Plakate voller gelber Post-it-Zettel zieren den Eingang der altehrwürdigen Villa an der Bernstrasse in Schwarzenburg. Sie zeugen von den vielen Menschen am Tag der offenen Tür, aber auch von all den Ideen der Besucher und Plänen, die das Team des «Generationehuus» umsetzen will.
Vielschichtig
Der Garten soll von Kunstausstellungen bis zu Gartenprojekten vielfach genutzt werden. «Sicher wird es Kleintiere geben», verrät Zwahlen. Gewünscht wurde auch ein Generationenhund; vielleicht einen wie Säm, der an der Seite von Linda Zwahlen stets für gute Laune sorgt. Offene Arbeitsplätze wie Ateliers, Gesundheitsräume, Coworking-Zimmer und ein Mehrzweckraum sorgen für weitere Orte der Begegnung. Eine Werkstatt soll jung und alt offenstehen und spannende Projekte, wie etwa das Bauen eigener Skier, ermöglichen. Geplant sei, dass die Wohnungen ein generationenübergreifendes Zusammenleben ermöglichen. «Musik soll vielerorts Eingang finden», sagt Linda Zwahlen, die selbst Musikerin ist. Sie weiss bestens, wie hilfreich Töne für das Zusammenfinden der Generationen sein können. Eine KiTa sowie Platz für Jugendliche sollen ebenfalls von den vielen Räumlichkeiten und dem Garten profitieren können. Und ein Bistro sorgt für Erholung und Austausch. «Grundsätzlich bieten wir Platz für Bildung, Gesundheit, Kultur, Freizeit und Arbeit», resümiert Zwahlen die Projekte, die eine Mischung aus eigenen Ideen und den gelben Post-it-Zetteln darstellen.
Viel grösser
Die Villa, als ehemalige Tierarztpraxis, wäre für all diese Vorhaben viel zu klein. Ein Glaskomplex soll diese mit einem Neubau verbinden, ohne dass der Garten an Substanz verliert. Hierfür benötigt das «Generationehuus» 3,5 Millionen Franken. Gut 85 Prozent der Finanzen sind gesichert. «Aber wir sind darauf angewiesen, auch die restlichen 15 Prozent noch zu sichern, und dazu arbeitet das Team ‹Generationehuus› auf Hochtouren», weiss die Co-Präsidentin und hofft auf weitere Unterstützung.
Gut investiert
Und wer investiert, tut dies für die Region, denn die Philosophie des «Generationehuus» ist aktuell und die Umsetzung nötig. «Dieses Haus erbringt einen Beitrag gegen aktuelle gesellschaftliche Probleme wie etwa Vereinsamung, steigende Gesundheitskosten, die Entfremdung der Altersgruppen», nennt Zwahlen einige der Probleme der heutigen Gesellschaft. Grundsätzlich fehle das gemeinsame Leben. Es geht darum, eine soziale Einheit mit wichtigen Aufgaben für jede Generation zu erhalten, so wie es früher in grossen Familien oder in anderen Kulturen bis heute üblich ist.
Eine Schweizer Premiere
Die Idee ist nicht neu und Städte wie Bern und Basel haben solche Generationenhäuser bereits ins Leben gerufen. Auf dem Land aber ist das Schwarzenburger «Generationehuus» ein Novum. Und das schweizweit. Deshalb will das Haus sich auch mit anderen Gemeinden vernetzen, die ähnliche Projekte umsetzen wollen. Auch hier herrscht ein offener Austausch, passend zur Offenheit all der Projekte des Hauses.
Nachhaltigkeit
Das siebenköpfige Leitungsteam des «Generationehuus» ist ebenfalls in Alter, Beruf und Herkunft bunt gemischt. Offenheit ist wie das unbeschriebene gelbe Post-it-Papier. Erst wenn darauf geschrieben wird, erhält es eine Bedeutung. Für das Gelingen braucht es aber nicht nur Offenheit, sondern auch Achtsamkeit. Unter den Menschen, in den Projekten, aber ebenso im Bau. So soll der gesamte Neubau aus regionalem Holz entstehen und der Garten mit einheimischen Pflanzen versehen werden.
Das «Generationehuus» ist vielmehr als die Summe aller Projekte, viel mehr als die Summe aller Post-it-Zettel. Es ist ein offenes Haus der Begegnung, ein Ort, an dem Brücken gebaut werden, welche die Gesellschaft in der Vergangenheit allzu oft eingerissen hat. Ein Hort der Menschlichkeit oder eine Geschichte, die sich nur über die Summe aller Post-it-Zettel zusammensetzt und Sinn ergibt.


