellung wartet trotz der kommenden Schliessung darauf, Menschen zu verzücken. Mit Wohnkultur. Ein Begriff, der sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte gewandelt hat. Wo einst eine Anschaffung fürs Leben die Wohnung zierte, wechseln die Menschen heute schneller aus, richten neu ein, stellen um und fühlen sich vermehrt zu Rabatten mit grossen Lettern hingezogen. Das war nie die Philosophie von Peter Schaller. Für ihn geht Kultur einher mit Stil, Qualität und Einzigartigkeit. Und genau das sind seine Möbel. Etwas verschmitzt ergänzt er deshalb: «Ich glaube, unsere Kunden haben alle viel Stil, wir haben ja in viele Häuser und Wohnungen sehen können.»
Dann bedarf das Gespräch einer kurzen Pause. Sein Mitarbeiter kommt vorbei. Er gehe jetzt los, um eine Wohnung zu vermessen, damit die Vorhänge passgenau geschneidert werden können. Der Boden sei jetzt drin, nun könne man genau messen. Schaller nickt und verabschiedet sich von seinem Mitarbeitenden. Wie viele Menschen es wohl sind, die dank «Schaller Wohnen» sich neu eingerichtet haben? Es gibt eine Zahl: 3500. Beeindruckend. Doch noch erstaunlicher wird es, wenn man erfährt, wie viele vom Kinderzimmer bis zu den eigenen vier Wänden hier schon ein- und ausgegangen sind. Wehmut schwingt eher beim Betrachter mit, nicht beim Patron selbst, der lässt sich nichts anmerken. Er ist fokussiert auf die letzten Monate. «Wir sind bis zum Schluss für alle da», sagt er bestimmt.
Weshalb muss solch ein KMU-Juwel seine Türen schliessen? Weshalb fehlt die Nachfolge? Weshalb verkennen so viele Menschen die Vorteile solcher Geschäfte gegenüber den Katakomben des Internets? Weshalb sind Rabatte wichtiger als Qualität? Weshalb muss alles sofort sein, statt darauf zu sparen und sich dann umso mehr zu erfreuen? Weshalb achten Gemeinden nicht besser auf ihre KMU, wenn zum Beispiel Grossbaustellen ihren Steuerzahlenden Einbussen in grossem Rahmen bescheren? Es sind gesellschaftliche Fragen. Solche, die Peter Schaller nicht zu beantworten vermag. Wie sagte er eingangs des Gesprächs? «Ich will nicht jammern.» Er nicht, aber die Gesellschaft muss sich diese Fragen gefallen lassen, sich hinterfragen, sich besinnen. Wenn solche Firmen unwiderruflich verschwinden, verlieren Vereine ihre Sponsoren, die Bevölkerung Arbeits- und Ausbildungsplätze und die Gesellschaft ihre regionale Vielfalt.
Doch das sind die Gedanken von aussen. Jene von Peter Schaller liegen bei jenen Menschen, die all dies zu schätzen wissen. Er freut sich nun vielmehr, wenn die Kundinnen und Kunden noch einmal vorbeikommen – für ein gutes Angebot, eine inspirierende Wohnidee oder einfach, um die letzten Jahre gemeinsam Revue passieren zu lassen. Letzteres dürfte sein Abschiedsgeschenk werden. All die Erwachsenen, die schon als Kinder sein Möbelhaus kannten. Hochzeiten, Familiengründungen, Einzüge in Häuser, all die einschneidenden Kapitel dieser Menschen hat er mit seinem Team schöner und wohnlicher gemacht. Möge er in den kommenden Wochen unzählige dieser Geschichten hören. Denn am Ende steht die Dankbarkeit. Nicht nur von ihm an seine Kundschaft, sondern auch von uns allen für einen grossartigen Unternehmer und sein Lebenswerk. Danke, Peter Schaller.

