«In Laupen herrscht Aufbruchstimmung. Zusammen mit dem Kanton Bern und der Sensetalbahn AG packt die Gemeinde ihre Verkehrsprobleme an und schafft gleichzeitig die Basis für eine zukunftsorientierte städtebauliche Entwicklung mit attraktiven Optionen am Senseufer unter Wahrung der historischen Werte im Stedtli.» So steht es in einer Medienmitteilung der Gemeinde geschrieben. Das Gesamtprojekt ist in verschiedene Teilprojekte unterteilt: Verlegung der Bahnstation, Bau einer neuen Sensebrücke, Massnahmen im Strassenraum, Hochwasserschutz sowie Sanierung der Werkleitungen im Projektperimeter.
Herausforderung Verkehr
Eigentliches Kernstück ist die Verschiebung des Bahnhofs um 250 Meter in Richtung Neuenegg. Dadurch kann der für viele Stausituationen verantwortliche Niveauübergang aufgehoben werden. Die heute geltende Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h wird im Ortskern auf 30 km/h reduziert. Durch die Temporeduktion wird, so die Projektverantwortlichen, «die Verkehrssicherheit erhöht, ebenso die Verkehrskapazität».
Gar von einer «Jahrhundert-Chance» ist von den Behörden die Rede, weil durch die Verlegung des Bahnhofs ein grosses Areal in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums frei wird, «mit hohem städtebaulichen Poten-
zial». Die Auswertung des Mitwirkungsverfahrens wird nun aufzeigen, ob das Projekt sozusagen durchgewunken wird oder ob doch noch einige Hürden genommen werden müssen.
Kein Mehrverkehr?
Im optimalen Fall kann, so Gemeindepräsident Urs Balsiger, 2018 mit der Verschiebung des Bahnhofs begonnen werden. Gegner des Projekts werfen den Behörden vor, sie hätten das Projekt noch vor Inkrafttreten der neuen Zonenplanänderung im Kanton Bern 2014 durchgeboxt, das verdichtetes Bauen vorsieht. Urs Balsiger: «Das Projekt wird seit mehr als vier Jahren bearbeitet, es wurde nichts durchgeboxt, weil Gesetze geändert haben. Das neue Raumplanungsgesetz trat meines Wissens Anfang 2014 in Kraft.»
Der Gemeindepräsident beschwichtigt auch, was den Verkehr betrifft, angesichts der wachsenden Bevölkerungszahl: «Durch das Projekt entsteht kein Mehrverkehr, es hat, im Gegenteil, neben vielen anderen Aspekten das Ziel, den Verkehr zu verflüssigen. Wir rechnen mit keinerlei Stauzeiten mehr.»
Höhere Steuern?
Stichwort Wachstum (Stägmätteli, Poly-Areal, demnächst Hirsried). Ist dieses Wachstum nicht überhastet, zumal die
Zuwanderung in die Schweiz beschränkt werden soll und möglicherweise bereits hier ansässige Zuwanderer aufgrund der zu erwartenden schwierigen wirtschaftlichen Entwicklung (Euro/Franken-Kurs) das Land wieder verlassen werden? Laupen sei in den vergangenen Jahren – im Vergleich zu anderen Gemeinden, zum Beispiel im Kanton Freiburg – nur wenig gewachsen, stellt Balsiger fest, und «es ist Zufall, dass im Moment zwei Projekte fertiggestellt werden».
Und die Steuerbelastung für die Ortsansässigen, werden sie 2016 oder 2017 steigen? Urs Balsiger: «Dazu kann ich Ihnen keine Angaben machen. Wird die Belastung der Gemeinden durch den Kanton in den nächsten Jahren weiterhin steigen oder doch fallen? Wenn wir das wüssten…»