«Die sieht aus wie eine Wespe», soll Enrico Piaggio gesagt haben, als er den in seiner Firma entwickelten Motorroller das erste Mal sah. Das Unternehmen hatte zuvor für das faschistische Italien Kriegsflugzeuge gebaut und der Firmenchef musste nach dem Krieg ein neues Betätigungsfeld finden. Und so entwarf der angestellte Ingenieur Corradino D’Ascanio eben den besagten Motorroller, mit Schubkarrenreifen, Direktantrieb und einem komplett verkleideten Flugzeuganlassermotor als Kraftquelle. Die Vespa (zu deutsch Wespe) war geboren. 1948 kam sie auf den Markt und trug den Spitznamen «Paperino» (zu deutsch Entchen). Sie erreichte mit nur 3,2 PS eine Geschwindigkeit von 60 km/h. Die nächste Version, die «Vespa 125», wurde 1953 lanciert. Mit einer Leistung von bis zu fünf Pferdestärken beschleunigte der Motorroller bis auf 75 Stundenkilometern. Neben zahlreichen Verbesserungen war der Scheinwerfer nun oberhalb des Lenkers montiert. Das neue Modell wurde auch bekannt durch den US-amerikanischen Film «Roman Holiday» (auf deutsch «Ein Herz und eine Krone») mit Audrey Hepburn und Gregory Peck in den Hauptrollen. Unvergessen die Szene, in der eine strahlende Audrey mit Gregory als Sozius auf der himmelblauen Vespa durch die Strassen Roms fährt.
Zurück im Heute blickt Hersteller Piaggio ebenfalls zurück in die Vergangenheit. In das von Freiheit und Aufbruch geprägte Jahr 1968 nämlich. Damals lancierte der Hersteller die Vespa Primavera. Und dieses Modell feiert heuer seinen 50. Geburtstag. Grund genug für Piaggo, das legendäre Vespa-Modell im Retrolook auf den Markt zu bringen. Und dieses ist begehrt, wie Sven König vom Vespacenter König in Bern mit Blick auf die Reihe neuer Motorroller in seinem Laden bestätigt. An vielen ist ein Schildchen mit «Verkauft» angebracht.
Von aussen sieht sie einfach toll aus, die Vespa Primavera 125 50° Anniversario. Das Sondermodell basiert technisch auf der Primavea 125 ABS 12″. Sie ist also mit einem modernen 125-iGet-Viertaktmotor mit elektronischer Benzineinspritzung ausgestattet. Dieses Aggregat leistet knapp 11 Pferdestärken und bringt die Vespa auf eine Spitzengeschwindigkeit von über 90 Stundenkilometern. Der Unterschied zur «normalen» Primavera ist die Exklusivität. Die Sonderedition ist in den Farben Hellblau Pastell und Braun Matt mit assortiertem Sattel sowie grau lackierten und maschinell bearbeiteten Felgen und metallenem «50th Anniversary»-Emblem erhältlich. Wie bei den anderen Vespa-Modellen verfügt das Retro-Modell auch über einen USB-Anschluss im Handschuhfach. Dieser ermöglicht das Laden eines Smartphones oder den Anschluss eines GPS-Gerätes. Praktisch ist der Schlüssel mit Funkstation, mit dem beispielsweise per Knopfdruck das Helmfach entriegelt werden kann.
Wie schon die Vorgänger zaubert auch die Sonderedition der Fahrerin oder dem Fahrer unterwegs durch die Stadt oder über Land ein Lächeln ins Gesicht. Der Motor schnurrt leise und beschleunigt dennoch kraftvoll auf 80 oder mehr Stundenkilometer. Ganz dem Credo der «Italianità» entsprechend geht es auch durch Kurven. Die Vespa ist und bleibt, was sie seit Anbeginn war: ein agiler Roller mit viel Charme, mit dem man schnell von A nach B gelangt, und selbst bei dichtem Verkehrsaufkommen bleibt das wunderbare Fahrgefühl bestehen!
Die Vespa Primavera 125 ABS 12″ ist ab 5445 Franken erhältlich, die getestete Sonderedition kostet 5595 Franken.