Baubetrieb, aktiv und engagiert, sucht…

Baubetrieb, aktiv und engagiert, sucht…

Im August starten unzählige Jugend­liche mit einer Lehrstelle und wagen erste Schritte in der Berufswelt. Auch der Betrieb Guggisberg Dachtechnik in Wabern bietet Lehrstellen in mehreren Berufen an. Die Stellen jedes Jahr zu besetzen, wurde in den letzten Jahren zunehmend schwieriger.

Mit dem Ende der obligato­rischen Schulzeit beginnt für viele Jugendliche ein neuer Abschnitt, grosse Änderungen stehen bevor. Einige zieht es ins Gymnasium, andere entscheiden sich für ein Zwischenjahr oder einen Sprachaufenthalt und wieder andere starten im August mit einer Lehre. Die berufliche Grundbildung, die klassische Lehre also, lockt die meisten Jugendlichen. Rund zwei Drittel aller Schulabgängerinnen und -abgänger steigen laut Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI direkt in die Berufswelt ein, die Zahl sei seit einigen Jahren konstant. Kein Problem also, um Lehrstellen mit motiviertem und geeignetem Nachwuchs zu besetzen, sollte man meinen. Der Blick in den Alltag zeigt allerdings oft ein anderes Bild. Hanspeter Läderach, Geschäftsführer von «Guggisberg Dachtechnik», hat in seiner Branche anderes beobachtet: «Früher hatten wir einen Andrang auf Lehrstellen. Heute wird der Aufwand für die Unternehmen immer grösser, um Lehrlinge zu finden.» Die Schwierigkeiten führen sogar so weit, dass Lehrstellen erst sehr kurzfristig vergeben werden oder ganz unbesetzt bleiben. So hat «Guggisberg Dachtechnik» für dieses Jahr immer noch offene Lehrlingsplätze, obwohl mit Spengler, Fassadenbauer und Dachdecker mit Spezialisierung auf Flachdach oder Steildach gleich vier herausfordernde und spannende Berufe angeboten werden. Der Rückgang des Interesses liesse sich bereits seit einigen Jahren feststellen, erklärt Läderach. Für viele, die sich für die genannten Berufe entscheiden, seien es eher Notlösungen, so scheint es. Die Frage nach dem «Warum» stellt sich der Bauprofi schon seit Längerem, ohne auf eine abschliessende Antwort zu kommen. Eine mögliche Erklärung ist die urbane Lage, denn für Lehrstellensuchende bietet die Stadt eine grössere Berufsvielfalt als die ländliche Region. Einen weiteren Grund sieht Läderach in der Bekanntheit und Popularität der angebotenen Berufe. «Klassische Handwerksberufe wie Zimmermann oder Schreiner sind eher bekannt», ist er sich sicher. Spengler oder Fassadenbauer sind nicht die ersten Berufe, die einem Jugendlichen in der Berufswahl durch den Kopf gehen.
Das SBFI liefert mit Umfrageergebnissen eine weitere Erklärung: Die Anzahl der angebotenen Lehrstellen übersteigt die Anzahl der suchenden Jugendlichen (Stand April 2017). Rein rechnerisch müssen also Lehrstellen unbesetzt bleiben. Läderach ist sich der Problematik bewusst und weiss, dass nichts anderes bleibt, als die Ärmel hochzu-
krempeln und die Sache anzugehen. «Wir versuchen zu zeigen, was wir in unseren Berufen machen», erklärt er. Beispielsweise am betrieblichen Lehrlingstag, wo Jugendliche und Eltern sich informieren können, mit der verstärkten Nutzung von sozialen Medien oder mit der Teilnahme an der Gewerbeausstellung. Hätte Läderach einen Wunsch frei für die Zukunft, wäre der Fall klar: Alle Jahre genügend Lernende, die mit Freude dabei sind und den Beruf aus Überzeugung wählen und nicht als Notlösung. Ob Frau oder Mann ist dabei einerlei, wer Freude hat, gerne draussen arbeitet und anpackt, ist bei «Guggisberg Dachtechnik» richtig. Auch Immigranten oder schulisch schwache Jugendliche, die viel Unterstützung brauchen, sind im Betrieb willkommen. «Wir sind stark sozial engagiert», erklärt Läderach, «es soll unbedingt beides Platz haben.» Nebst harter Arbeit – denn die Jobs auf dem Dach sind taff – soll auch ein kollegiales Miteinander Platz haben. «Nicht der Beruf alleine ist wichtig, auch die Dynamik im Team und das Betriebsklima sind entscheidend», weiss Läderach. Der Geschäftsführer schaut trotz dem harten Wind, der aktuell um die Nasen der Lehrmeister pfeift, optimistisch in die Zukunft. Dranbleiben lautet die Devise. «Und bald kommen wieder geburtenstärkere Jahrgänge», meint er augenzwinkernd.

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