Silvia Zehnder-Jörg, Werlen’s Vorgängerin, initiierte 2010 die «1. Sensler Biennale» zum Thema «gìng scho». Gemeinsam begleiteten die beiden Frauen die erste Ausgabe, bei deren Eröffnung im Herbst 2011 Franziska Werlen bereits als Museumsleiterin amtete. Die Künstlerinnen und Künstler mussten sich mit einem Werk zum Thema und mit Bezug zum Sensebezirk bewerben. An der «2. Biennale», die 2013 unter dem Motto «dezwùsche» stattfand, wurden erstmals drei Jurypreise verliehen. Zudem erhielt der oder die Kunstschaffende mit den meisten Stimmen – jeder Museumsbesucher hatte eine Stimme – den Publikumspreis.
Plattform für alle
Gemäss Stiftungszweck soll das Sensler Museum regionalen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform bieten. Die Biennale steht zwar allen offen, aber die Verantwortlichen sind überaus stolz, dass in diesem Jahr mehr als die Hälfte der 47 Aussteller aus dem Senseland stammen. Dem Museum ist es vergönnt, jedem Exponat sein ganz besonderes Plätzchen bieten zu können. So kommen die Besucher nicht nur im dreigeschossigen Museum selbst auf ihre Kosten, sondern dürfen rund um das Gebäude, auf dem Dorfplatz und im Keller des Oberamtes die Objekte bewundern.
Die «Sensler Biennale» zeigt sich offen gegenüber jeglicher Art von schöpferischer Kunst und schreibt auch die Verwendung bestimmter Materialien nicht vor. «Künftig wollen wir diese Idee weiter intensivieren, indem wir mehr Kunstschaffende aus verschiedenen Sparten animieren, mitzumachen», erklärt Franziska Werlen. «Phantastisch, wenn sich jemand beim nächsten Mal vielleicht tänzerisch zum vorgegebenen Thema ausdrücken würde!»
Drei Preise verliehen
Eine vierköpfige Jury besah sich Ende August die eingegangenen Werke. Dabei galt es, ein Preisgeld in der Höhe von 3000 Franken zu vergeben. Die Anzahl und die Höhe der Preise waren der Jury überlassen. Beurteilt wurde der Bezug zum Thema «Aufbruch», das technische Können, die Originalität der Idee und deren Umsetzung.
Die diesjährigen Gewinner eines Jurypreises von je 1000 Franken sind: Danielle Julmy-Hort (Zumholz/Plaffeien) für ihr Werk «Aufbruch zu neuem Leben». Sie verbindet Kunst und Natur und hat ein Stück Totholz mit Epoxidharz bearbeitet und konserviert. Daraus bricht nun in Form von Pilzen aus Tiffany-Glas neues Leben hervor. Die grundverschiedenen Materialien verdeutlichen die Kraft der Natur.
Charlotte Lauer (Cudrefin) für ihre Bleistift-Zeichnung auf Reispapier «L’éclosion». Die im Erblühen begriffene Flusslandschaft der Sense spiegelt sich auf der Wasseroberfläche. Die geheimnisvolle, aussagekräftige Tiefe des Bildes weckt Emotionen.
Werner Keist (Flamatt) für seine Metallskulptur «Aufbrechen». Die Botschaft ist genauso deutlich und einfach wie die Umsetzung des Werks. Das schwere Metall widerspiegelt die Schwere des ersten Schrittes vor einem Aufbruch. Der Künstler deutet einerseits das Thema Asylsuchende an, fordert aber mit seinem Werk dazu auf, selber immer wieder aufzubrechen und nicht stehen zu bleiben.
Allen drei Kunstwerken attestiert die Jury, dass der Bezug zum Thema «Aufbruch» bereits im Werk angelegt und nicht erst mit dem Begleittext definiert ist. Das Asylzentrum Guglera inspirierte einige Künstler ebenso wie alte Sensler Traditionen und Bräuche. Franziska Werlen ist von der Ausstellung fasziniert und hellauf begeistert. «Kunst ist nicht unbedingt das, was man als ‹schön› empfindet; sondern das, was es mit einem macht», meint sie überzeugt. Wer sich selbst von der Vielfalt der regionalen, zeitgenössischen Kunst überzeugen will, kann dies noch bis am
11. November tun.