Es begann alles an einem gemütlichen Mädelsabend. Caroline Gangl und Nadja Stübi, die beide in einer Kita arbeiten, unterhielten sich über ihren Beruf. Wer die Idee genau hatte, wissen sie nicht mehr. «Es war ein Geistesblitz. Erst haben wir gewitzelt, dann beschlossen wir, es einfach mal zu probieren und schliesslich wurde es zu einem Traum», erzählt Nadja Stübi. Ihre Freundin ergänzt: «Wir hatten eine schöne Kindheit. Uns wurde viel vorgelesen und wir haben selbst viel gelesen. Daher wollten wir Kinder zum Lesen ermutigen, denn es wäre schade, wenn das wegfällt.» Kinder lesen zwar viel, aber aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung sind Bücher nicht mehr so wichtig, wie es früher der Fall war. Da sind sich die beiden jungen Frauen einig. «Bei uns in der Kita ist es noch ein grosses Thema. Jeden Tag gibt es vor dem Mittag eine Buchrunde, wo sich die Kinder selbst ein Buch anschauen oder wir ihnen vorlesen», erklärt Nadja Stübi. Die Begeisterung sei da, aber natürlich ist die Handhabung in jedem Zuhause individuell. So gibt es Eltern, die keine Bücher mehr zu Hause haben. «Man muss den Kindern nur die Möglichkeit geben, denn das Interesse ist da. Ich finde es spannend zu sehen, wie fokussiert die Kinder auf die Bücher sind, auch wenn sie zu Hause vielleicht keins haben», führt Caroline Gangl aus.
Die Umsetzung
Die beiden verbindet nicht nur ihr Beruf, sondern auch die Leidenschaft für Fussball. Beide spielten in Alterswil gemeinsam in einer Mannschaft. Während die Zumholzerin Gangl noch heute dem Hobby nachgeht, musste ihre Kollegin aus St. Antoni nach einer Verletzung aufhören. Ihr gemeinsames Projekt verbindet die Freundinnen nun noch mehr. Caroline Gangl schrieb den Text für das Buch und Nadja Stübi begann zu zeichnen. Doch nach ungefähr der Hälfte geriet das Vorhaben ins Stocken. Prüfungen kamen dazwischen. Aber eine davon war dann der Grund, dass sie die Geschichte von Ferkel Freddy zu Ende erzählten. Für ihre Abschlussarbeit tat sich die 20-jährige Stübi mit ihrem Kollegen Rafael Schärer zusammen. Er lieferte den restlichen Text. «Ich habe die Bilder von Hand gezeichnet, aber für die Umsetzung fehlte mir das technische Know-how. Anita Riederer, eine Freundin von mir, hat die Zeichnungen dann digitalisiert», berichtet die Auszubildende, die im Sommer ihre Lehre abschliessen wird.
Finanzierung
Für die Vertiefungsarbeit liessen sie das Buch bei einem Anbieter für Fotobücher drucken. Da dies sehr teuer ist, kam es nicht in Frage, dies als Option für grössere Mengen zu erwägen. «Wir haben beschlossen, uns einen Verleger zu suchen und tatsächlich hat der Paramon-Verlag Interesse gezeigt. Das Problem ist, uns fehlen die finanziellen Möglichkeiten», erläutert die 21-jährige Gangl. Bei kleinen Verlagen sei es üblich, dass diese einen Publikationszuschuss verlangen. «Wir sind im Kontakt, alles ist noch offen. Wir wollen nicht zu voreilig sein, vielleicht finden wir noch einen Verlag, bei dem wir nichts oder weniger zahlen müssen.» Ein Crowdfunding war angedacht, doch durch die Prüfungen und die aktuelle Corona-Situation sei die Idee etwas in den Hintergrund geraten.
Das Buch
Die Geschichte von Ferkel Freddy und seinen Freunden Frosch und Krähe handelt von Freundschaft. Bisher haben noch nicht so viele Kinder das Buch zu Gesicht bekommen, da es für die Arbeit in gutem Zustand sein musste. «Rafael hat es schon mehr rumgezeigt und die Reaktionen waren durchweg positiv. Ich wollte es jetzt in meiner Kita präsentieren, doch dann kam Corona dazwischen», meint Stübi bedauernd. Ihr Traum sei es, nach dem Abschluss erst in ihrem Beruf weiterzuarbeiten, um später Sozialpädagogik zu studieren und irgendwann eine eigene Kita zu eröffnen. Die Kinder hätten aber schon immer grosses Interesse gezeigt, wenn sie zeichnete: «Sie fragten, ob ich ihnen die Bilder ausdrucke, damit man sie ausmalen könne. Darum haben wir am Ende des Buches auch ein schwarz-weisses Bild eingefügt, das die Kinder selbst mit Farbe füllen können.» Ihre Freundin, die im Moment die Matura macht, um danach Kinder- und Jugendpsychologie zu studieren, fügt ergänzend hinzu: «Meine Verwandten waren sehr interessiert, als sie von unserem Projekt hörten, und fragten, ob sie ein Exemplar kaufen könnten.» Damit ihr Traum vom verlegten Buch wahr wird, sind sie nun auf der Suche nach Geldgebern, die sie hoffentlich finden. Schliesslich geht es darum, zukünftige Generationen für Bücher zu begeistern.