Drei Kameraden für alle Fälle

Drei Kameraden für alle Fälle

Die drei Männer reparieren, rücken Möbel, ersetzen, räumen den Schnee, pflanzen an und füttern die Tiere. Von Stress keine Spur, «Wir sind ein eingespieltes Team, aber es stimmt schon: Alltag kennen wir nicht», lacht Fritz Andrist und ergänzt: «Das ist doch auch schön».

Das Telefon klingelt. Mit einer ruhigen Stimme beantwortet er die Anfrage am anderen Ende der Leitung, um sich kurzerhand zu verabschieden. Wenige Minuten später kehrt er wieder zurück und meint: «Unser Tag kann von Stunde zu Stunde ändern, wenn uns jemand braucht, sind wir allzeit bereit.»

Alleskönner
Ein Blick in die Werkstatt verrät, dass dieses «brauchen» vieles heissen kann. Da wird ein Fernseher repariert, auf der Werkbank bearbeitet Michael Fluri ein Türchen und eine Notiz an der Wand erinnert daran nicht zu vergessen, den Luftdruck am Rollstuhl einer Bewohnerin zu überprüfen. Seit zwölf Jahren ist die Abteilung Technik und Unterhalt im «Landhaus» mit einem Atemzug mit Fritz Andrist zu nennen. Der Neuenegger kennt alle Bewohnerinnen und Bewohner, die gesamte Belegschaft und das Dorf. «Wir tauschen die Batterien in der Fernsehbedienung oder wechseln eine Glühbirne und dann nehmen wir uns immer ein wenig Zeit, mit den Menschen zu reden», sagt er so selbstverständlich wie er das erneut klingelnde Telefon abnimmt. «Ja, ich bringe es dir», beendet er mit seiner gewohnt ruhigen und freundlichen Stimme die neuerliche Anfrage.

Im Dienste der Menschen
So sind die drei Männer zwar zuständig, dass Betten wieder funktionieren, Wohnräume eingerichtet werden, das neue Familienbild richtig hängt, die Pflanzen blühen und die hauseigenen Geisslein zufrieden hüpfen. Über allem aber, «kommen die Bewohnerinnen und Bewohner bei uns immer an erster Stelle», sagt er nicht nur floskelartig, sondern lebt diese Einstellung aus Überzeugung. So wünschte sich ein Bewohner, dass wenn er eines Tages sterben würde, Fritz Andrist dann zum rechten schaut, wenn der Bestatter kommt und mithelfe. Als dieser traurige Tag zwei Jahre später eintrat, «war es für mich selbstverständlich, dass ich diesem Wunsch entspreche», unterstreicht er die Haltung mit einem Beispiel.

Mit der Zeit
Im Laufe der Zeit hat der Neuenegger einiges erlebt und er hat eine Entwicklung erkannt, die im Bereich Technik immer mehr Einzug findet: die Wichtigkeit von Internet und Computer. «Langsam aber sicher kommen immer mehr ältere Menschen zu uns, die über Computerkenntnisse verfügen und den PC weiterhin nutzen möchten», weiss er. Die Vernetzung im Haus hat deshalb längst begonnen. «Für die Bewohnerinnen und Bewohner ist das zudem eine Möglichkeit, mit Angehörigen und Freunden in Kontakt zu stehen. Es sind genau diese Bedürfnisse, die wir sehr gerne umsetzen, damit sich alle möglichst wohl fühlen», fasst er zusammen.

Den Charme erhalten
Den Kontrapunkt zu modernen Technologien setzt quasi das ehrwürdige Haupthaus. Der geschichtsträchtige Bau versprüht einen besonderen Charme, verlangt aber aufgrund seines Alters mitunter von den Technikern einige Fertigkeiten ab. «Ein solch wunderbares Gebäude gibt halt auch ein Quentchen mehr zu tun», erklärt Andrist so liebevoll als wäre die Villa ein Mensch. Gerade im Detail fehlen da und dort Pläne und da ist Vorwissen gefragt. Insgesamt sind die Männer für vier Häuser verantwortlich. Selbst hier ist die Vielfalt allgegenwärtig, von altehrwürdig bis zum hochmodernen Neubau mit Wohnungen an der Gartenstrasse.

Teamspirit
Was für eine Bandbreite, von der Pflege der Geisslein bis zum Einrichten der Computertechnik für eine Bewohnerin. Das Wissen und die Fertigkeiten sind das eine, was hingegen noch mehr beeindruckt ist die Ruhe und Gelassenheit, mit der die Techniker den Anforderungen begegnen und sich Zeit für die Bewohner nehmen. «Wir haben ein kameradschaftliches Verhältnis untereinander, von uns drei, weiter zum restlichen Personal hin zu den Bewohnern», begründet er. Zweifelslos ein wichtiger Teil, aber in der Bescheidenheit des Fritz Andrist vergessen gegangen ist die innere Bereitschaft dieses Teams, ihre Arbeit möglichst gut machen zu können. Vor allem den Menschen zuliebe. Dann holt ein Geräusch die Männer wieder aus dem Erzählen heraus. Sie ahnen es: das Telefon klingelt. Ein neuer Fall wartet für die Männer vom technischen Dienst.
Sacha Jacqueroud

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