Seit 40 Jahren ist der faire Handel in der Schweiz zentral organisiert. 1977 bezeichnete die Taschen-Kampagne «Jute statt Plastik» die Geburt der Importgesellschaft OS3 (Organisation Suisse Tiers Monde) mit Sitz in Sonceboz. Um diese Zeit war Annamarie Laager in Schwarzenburg bereits zusammen mit einem Dutzend weiterer Frauen und Männern (darunter auch ihr Mann Erich) aktiv: Angeregt durch den Weltgebetstag 1979 verkaufte sie ab 1981 zusammen mit einer Gruppe Frauen im Kirchgemeindehaus und an einem Marktstand vor dem Gemeindehaus wöchentlich fair gehandelten Honig, Ujama-Kaffee, Schokolade, Tee und Kunsthandwerk. Fair heisst, dass man durch den direkten Handel mit den Produzenten von jedem Artikel weiss, woher er kommt, wie er hergestellt wird und was die Leute dort daran verdienen. Fair heisst, dass die Kleinproduzenten, seien sie in Tansania, in Bolivien, in Sri Lanka oder im Bergell, hochwertige, ökologisch nachhaltige Produkte herstellen und im Gegenzug durch den Direktverkauf mehr Geld erhalten. Fair heisst aber auch, das die Ware teils zinsfrei vorfinanziert wird und dass möglichst viele Elemente der Wertschöpfung – bis zur Verpackung – im Herstellungsland verbleiben.
Von Marktstand zum Laden
«Im März 1993 bekamen wir ganz unerwartet einen Tipp, dass an der Thunstrasse 24 bei Frau Müller die Wohnung mit Ladenlokal frei werde», erzählt Annamarie Laager. «Geträumt haben wir schon oft davon, wie schön es wäre, ein eigenes Lädeli zu haben ohne ständiges Aufbauen und Wegräumen der Waren.» Am 24. Mai 1993 gründete sich zu diesem Zweck der «Verein Weltladen Schwarzenburg». Ziel des Vereins ist gemäss den Statuten die Förderung «der Direkthilfe an Menschen in der Dritten Welt, in Europa oder innerhalb der Schweiz». Sechs Jahre später folgte ein Standortwechsel an den Dorfplatz 16. Eine perfekte Lage, im Herzen des Dorfes und nahe beim übrigen Detailhandel.
Weltladen wird zu «Claro»
1997 kam der nächste grosse Schritt. Die OS3 wurde in die Aktiengesellschaft «claro fair trade AG» umgewandelt und gab unter dem Label «claro» vielen Weltläden der Schweiz (darunter auch jenem in Schwarzenburg) die Möglichkeit für einen einheitlichen Auftritt. Heute sind es schweizweit rund 150 Läden, die ihre Produkte unter diesem Namen verkaufen. Damit das Label beansprucht werden kann, müssen mindestens die Hälfte der Produkte aus dessen Bestand kommen. Der Laden wird nach Ressorts wie z.B. Food, Handwerk, Wohlbefinden oder Kerzen bewirtschaftet. Heute kümmern sich acht Frauen zusammen um den Laden. Jede Mitarbeiterin ist für ihre Produktegruppe zuständig und sorgt dafür, dass es im Laden genügend Artikel hat.
Erfolg trotz Konkurrenz
Mit dem fairen Handel haben die Weltläden als erste ein Thema aufgegriffen, das mittlerweile bei den Grossverteilern angekommen ist. Havelaar-Bananen, -Kaffee und -Tee gehören heute selbstverständlich zum Sortiment der meisten Detailhändler. Trotz der Konkurrenz ist der Umsatz im «Claro Laden» in Schwarzenburg konstant geblieben. Der Hauptumsatz wird in der Vorweihnachtszeit erzielt, wenn besondere Artikel zum Schenken gefragt sind. Die claro fair trade AG erwirtschaftet jährlich rund 13 Millionen Franken – eine Erfolgsgeschichte. «Unsere Kunden sind kritische Menschen mit Vertrauen in unsere Läden», erklärt Annamarie Laager. Sie und ihr Mann, der sich um die Kasse des Ladens gekümmert hat, haben sich in diesem Jahr aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen: «Ich habe meinen Teil beigetragen», sagt sie zufrieden. «Mit meinen 76 Jahren kann ich mich nun mit gutem Gewissen pensionieren lassen.»