krankungen» ist hochaktuell. Die Zahl der Betroffenen steigt, pflegenden Angehörigen und der professionellen Pflege wird einiges abverlangt. «Zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit haben wir beschlossen, das Stück ‹Du bist meine Mutter› aufführen zu lassen», erklärt Werner Egloff Messer, Direktor des Betagtenzentrums Laupen.
«Du bist meine Mutter» ist ein Stück, das ein Spielen ohne Dis-
tanz, aber trotzdem eine Leichtigkeit erfordert. Eine Frau berichtet, dass sie, wie jeden Sonntag, ihre Mutter im Pflegeheim besucht. Während der Fahrt erzählt sie von ihrer Kindheit, von ihren Problemen. In ihre Erzählung mischt sich – beiläufig – eine zweite Stimme: die ihrer Mutter. Die junge Frau spricht als ihre Mutter. Irgendwann ist sie in dem Zimmer der Mutter angelangt und überredet diese, wie jeden Sonntag das Bett zu verlassen, um draussen einen kleinen Spaziergang zu machen. Die Tochter zieht ihre Mutter aus und dann wieder an, warme Sachen, damit sie nicht friert. Währenddessen sprechen sie miteinander. Belangloses meist, aber auch darüber, dass die Mutter oft keine Lust mehr hat zu leben, dass die Tochter ihr Schlaftabletten besorgen soll.
Vertauschte Rollen
In den Erinnerungen, von denen die Sonntagsbesuche der Tochter leben, erkennt jeder der Zuschauer Bruchstücke seiner eigenen Biografie. Der Autor Joop Admiraal stellt am Einzelfall das Allgemeine heraus: die wechselvolle Beziehung zwischen Müttern und Kindern. Man wird hin und her geworfen zwischen Komik und Melancholie: vom Sterben ist genauso leichthin die Rede wie von Pudding, der Verwandtschaft und Alltagssorgen. Nie wird peinlich, was eine Pein ist: das Vorführen eines Zerfalls.
Das Konstrukt, dass eine Schauspielerin beide Rollen – die der Mutter und jene der Tochter – spielt, symbolisiert die Situation, die jeder kennt. In der Mutter spiegelt sich das Verhalten des Kindes. Und im Kind, auch wenn es schon längst erwachsen ist, erkennt man Aspekte der Mutter.
Die Inszenierung wurde auf dem «6ten Treffen freier Theater NRW – Theaterzwang» mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Träger dieses Festivals ist die Stiftung Kunst und Kultur NRW, das Sekretariat für gemeinsame Kulturarbeit in NRW, dem «Kulturbüro der Stadt Dortmund» und der «Kooperative Freier Theater NRW». Des Weiteren wird das Theatertreffen unterstützt vom Kultusministerium NRW und dem Kommunalverband Ruhrgebiet.