Der FC Köniz kommt nicht zur Ruhe

Der FC Köniz kommt nicht zur Ruhe

Stolz, erfolgreich, eine Macht im regionalen Fussball – das war der FC Köniz noch im letzten Jahrzehnt. Doch diese Zeiten gehören der Vergangenheit an. Derzeit spielt die 1. Mannschaft in der 2. Liga interregional und das «Zwöi» in der 3. Liga – beide Teams mussten am Ende der vergangenen Saison den Abstieg in Kauf nehmen.

Man erinnert sich in der Vorortgemeinde gerne an die Zeiten, als der FC Köniz im Cup Rekordmeister GC mit 3:1 bezwang und am Aufstieg in die Challenge League schnupperte, doch das sind leider «Tempi passati». Die Gegenwart sieht anders aus, trister. Und doch gibt es am Horizont einen Silberstreifen. Seit Jahren werden nicht mehr Spieler mit grosser Vergangenheit eingekauft und zu horrenden Salären beschäftigt, heute backt man kleinere Brötchen und vertraut dem eigenen Nachwuchs, in dem nicht weniger als 19 Teams die schwarz-weissen Farben vertreten. Sowohl das Fanionteam als auch die zweite Mannschaft liegen bei Meisterschaftshälfte im vordersten Tabellendrittel mit realistischen Chancen, sich in der Rückrunde weiter nach oben zu verbessern. Die Spieler beider Teams sind jung, talentiert und erzielen laufend Fortschritte. Die Hoffnungen, dass auf den FC Köniz bald wieder sportlich bessere Zeiten zukommen, sind durchaus berechtigt.

Die Kehrseite der Medaille

Doch die Medaille hat auch eine Kehrseite. Ilir Bekaj, der seit siebeneinhalb Jahren im Verein tätig ist, hat bekanntgegeben, dass er auf Ende Jahr von all seinen Ämtern zurücktritt. Da kommt einiges zusammen. Bekaj ist Präsident, Sportchef und Trainer der 1. Mannschaft, TOS-Verantwortlicher, J+S-Coach, Administrator der Mitgliederverwaltung und half zudem als Speaker aus. Wie der FC Köniz all diese Lücken schliessen will, ist derzeit noch offen und stellt den verbleibenden Vorstand vor grosse Probleme. Ilir Bekaj, gute Seele und «Person für alles» im Verein, ist müde geworden, doch sein Herz schlägt trotz all der Entbehrungen in den letzten Jahren, auch trotz vieler Enttäuschungen, immer noch für den Verein. «Ich helfe mit, Nachfolgelösungen zu finden, doch ab Neujahr benötige ich eine kleine Auszeit, ab Sommer bin ich dann wieder bereit, in einem Klub Aufgaben zu übernehmen», sagt Bekaj im Gespräch mit der Könizer Zeitung. Unter der Führung Bekajs ist der FC Köniz dank rigoroser Sparmassnahmen wirtschaftlich vorangekommen und steht heute auf finanziell gesunden Füssen. Sportlich geben die gezielte Nachwuchsförderung und die aktuelle Verfassung der beiden Aktivteams durchaus Hoffnung auf wieder bessere Zeiten. 

Zu wenig geschätzt

Dass Ilir Bekaj nun Ende Jahr den Bettel hinschmeisst und Mitte November im Gastspiel beim FC Muri-Gümligen letztmals an der Seitenlinie stand, hat auch mit Enttäuschung zu tun. In seinem Rücktrittsschreiben listet er persönliche Gründe auf, die ihm seinen Entschluss erleichterten. «Ich habe mich in meinem Wirken zu selten respektiert, akzeptiert und verstanden gefühlt, obwohl ich ohne Wenn und Aber alles dem Verein untergeordnet habe. Sogar meine Familie hatte sich in den Dienst gestellt», schreibt Bekaj weiter und erwähnt, dass «keine Dankbarkeit vorhanden war, sondern Missgunst und rassistische Bemerkungen die Oberhand gewannen». So ist es durchaus verständlich, dass Bekaj leicht verbittert zurücktritt, aber trotz allem den Verein geordnet übergibt und sich bis Ende März zur Verfügung stellt, um Nachfolgelösungen zu finden. «Häbet Sorg zum Verein», schliesst er sein Schreiben an den Vorstand, die Mitglieder und Partner.

Sportlich im Aufbruch

In sportlicher Hinsicht läuft es in Köniz nach dem Abstieg, der mit einer starken Rückrunde und einem einzigen Sieg gegen den FC La Chaux-de-Fonds um ein Haar doch noch hätte verhindert werden können, wieder besser. Ilir Bekaj: «Ich bin überzeugt, dass wir in der 2. Liga interregional über eines der besten Kader verfügen. Der Mix aus vier bis fünf Akteuren mit Erfahrung in der Promotion League und der 1. Liga classic sowie vielen talentierten Nachwuchsspielern ist perfekt. Die Mannschaft hat sich nach einem mühsamen Saisonstart positiv entwickelt und kann noch mehr, als sie bisher gezeigt hat, und wird dies nach der Winterpause auch bestätigen.»

Bekaj hat es verstanden, das Schiff, das vor seinem Amtsantritt ohne Kapitän irgendwo dahindümpelte und auch viele Wechsel auf dem Trainerstuhl verzeichnete, zu stabilisieren und in einen sicheren Hafen zu steuern, von wo aus seine Nachfolger wieder in ruhigere Gewässer aufbrechen können.

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