Die Ausgangslage war klar: Die Behörden von Rümligen (Einwohnerzahl 442), Kirchenthurnen (277), Lohnstorf (220), Risggisberg (2’437) und Rüeggisberg (1’831) wollten den Puls bei der Bevölkerung messen: Ist eine mögliche grössere Gemeindefusion mehrheitsfähig? Die alles entscheidende Rolle spielt dabei die grösste Gemeinde, Riggisberg. Erst bei deren Zustimmung zur Weiterverfolgung der Idee wäre man in den anderen Gemeinden gesprächsbereit gewesen, vorausgesetzt, die eigene Bevölkerung wäre ebenfalls positiv eingestellt.
Katerstimmung in Riggisberg
In Zeiten, da überall gespart werden muss, machen Gemeindefusionen durchaus Sinn, nicht bloss der Kosten wegen, sondern vor allem auch im Hinblick auf eine gesteigerte Effizienz. Zudem haben grössere Gemeinden eine stärkere Präsenz, können Herausforderungen zur Bewältigung der Zukunft anpacken, die man sonst nicht einmal ansprechen dürfte.
Das Resultat am Längenberg ist inzwischen hinlänglich bekannt: Bei 1’887 Stimmberechtigten am Tag der Gemeindeversammlung in Riggisberg hiessen 52 Personen den Antrag gut, 117 lehnten ihn ab, bei einer Stimmbeteiligung von unter zehn Prozent. Weshalb diese massive Ablehnung? Gemeindepräsidentin Christine Bär-Zehnder sieht dafür keinen trifftigen Grund, «weil es zu diesem Traktandum keine vorangehende Diskussion gab». Auch seien alle Gemeinderäte für weitergehende Gespräche gewesen. Im Nachhinein ortet sie das eine oder andere mögliche Unbehagen, auch in Bezug auf die tiefe Stimmbeteiligung: Abstimmungsmüdigkeit, Angst vor Zentralisierung und zu grossen Einheiten, finanzielle Bedenken, fehlendes Vertrauen zu den Behörden, Retourkutsche von Gegnern der Asylunterbringung, keine Lust auf Veränderungen. In einem Punkt gibt sich Christine Bär-Zehnder abschliessend: «Wir haben diesbezüglich keine Pläne mehr.»
Rüeggisberg zeigt
Möglichkeiten auf
Vor der Abstimmung in Riggisberg hatten die Stimmberechtigten in Rümligen Gelegenheit, sich zu äussern. Dort stimmten über 75 Prozent der Anwesenden für eine Fortsetzung der Gespräche. Was also hatte Rümligen anders – besser? – als Riggisberg gemacht, bei einer zudem höheren Stimmbeteiligung? Die Antwort von Gemeindepräsident Martin Studer: «Ich nehme zu diesen tendenziösen Fragen keine Stellung.»
Ganz anders als sein Amtskollege äusserte sich der inzwischen zurückgetretene Gemeindepräsident in Rüeggisberg, Hans Blatter, obwohl auch hier keine weiteren konkreten Schritte vorgesehen sind: «An der Gemeindeversammlung wurde von einem Bürger angeregt, der Gemeinderat solle sich offen zeigen für Verhandlungen in verschiedenen Angelegenheiten.» Es geht dabei um eine vertiefte Zusammenarbeit mit Nachbarsgemeinden in Bezug auf Schulen, Feuerwehr, Sozialaufgaben, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung sowie das Projekt der Parkplatzbewirtschaftung im Gurnigelgebiet. Hans Blatter: «Die Gemeinde Rüeggisberg ist aber von ihrer Grösse, geografisch wie auch von der Einwohnerzahl her im Moment nicht zur einer Fusion gezwungen.» Die nähere Zukunft müsse den Weg aufzeigen, wie auch der Kanton in Bezug auf die Vielfalt der Gemeinden.
Thomas Bornhauser


