Ist man mit dem 2300 Meter langen Skilift einmal oben angelangt, öffnet sich ein atemberaubender Blick über das Berner Mittelland bis an den Jura und südwärts zur Alpenkette. Der Skilift Rüschegg-Eywald ist der längste Voralpenlift in Europa und wird dieses Jahr 50-jährig. Aufgrund seiner berühmten Kurve im obersten Teil, die manche noch weniger geübte Skifahrerin und Skifahrer kurz in Panik versetzt, geniesst der Lift Kultstatus.
Oben auf dem Lischbodengrat befindet sich ein weiterer 800 Meter langer Lift. Die 13 Kilometer langen, abwechslungsreichen und gut präparierten Pisten, die durch zum Teil tiefverschneite Wälder führen, machen dann das Skierlebnis endgültig zum Erfolg. Aber leider sind dies alles eher Traumvorstellungen als pure Realität. Denn das Skigebiet Rüschegg-Eywald liegt zwischen 1050 und 1550 Meter über Meer. Und da war in den vergangenen Jahren vielmals nicht ans Skifahren zu denken.
Nichts vernachlässigen
Dank den überaus guten Verhältnissen, wie schon lange nicht mehr, war Skifahren in Rüschegg-Eywald über die Weihnachtstage möglich. Dies trotz zwei Tagen Unterbruch. Wobei der 27. Dezember ein absoluter Spitzentag gewesen sei. Dann aber kamen der Wärmeeinbruch und Regen. Nun stehen die Anlagen seit dem Jahreswechsel still. Wobei der Januarbetrieb weniger ins Gewicht falle. Die Verantwortlichen hoffen aber auf den Februar, sodass in den Sportwochen wieder gefahren werden kann und so nötige Einnahmen generiert werden können. «Für die nächsten fünf Jahre haben wir ein Budget erstellt, welches die notwendigsten Reparaturen an den Skiliften und der Infrastruktur beinhalten. Diese Investition belaufen sich gegen 130’000 Franken. Darin enthalten sind eine Seilrollenbatterie am Lift. Und bevor die alte Baracke bei der Talstation zusammenfällt, sollte ein neues ‹Hüttli› erstellt werden», verdeutlicht Verwaltungsrat Walter Pauli. Es sei aber ganz klar, dass zugunsten der Sicherheit nichts vernachlässigt werde.
Stundenkarten sind beliebt
Das Skigebiet Rüschegg ist ausschliesslich mit dem Auto von Thun, Bern und Freiburg in rund 40 Minuten problemlos und ohne Stau bestens erreichbar. Ein für bis 600 Autos grosser Parkplatz befindet sich gleich neben der Talstation. Ein Besuch im Bergrestaurant oben auf dem Lischbodengrat lohnt sich auf jeden Fall. Das von Maria Mur geführte Restaurant bietet verschiedene Menüs mit Produkten aus der Region an. Und wer auf der Sonnenterrasse Platz nimmt, kann mit Blick ins Unterland die Seele ausgiebig baumeln lassen. Zum 50-Jahre-Jubiläum der Skilifte sind verschiedene kleinere Events geplant. So ist unter anderem vorgesehen, an einem bestimmten Tag, die Tageskarte zum Preis wie vor 50 Jahren zu beziehen. Vorausgesetzt natürlich, Frau Holle lässt es nochmals Winter werden. Auch sonst wird mit den Tages-, Halbtages- und Stundenkarten ein massgeschneidertes Skivergnügen ermöglicht.
Skisport bringt Wertschöpfung
Trotz der vielen Probleme denken die Verantwortlichen in keinem Fall ans Aufgeben. Nicht der Drang nach dem schnellen und vielen Geld, sondern Idealismus und Herzblut sowie die Liebe zum Skisport und zur Region der Anlagebetreiber ist es zu Verdanken, dass die Skilifte im Gantrischgebiet immer noch existieren. Für die Solidarität und ihren unermüdlichen Einsatz gehört den Verantwortlichen eine besondere Auszeichnung verliehen – wenn es diese gäbe. Denke man auch an die touristische Belebung und Wertschöpfung, die dank dem Skisport in die Region fliesst. Jedenfalls kann man sich die Region Gantrisch ohne Skilifte nicht vorstellen. Obschon die Realität ganz danach aussieht.
Manfred Baumann, Präsident des Verwaltungsrates, fasst die Situation in Rüschegg wie folgt zusammen: «Die Skilifte Rüschegg-Eywald AG stehen nach wie vor schuldenfrei und solide da. Allerdings staut sich ein Investitionsbedarf an, welcher zwingend ertragsreiche Winter fordert. Personal wie Verwaltungsrat sind hochmotiviert, eine wichtige Nische, in einer wunderbaren Gegend aufrecht erhalten und dem Skipublikum anbieten zu können. Sorgen machen wir uns keine.»