Der Gasthof Bären bleibt das einzige, was im Dorf und der näheren Umgebung an das Berner Wappentier erinnert. Ausser der Flurbezeichnung «Bärenloch» vielleicht. Noch vor wenigen Monaten sah es ganz anders aus: Eine arbeitsintensive Evaluation führte dazu, dass man an zwei Standorten im Gantrischgebiet einen Bärenpark anlegen könnte, der sicherstellt, dass der Tierpark Dählhölzli seine Bären nicht mehr nach Rumänien vergeben oder gar einschläfern muss. Dann der Rückzug des Tierparks und die Flucht nach vorne. Neu sollte der Bärenpark im Gantrischgebiet zu einem europäischen Standort werden, in einem Netzwerk, in dem Bären verschiedener Herkunft ein Zuhause finden. Ein Vorzeigemodell, das Besucherinnen und Besucher an Grossraubtiere heranführen und für die Zusammenhänge in der Natur sensibilisieren soll. Der Kanton gab grünes Licht, doch das Projekt kam nie richtig in Fahrt.
Die Befürworter
«Wir haben den Bärenpark gelebt, hatten schon Schlüsselanhänger und Socken mit Bären darauf», verdeutlicht der Präsident der Dorfburgerkorporation Hansrudolf Harnisch. Entsprechend enttäuscht sind die Burger aus Schwarzenburg. Verständlich. Sie haben eine Fläche des Dorfwalds zur Verfügung gestellt und sahen im Projekt ein sinnstiftendes Angebot, das Schwarzenburg eine echte Attraktion als Zentrumsgemeinde des Naturparks gegeben hätte. «Wir hatten das Gefühl, für diese Region können wir etwas Gutes tun, der Dorfwald ist schon bevölkert und die Bären nehmen uns ja nichts. Die Burger hätten da sicherlich einen Gewinn gesehen», kommentiert Harnisch weiter. Einstimmig war auf den ersten Blick auch die Haltung des Gemeinderats für das Projekt. Kommuniziert hat er das aber still und leise.
Die Angst
Bärensocken hat in der Gemeinde sicher niemand getragen. «Wir hatten das Gefühl, man hat zwar ja gesagt, aber Feuer und Flamme war eigentlich nie jemand für das Projekt», meint der Burgerpräsident. Ruedi Flückiger als Projektverantwortlicher teilt diese Ansicht, begrenzt sie aber nicht nur auf die politische Gemeinde, sondern weitet sie aus auf die ganze Bevölkerung, indem er sagt: «Wir hätten es gerne gemacht, ich persönlich auch, es hätte Schwarzenburg wichtige Impulse gegeben, mehr Bekanntheit und einen Mehrwert für die ortsansässigen Firmen. Aber es muss eine Unterstützung und ein Sog da sein für solch ein Projekt und das gab es nicht. Politisch und gesellschaftlich war die Unterstützung eher bescheiden. Niemand sagte, ich helfe, viele sagten, es sei eine gute Sache.» Wovor hatte man Angst? Etwa vor den Kosten? Die Projektverantwortlichen haben stets beteuert, dass weder die Gemeinde noch die Bevölkerung dafür zu zahlen habe.
Fehlende Finanzen
Man war lange Zeit sicher, dass aus privater Hand genug zusammenkäme. Doch mit dem Rückzug des Dählhölzli fehlten auch die Gelder aus Bern. Zudem erwiesen sich die angeschlagenen Projektkosten von fünf bis sechs Mio. Franken als zu tief, der effektive Bau wäre noch etwas teurer gekommen. Offenbar haben die Bären keine bärenstarke Lobby, denn es gelang nicht, genügend Gelder sicherzustellen. «Deshalb haben wir beschlossen, das Projekt zu beerdigen, bevor es noch mehr Zeit und Kosten verursacht», sagt Flückiger in seiner gewohnt ruhigen Art. Es hätte schon ein ganzs Dorf mit Bärensocken und Schlüsselanhänger für dieses Vorhaben einstehen müssen, damit genügend Geldgeber von einem bärenstarken Projekt angesteckt worden wären. Doch das ist eben nicht passiert. Ganz anders in Arosa, dort hat das Volk mitgemacht, die Politik mitgetragen und heute ist deren Bärenpark ein Erfolgsmodell. Bären sind nach wie vor für viele Menschen einfach nur Grossraubtiere, denen man wenig Sympathie entgegenbringt. Immerhin – in Zeiten, in denen Tierhaltung in Zoos oder in Gefangenschaft zusehends hinterfragt wird, entzieht sich Schwarzenburg dieser Polemik.
Die Dorfburger sitzen nun auf einem ausgesonderten Stück Wald, das auf ein Projekt wartet. Gibt es Alternativen? Was wäre, wenn der Seilpark in Rüschegg doch nicht entstehen könnte? Was wäre, wenn ein Wolfsgehege käme oder eines für den Wisent? Harnisch winkt ab: «Ich glaube, mit den Wölfen hätten wir genauso wenig Befürworter im Dorf wie mit den Bären, der Wisent hingegen braucht noch weitaus mehr Platz und wäre hier vermutlich am falschen Ort», kommentiert er und ergänzt: «Aber wir sind offen für Ideen und fänden es schön, wenn man hier etwas anderes, das mehr im Sinne der Politik und Bevölkerung ist, verwirklichen könnte. Dann wären alle glücklich.» Bis auf die Bären, denen hat man im wahrsten Sinne des Worts mit dem Bärenpark Gantrisch einen Bären aufgebunden. Der Kanton mit dem Steinbock im Wappen hat einen Bärenpark und jener mit dem Bären hat dafür Steinwild am Stockhorn ausgewildert.