So instruierte der Wilderswiler Pfarrer Samuel Ziegler 1820 die versammelte Lehrerschaft und Gemeindevertreter in seiner «Vorlesung bey Eröffnung der Winterschulen». Er unterstellte, die Reihen der Schulbänke seien weit mehr als nützliche Schreib- und Sitzunterlagen. Sie zeigten die vom Lehrer bestimmte Hierarchie. Die guten Schülerinnen und Schüler vorne, die schlechten hinten und die störenden ausserhalb, an einem abgesonderten Ort, dem «Schämdipult». Im historischen Schulzimmer des Schulmuseums Köniz steht ein solches Pult. Kleiner als der Rest der Schulbänke befindet es sich in der rechten Ecke vor dem Fenster. Das «Schämdipult» folgt derselben Bauweise, bestand aus demselben Material und wurde vermutlich von demselben Schreiner hergestellt wie andere Schultische. Der einzige Unterschied ist seine Platzierung im Raum. Das störende Kind wird räumlich abgesondert und herabgesetzt. Die Notwendigkeit einer Strafe hob 1835 auch der im damaligen Fürstentum Münster ansässige Lehrer Bernhard Oberberg hervor. Das Kind müsse sie ertragen, da die anderen Schülerinnen und Schüler nicht mit jemandem zusammensitzen möchten, der oder die so «zänkisch, unreinlich, plauderhaft, muthwillig» sei. Die Strafe sanktionierte ein bestimmtes Verhalten, würdigte aber auch das vorbildliche Benehmen der anderen Klassenkameraden. Nicht nur im Unterricht gab es Strafen, die die Würde des oder der Bestraften angriffen. Seit dem Mittelalter waren etwa der Pranger oder die Schandmaske ein etabliertes Mittel zur öffentlichen sozialen Disziplinierung. Aus dem Schulwesen verschwand diese Praxis seit Mitte des 19. Jahrhunderts. 1909 wurde das beschämende Zurschaustellen im Schulraum im enzyklopädischen Handbuch der Pädagogik als «pädagogische Rohheit und Unsitte» bezeichnet. Bis heute wird die Absonderung als Strafe noch verwendet, wenn Lehrpersonen Schulkinder vor die Tür weisen. Im Gegensatz zum «Schämdipult» sind die störenden Kinder jedoch nicht mehr sichtbar, sondern müssen den Schulraum verlassen.
Wie Generationenwohnen gelingen kann
Er gehört zu den Urgesteinen der Könizer Politik. Der ehemalige Parlamentarier Christian Roth hat sich…