Rund 350 Bewohnerinnen und Bewohner zählt die Gartenstadt Liebefeld, die Hälfte davon sind Mitglieder der Genossenschaft. Peter Hilpert, der langjährige Anwohner und Sekretär der Organisation, bringt die Vorteile einer Mitgliedschaft vor: Die Quartierorganisation vertrete die Interessen der Gartenstadt-Bewohner bei allgemeinen Quartierfragen gegenüber den Behörden und Amtsstellen mit Schwerpunkt Baugesetz, Verkehr und Strassenunterhalt. So setzen sie sich beispielsweise für Tempo-30-Zonen im Quartier und gedeckte Veloabstellplätze am Neuhausplatz ein.
Die Förderung von gesellschaftlichen, gemeinnützigen und kulturellen Aktivitäten im Quartier seien weitere Gründe für eine Mitgliedschaft.
Die Kontakte unter den Bewohnern zu fördern, ist den Organisatoren wichtig. Die Quartiergenossenschaft ermögliche Treffen nicht nur an der Hauptversammlung, sondern auch anlässlich weiterer Anlässe, so Peter Hilpert. Und der Präsident Heinz Müller ergänzt: «Das Vergrössern unseres Mitgliederbestandes ist eines unserer Ziele.» Die Quartierorganisation könne mehr bewirken als Einzelpersonen. Sie verstehe sich als Sprachrohr für das Quartier gegenüber der Gemeinde. Für private Streitigkeiten sei sie jedoch nicht zuständig, ansonsten könnte sich der Vorstand einiges vorstellen, dass er unterstützen würde.
Zusammenfassung aus der Geschichte der Gartenstadt Liebefeld/Köniz und der Verkehrsgenossenschaft 1914 bis 2012 vom 6. Mai 2012, verfasst vom ehemaligen Präsidenten der Verkehrsgenossenschaft Gartenstadt, Prof. Dr. Hans Popp:
Die Gartenstadt Liebefeld war ehemals das Landgut Neuhaus mit einer Fläche von 28,5 Hektaren. Das umgebaute Gutsgebäude steht noch immer am Neuhausweg 7. Der Architekt Philipp Hauser kaufte 1914/15 das ganze Areal an einem Stück. Er war beeinflusst von der in England um die Jahrhundertwende entwickelten Gartenstadt-Idee: Ausserhalb der Stadtzentren günstiger und gesünder wohnen. So lautete denn seine Werbeschrift: «Direkt an die Stadt Bern angrenzend, in herrlichster Südlage, prachtvolles Alpenpanorama und absolut unverbaubar.»
Das Bauland mit 222 Parzellen konnte zum Preis von 1.80 bis 3.80 Franken/m2 günstig erworben werden. In Bern war Bauland um 1914 kaum unter 8 Franken/m2 zu haben. 1916 lagen die ersten fünf Baueingaben vor. Alle Siedler gemeinsam hatten Interesse an einem grossen Garten mit Platz für Gemüseanbau und Kleintiere.
Zu Beginn der Besiedlung der Gartenstadt standen sich einerseits die Unternehmung Architekten Gebrüder Hauser, der das ganze Landgut gehörte, und anderseits die neuen Siedler gegenüber, die ihre Parzellen von der Unternehmung kaufen mussten. Zwischen diesen beiden Parteien gab es naturgemäss Interessenskonflikte. Um dabei erfolgreicher aufzutreten, beschlossen die Siedler die Gründung einer Selbsthilfe-Organisation, einem sogenannten Leist. Mit 21 Gründungsmitgliedern wurden am 17. März 1917 im Restaurant Liebefeld die Statuten des Vereins verabschiedet und ein Gründungsakt mit den Worten: «Dem freien Manne freies Land und eigenes Heim!» unterschrieben.
1919 erklärte der Notar Streit von Köniz, eine Genossenschaft biete die einzige Gewähr, dass die Gelder in richtiger Weise verwendet und verwaltet würden. So kam es am 8. Dezember 1919 zur Gründungsversammlung der Verkehrsgenossenschaft Gartenstadt Liebefeld.
Finanzierung des Strassenbaus, der Anschluss an die Kanalisation und die Anbindung an den öffentlichen Verkehr waren die Hauptaktivitäten der Gartenstädter-Organisation. Aufgaben, die heute selbstverständlich von der Gemeinde übernommen werden.
Die Anwohner sollten die geplante Tram-Verbindung Bern-Köniz mitfinanzieren. Das Tram wurde nie realisiert, der Bau einer Bus-Haltestelle hingegen schon. Der Kiosk «Fadespüeli» wurde an dieser Haltestelle 1929 mit einem Teil des Genossenschaftsvermögens errichtet. Noch heute ist die Genossenschaft Besitzerin des inzwischen versetzten und umgebauten «Fadespüeli» am Neuhausplatz und hat dadurch eine kleine Einnahmequelle.