Das Herzstück soll pochen

Das Herzstück soll pochen

«Heute ist ein grosser Tag für Köniz», freut sich Gemeindepräsidentin Tanja Bauer. Die Gemeinde und der designierte Stiftungsrat präsentieren den Plan, wie es dereinst mit dem Schloss Köniz weitergehen soll. Eine Perspektive ohne Pomp, dafür mit viel Pepp.

«Wir sind zurzeit an dem Punkt, dass wir schon mal bescheiden hinter den Kulissen arbeiten, denn das Volk darf ja am Schluss entscheiden», betont Hans Traffelet, designierter Stiftungsratspräsident. Wird die Bevölkerung dem Vorhaben zustimmen, wonach das Schloss im Baurecht an die Stiftung übergehen wird, so will der Stiftungsrat keine Zeit verlieren und loslegen. Bereits im Jahr 2025 soll das Ritterhaus saniert werden. Eine Mitgift der Gemeinde, die nicht nur diese Sanierung ausführt, sondern der Stiftung zudem noch 4,5 Mio. Franken Startkapital gibt, macht dies möglich. «Wir wollen der Stiftung etwas übergeben, das man nutzen kann und den Start erleichtert», sagt Bauer. Und wer nun verwundert die Augenbrauen ab dem Betrag hebt, dem sei gesagt: Alleine die Sanierung des Kornhauses auf der Schlossanlage übersteigt 20 Mio. Franken. Geld wird es noch weitaus mehr benötigen und die Stiftung hat hier eine grosse Bürde, um das Schloss wieder in Schuss zu bringen.

Teures Ensemble
Genau das hat die Gemeinde immer belastet. Es ist ihr jahrzehntelang im engen Finanzkorsett nicht gelungen, die nötigen Investitionen zu tätigen, um das Schloss als Ganzes wieder fit zu machen; von der Parkanlage bis zu den verschiedenen Einzelgebäuden. Das Schloss Köniz ist kein grosser Klotz mit etwas Umschwung, sondern ein ganzes Ensemble an Gebäuden. Jedes einzelne schreibt ein wichtiges Kapitel der Könizer Geschichte. «Sind wir Stadt oder Land? Das Schloss ist die Antwort. Es war schon immer das Zentrum, aber alles andere war 1000 Jahre lang dezentral organisiert. Das Schloss bildet die Klammer zu all dem. Hier kommt man zusammen und einigt sich», erklärt die Gemeindepräsidentin. Eigentlich bis heute, wenn man an das Parlament denkt, das monatlich im «Rossstall» debattiert. Anders als der Rossstall sind weitere Gebäude in einem schlechten Zustand. Das soll sich ändern, damit das Herzstück von Köniz mehr Leben eingehaucht bekommt. Noch mehr. Denn dank dem Verein Kulturhof Schloss Köniz sind die alten Gemäuer nicht als Ruine bekannt, sehr wohl aber als Begegnungsort voller Lebensfreude. Das Parlament, die Musikschule, die Kirche, all das zeigt, «dass dieses Schloss der Bevölkerung wichtig ist», fasst Bauer zusammen.

Die Pioniere
Das Ensemble gehört aber nicht als Ganzes der Gemeinde. Pfarrhaus und Kirche sind im Eigentum der Kirchgemeinde Köniz. Sie hat bis dato dafür gesorgt, dass ihre Gebäude in Schuss sind. Der Verein Rossstall hat vor Jahren mit Pioniergeist schon mal ein Gebäude saniert und dafür gesorgt, dass die Räumlichkeiten genutzt werden können. Vom Parlament über Kulturanlässe bis zum Gewerbeapéro, der Rossstall ist aus der Agenda in Köniz nicht mehr wegzudenken. Dem Verein ist das Gebäude im Baurecht abgetreten worden. Sowohl Kirche wie auch der Verein Rossstall sind genau so bereit wie die Gemeinde, die Gebäude nun als ganzes Ensemble der Stiftung zu übergeben. Diese Pioniere ziehen an einem Strang. Ihre Kraft nehmen sie aus der Vision, ein ganzes Ensemble voller Angebote und Leben zu erhalten.

Das Vorhaben
Und dieses Herzblut nimmt der designierte Stiftungsrat auf. «Wir sind eine Art Fanclub des Schlosses», meint Traffelet mit einem Schmunzeln. Doch diese Stiftungsräte sind mehr als nur Freunde des Schlosses. Sie haben eine Vision. «Das Schloss dreht momentan im Rahmen einer nicht optimalen Infrastruktur. Unsere Vision ist es, genau so, wie das Schloss heute genutzt wird, in die Zukunft zu gehen. Aber mit allen Gebäuden, dem ganzen Dörflein», skizziert Traffelet. Damit dies gelingt, soll die Stiftung eigenwirtschaftlich funktionieren, damit man nicht alle paar Jahre wieder betteln gehen muss. Ein grosses Vorhaben. Doch die Chancen auf ein gutes Gelingen standen noch nie so gut wie heute. Alle Interessensvertreter sind mit von der Partie und einig in der Vision. Wie sagte die Gemeindepräsidentin eingangs: Es sei ein Ort, wo man sich findet. Et voilà.

Vorerst wird im August das Parlament darüber befinden, ob der vorgeschlagene Weg so beschritten werden kann. Es deutet viel darauf hin, dass hier von rechts bis links Einigkeit herrscht. Das haben frühere Debatten schon offenbart. Dann ist die Reihe am Volk. Nur wenn am 24. November die Bevölkerung grünes Licht gibt, wird der Stiftungsrat operativ tätig werden können. Es ist allerdings eine einfache Frage, welche das Volk zu beantworten hat. Will man ein Schloss für alle, funktionierende Gebäude, einen Begegnungsort und viel Kultur, dann lautet die Antwort kurz und knapp «Ja». Das Schloss als Ensemble ist das Herz von Köniz; und das soll pochen.

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