Es ist der erste Minigolf-Titelgewinn für die Schweiz in der Kategorie Strokeplay (nach Schlagzahl) bei den Seniorinnen. Dementsprechend gross ist die Freude bei der Siegerin Katrin Nydegger vom Minigolf-Club Rüschegg Grizzlybär. Bereits als Jugendliche nahm sie gemeinsam mit ihrer Familie an Wettkämpfen teil und wird noch heute vom Verband «Swiss Minigolf» regelmässig für internationale Turniere aufgeboten. So auch für die Senioren-EM, die Anfang August in Tschechien ausgetragen wurde.
Viele von uns kennen Minigolf aus der Freizeit oder aus dem Urlaub. 18 Bahnen hat ein Spiel. Mit einem Schläger muss ein Ball an einem Hindernis vorbei in ein Loch befördert werden; wer dafür am wenigsten Schläge benötigt, gewinnt. Das Spiel kommt mit wenig Zubehör aus und ist einfach auszuüben. Bei Wettkampf-Spielern sieht die Sache etwas anders aus.
Bei ihnen wird Minigolf zum Sport, der zeitintensives Training, hohe Konzentration und eine ruhige Hand voraussetzt. Gefragt ist hohe Präzision auf kleinem Raum – und Nervenstärke. So auch an der EM in Tschechien. Denn Katrin Nydeggers Konkurrentin war ihr bis am Schluss dicht auf den Fersen. Auf der letzten Bahn musste die Könizerin den Ball mit einem Schlag ins Loch befördern. «Jetzt gibst du nochmals alles und holst den Sieg», offenbart sie ihre Gedanken. Ein paar Wochen später ist es noch stark präsent: Dieses «wunderschöne Gefühl», das sie verspürt habe, als der erste Platz Wirklichkeit wurde. «Die Teamkollegen, Betreuer und mein Partner kamen sofort auf mich zu, gratulierten und freuten sich mit mir», sagt sie mit einem Strahlen. Während sie erzählt, sitzt ihr Partner Markus Sommer neben ihr, sichtlich stolz auf ihren Titel. Dass er ebenfalls lizenzierter Minigolfspieler ist, bezeichnen beide als Glücksfall. Sie trainieren zusammen, reisen an die gleichen Wettkämpfe und werden nicht müde, die noch nicht
perfekten Schläge gemeinsam zu analysieren.
Hundert Bälle keine Seltenheit
Eine Wissenschaft für sich ist das Material, denn: «Ball ist nicht gleich Ball», weiss Katrin Nydegger aus jahrelanger Erfahrung. Bei Turnieren habe sie bis zu 200 Bälle dabei, sagt die Mutter zweier erwachsener Kinder und nimmt gelbe, blaue und rote Bälle aus ihrer Tasche. Alle sind leicht grösser als ein «Fünfliber»; der rote hüpft munter auf dem Tisch auf und ab, während der blaue, einmal fallengelassen, an Ort und Stelle liegenbleibt. Ein sogenannter toter Ball, wie es im Fachjargon heisst. Manche haben das Gewicht eines gehäuften Teelöffels Zucker, andere sind so schwer wie zwei mittelgrosse Kartoffeln. Es gibt Bälle für warmes Wetter, Bälle für die Bahn mit Tunnel, Bälle für solche mit Sprungschanzen, Bälle für unebenen Belag… Eine fast grenzenlose Vielfalt, bei welcher der Laie leicht die Übersicht verliert. Was beim Golfsport der Schläger, ist beim kleinen Bruder der Ball.
Mentale Form entscheidet
«Die Haltung hat ebenfalls einen grossen Einfluss» illustriert Katrin Nydegger auf Bahn Nummer 3. Sie stellt sich leicht breitbeinig hin, sodass ihre Füsse und der Ball ein Dreieck bilden. Ihr Blick ist fokussiert und der Körper gespannt, als sie leicht ausholt und den Ball scheinbar mühelos durch einen Tunnel direkt ins Loch befördert.
Entscheidend aber sei der Kopf: «Auf Wettkampfniveau macht die mentale Stärke den Unterschied aus.» Die gelernte Servicefachangestellte ist überzeugt: Ohne ihren unerschütterlichen Glauben in die eigenen Fähigkeiten hätte sie den Titel niemals geholt. Und, ist ihr wichtig zu erwähnen: «Auch nicht ohne die Unterstützung meines Partners und meines Teams.»