Der gemeinnützige Verein «MedInCharge» wurde im September 2016 ins Leben gerufen, nicht zuletzt deshalb, weil sich Fredi Bacchetto vorzeitig hat pensionieren lassen. Ruhe ist deshalb nicht in sein Leben eingekehrt. Im Gegenteil. Seine Ehefrau Christine, die beiden Töchter Anja und Cristina sowie Sohn Tobias leiten zusammen mit Fredi Bacchetto den Verein «MedInCharge» (siehe auch das separate Interview mit dem Arzt).
Vergessene Ureinwohner
Der gemeinnützige Verein «MedInCharge» – der Name versteht sich sinngemäss als «Engagierte Medizin(er)» – setzt sich für benachteiligte Menschen und eine medizinische Grundversorgung in Nepal ein. Besonders am Herzen liegen Fredi Bacchetto die Chepang, Ureinwohner der kleinsten ethnischen Minderheit im Land, die oft in abgelegenen Tälern leben. Entsprechend schwach ist die öffentliche Stimme dieser fast vergessenen Bevölkerungsgruppe, wenn es darum geht, Hilfe zu erhalten. Die katastrophale Situation nach dem verheerenden Erdbeben 2015 und die heftigen Monsunregenfälle 2017 haben ihre Situation dramatisch verschärft. Entlang des Rapti-Rivers wurden damals Tausende Familien des Stammes der Chepang ihrer ganzen Existenz beraubt. Viele von ihnen leben seither in Zeltsiedlungen im Urwald entlang dieses Flusses, ohne Land zur Bewirtschaftung und fern von jeder medizinischen Versorgung. Es sind – wie meistens – die Schwächsten in der Kette, die besonders darunter leiden, nämlich die Kinder, da in ihrer angestammten Wohnregion keine Schulbildung möglich ist. Wenn überhaupt, schicken Eltern ihre Kinder ins Tiefland zur Schule.
Medizinische Betreuung und Schulbildung
Fredi Bacchetto und seine Familie engagieren sich weit mehr als nur mit Herzblut bei mehreren Projekten zugunsten der Chepang. Während seiner Aufenthalte in Nepal begleitet der Arzt regelmässig sogenannte «Health Camps» zu den Chepang. Mit Hilfe von Geländefahrzeugen bringen lokal rekrutierte Teams jeweils Nahrung und andere Hilfsgüter in die abgelegenen Urwaldsiedlungen. An einem Einsatztag werden in der Regel mehrere Hundert Chepang unter freiem Himmel untersucht und medizinisch versorgt. Eine besonders wichtige Auffangstation für die Chepang-Kinder ist die «Antyodaya School». Sie wurde erst 2017 von Bobby Anthony gegründet, einem jungen, initiativen Inder, der heute – zusammen mit 15 Mitarbeitenden – 200 Schülerinnen und Schüler zwischen 3 und 15 Jahren betreut, die Hälfte davon unter fünf Jahren. «Antyodaya» bietet den Kindern Nahrung, Unterkunft, Schulbildung und medizinische Versorgung. Die meisten Chepang-Kinder sind nach Ankunft aus ihren Herkunftsdörfern unterernährt und leiden unter verschiedenen ansteckenden Krankheiten. «MedInCharge» übernimmt die Kosten für die medizinische Versorgung und hat erhebliche Summen in die Verbesserung der Schule investiert. Leider stösst «Antyodaya» mit dem Angebot an seine finanziellen Grenzen. Pro Familie kann im Moment nicht mehr als ein Kind aufgenommen werden. Fredi Bacchetto arbeitet als Volontärarzt sieben bis neun Monate in Nepal.
30 Franken monatlich für ein Kind
Die monatlich anfallenden Kosten für Medikamente, Elektrizität, Nahrung, sauberes Wasser, Kleider, Schulunterlagen und Bildung belaufen sich auf 30 Franken pro Kind. Die Zukunft der Schule ist jedoch nur gewährleistet, wenn «MedInCharge» auf wohlwollende Spenden zählen kann.