«Wir haben hier ein Paradebeispiel von guter Erschliessung», sagte Gemeinderat Christian Burren an der Presseorientierung Ende August. Die S6 sowie die Buslinien 10, 17, 22 und 29 – sie alle durchfahren die Gegend zwischen Neuhausplatz und Liebefeldpark. Und dennoch machen der Bahnhof Liebefeld und die Schwarzenburgstrasse entlang des Parks einen etwas vernachlässigten Eindruck. Baracken, Schuppen und eine Brandruine stechen ins Auge, gewohnt wird hier hauptsächlich ennet des Parks oder der Bahngeleise. Seit vielen Jahren schon will die Gemeinde Köniz dies ändern. Das Ziel: Als letztes Puzzlestück rund um den Park soll zwischen Gleisen und Strasse eine neue Überbauung entstehen.
Hochhaus, Freiräume, Durchgänge
«Wir wollen aber keinen Riegelbau», stellt Burren klar. Die gewünschte Dichte soll durch ein maximal 85 m hohes Hochhaus beim Kreisel erreicht werden. Zum Vergleich: Der Ostermundiger BäreTower ist 100 m hoch und beinhaltet 32 Stockwerke, der GardenTower in Wabern misst mit halb sovielen Stockwerken rund 55 m. Neben dem Punktbau sind mehrere unterschiedlich hohe und lange Gebäude geplant. Insgesamt sollen rund 850 Wohn- oder Arbeitsplätze entstehen – für «Raumnutzende», wie es in Planersprache heisst. Zwischen den Häusern sehen die Verantwortlichen Durchgänge und Freiräume vor; überhaupt sollen sowohl die Erdgeschossflächen samt Aussenräumen als auch das oberste Geschoss des Hochhauses öffentlich zugänglich sein. «Es soll nicht ein anonymer Bau sein, sondern ein Teil der Öffentlichkeit», beschreibt es Stephan Felber, Leiter der Planungsabteilung. Sogar die Zuglinie sollen Fussgängerinnen fortan unter- oder überqueren können, wodurch eine direkte Verbindung vom Neuhausplatz zum Liebefeldpark entsteht. Um etwas mehr Platz zu gewinnen, wird die Schwarzenburgstrasse entlang des bestehenden asphaltierten Fusswegs begradigt – die Baumallee bildet dann den Abschluss.
Ökologisch und sozial vorne
Vorgesehen ist eine autoarme Siedlung. Mit 0,2 Parkplätzen pro Wohnung sollen vor allem Besuchende und die Anlieferung motorisiert anreisen können. Mit einem 2000 Watt-Areal und «möglichst viel Begrünung» wird der Klimakrise bzw. Energiewende Rechnung getragen. Auch in sozialer Hinsicht gibt die Gemeinde den Takt an: «Mindestens auf unserem eigenen Grund müssen 30 % des Wohnraums im preisgünstigen Bereich sein», so Burren. Die Vision: Ein Mix durch alle Schichten.
Mitwirkung erwünscht
Die Eigentümerschaft des Gebiets setzt sich hauptsächlich aus der Gemeinde und der BLS sowie wenigen Privaten zusammen, was die Planung vereinfache. Die Investorinnen oder Investoren sind noch nicht bekannt. Seit Anfang September und noch bis am 30. November läuft die öffentliche Mitwirkung. «Alle Interessierten sind eingeladen, ihre Meinung kundzutun. Wir hoffen auf eine grosse Beteiligung», so Felber. «Liebefeld Mitte» ist das erste Projekt, das die Gemeinde auf der neu lancierten Plattform Impuls Köniz präsentiert. Der weitere Zeitplan sei schwierig abzuschätzen, sagen die Verantwortlichen. Doch eins stellt Burren klar: «Wir planen nicht für die Schublade.»