«Der Schlüssel ist, authentisch zu bleiben»

«Der Schlüssel ist, authentisch zu bleiben»

«Einfach einen Kaffee, bitte.» – «Mit Milch oder Zucker?» – «Nein nein, einfach schwarz, bitte.» Einfach einen einfachen Kaffee halt, nichts schnick-schnackiges, einfach geradeaus. Unkompliziert, authentisch und geradeaus ehrlich, ganz so, wie Eddie selbst.

Erstmal ankommen. Draussen peitscht der Regen gegen die Scheiben an diesem wolkenverhangenen, kühlen Herbsttag. Eddie, alias Edb, streckt sich kurz, blinzelt ein, zweimal – die Augen müssen sich noch etwas ans Tageslicht gewöhnen. «Gestern Abend wurde es wieder mal spät», meint Edb und nimmt einen grossen Schluck Kaffee. Die ganze Woche schon ist er unterwegs und gibt Abend für Abend Konzerte. Ein Alltag, der bis vor wenigen Jahren noch nicht Realität, aber immer ein Traum war. Der 22-jährige Berner mit den wilden, braunen Locken erzählt mit ruhiger Stimme von seiner Reise als Musiker und den Einflüssen, die seine Musik prägten. Es ist ein geschäftiger Nachmittag in dem Café. Zwischendurch erhebt sich seine Stimme, damit das Gespräch nicht zwischen Geschirrgeklapper und Stühlerücken untergeht. Und in diesen Momenten erahnt man, wozu diese Stimme fähig ist. Er nimmt sich Zeit für seine Antworten, spricht überlegt und schafft etwas, was nur wenige schaffen: seinen Worten Leben einzuhauchen, sodass Edb’s Geschichte förmlich zu Greifen scheint.

Er begann bereits in jungen Jahren, Musik zu machen, angefangen mit dem Cellospiel in seiner Kindheit, was ihm jedoch weniger Freude bereitete, da er es nicht mochte, nach Noten zu spielen. «Ich war schon immer ein Bauchmensch und lasse mich von meiner Intuition leiten», so Edb. Also brachte er sich stattdessen selbst das Gitarre spielen bei und begann im Alter von 14 Jahren, Rap-Texte auf Mundart zu schreiben. «Meine Liebe zur Hip-Hop Musik inspirierte mich, eigene Texte zu verfassen.»

Ein wichtiger Wendepunkt in seiner Karriere war der Kauf eines Interface und Mikrofons, wodurch er begann, in seinem eigenen Zimmer Musik zu schreiben und aufzunehmen. Was damals im Jugendzimmer begann, fand dann, trotz anfänglicher Selbstzweifel, 2024 das erste Mal den Weg auf die Bühne, und aus Eddie wurde Edb.

Hip-Hop als Wegbereiter
Sein Musikstil entwickelte sich durch verschiedene Einflüsse. Besonders der Indie-Rock sowie Künstler wie Mac Miller und Mac DeMarco hinterliessen Spuren in seiner Musik. Dabei wird deutlich, dass Hip-Hop für ihn nicht nur eine Musikrichtung ist, sondern auch die Art und Weise beeinflusst, wie er seine Texte schreibt. «Ich mag das rohe, authentische, ungeschminkte, das einem Rap-Musik geben kann, Texte, die mitten aus dem Leben gegriffen sind und Situationen beschreiben, in denen wir uns alle auf die eine oder andere Art wiederfinden», betont Edb.

Seine Stücke kombinieren Hip-Hop und Indie-Rock, was er, darauf angesprochen, wie er seine Musik einordnen würde, als «Indie-Hip-Hop» bezeichnet. Doch Edb lässt sich nicht gerne in eine Schublade stecken, «dafür ist Musik viel zu wertvoll. Sie ist von Gefühlen, Erlebnissen und Begegnungen inspiriert. Der Schlüssel ist, einfach authentisch zu bleiben.»

Der Wert von Mundartmusik
Was bei Edb’s Songs sofort heraussticht, sind die Texte auf Mundart. Auf die Frage, warum er sich dazu entschieden hat, seine Texte in Schweizerdeutsch zu verfassen, meint der Musiker überzeugt: «Es ist doch schön, diese Sprache zu bewahren. Sie ist so vielfältig, und indem, dass ich in meiner Muttersprache singe, gelingt es mir nochmals viel besser, meine Gefühle und Gedanken da reinzupacken, und, wenn du so willst, auch ein Stück meiner Seele.» Er sagt, dass die Schweiz als Land, in dem Mundartmusik sehr geschätzt wird, für ihn eine Herausforderung darstellt, gleichzeitig aber auch eine Chance bietet, sich mit ehrlichen und authentischen Texten zu behaupten. Also auch hier wieder: Auf Authenzität kommt es an. In Bezug auf den kommerziellen Erfolg spricht er über die Herausforderungen für Schweizer Musiker, die Mundartmusik machen, da der Markt begrenzt ist. «Dennoch möchte ich einfach Schritt für Schritt vorankommen, und mich nicht von den Erwartungen des Mainstreams beeinflussen lassen.» 

Zwischen Eddie und Edb
In den vergangenen zwei Jahren ging alles sehr schnell für Edb. Auf stundenlange Musiksessions im eigenen Zimmer und kleine Wohnzimmerkonzerte folgte der Durchbruch mit einem eigenen Plattenvertrag bei Sony Music Switzerland. Seine Musik produziert Edb heute in Hamburg in einem professionellen Studio. Sein Alltag besteht zu einem grossen Teil daraus, unterwegs zu sein, ein Alltag, der mitunter sehr intensiv ist. Halt geben ihm Familie, Freunde und seine Teilzeitstelle in einem Altersheim. Es sei nicht immer einfach, als Musiker zwischen einem öffentlichen und einem privaten Leben zu stehen. «Ich schätze es sehr, mit meinen langjährigen Freunden zusammenzusein, die mich nicht auf meine Rolle als Musiker reduzieren. Für sie bin ich einfach immer noch Eddie. Im Gegensatz dazu ist es schwieriger, mit neuen Bekanntschaften eine private Ebene zu erreichen, da diese oft nur den Musiker sehen.» Zum Schluss spricht er über den Wert von Musik und die Bedeutung von Live-Auftritten, besonders in der Zeit nach den Corona-Einschränkungen. «Für mich bleibt Musik das einzige, das mir über die Jahre hinweg konstant Freude bereitet hat. Musik hat ein grosses Heilpotenzial, ja hat häufig gar einen therapeutischen Effekt.» Deshalb sei es so wichtig, diesen Wert zu erkennen, und auch kleine Künstlerinnen und Künstler aktiv beispielsweise durch den Kauf von Merchandise-Artikeln und den Besuch von Konzerten zu unterstützen. «Streaming-Zahlen sind anonym und kaum greifbar. Wenn ich jedoch auf der Bühne stehe und sehe, wie viele Leute den Weg auf sich genommen haben, um eines meiner Konzerte zu besuchen, wenn ich sehe, wie sich die Lippen der Zuschauenden bewegen und sie Wort für Wort mitsingen – dann wird das, was ich tue, real.» 

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