Ein lachendes und ein weinendes Auge

Ein lachendes und ein weinendes Auge

Die Bewohner des «Landhaus Neuenegg» müssen sich ab dem neuen Jahr umgewöhnen. Die langjährige Mitarbeiterin Margrit Rohrbach verlässt die Institution, um sich neuen Herausforderungen zu stellen.

Am 1. November 2008 trat Margrit Rohrbach ihre Stelle beim «Landhaus Neuenegg» an. Zuerst war sie für die Buchhaltung und die Löhne zuständig, dann folgten diverse Weiterbildungen: erst Teamleitung, dann die Bereichsleitung und anschliessend die Institutionsleitung. «Ich habe immer die nächste Stufe angehängt – wenn ich doch schon mal dran war», erzählt die 42-Jährige lachend. Mit dem Abschluss 2015 folgte der Funktionswechsel. Margrit Rohrbach wurde stellvertretende Heimleiterin und übernahm den Bereich Hotellerie. «Pflegehotel klingt besser, als wenn wir von Altersheim reden. Das Wort hören viele nicht gerne. Sie können bei uns noch eigenständig sein, aber die Wäsche wird gewaschen, das Zimmer geputzt und es wird für sie gekocht», erklärt Rohrbach, «Essen hat einen hohen Stellenwert. Man muss eine gute Gastronomie haben, um die Bewohner zu verköstigen.» Am Anfang arbeitete Margrit Rohrbach mit einem zweiköpfigen Team und es gab 52 Bewohner auf dem Alterswohnsitz. Heute sind es rund 70 Mitarbeitende bei 64 Bewohnern. Im Bereich Hotellerie, den sie leitet, sind ihr von den 30 Mitarbeitenden 5 direkt unterstellt.

Nach 5 Jahren in einer stellvertretenden Funktion sei es «aber auch genug», schliesslich wolle sie «nicht immer nur die Nummer 2 sein», sondern die Leitung übernehmen, so die sympathische Frau. «Man kennt alle Abläufe. Ich bin nun bereit für etwas Neues», sagt Rohrbach. «Mit 42 bin ich genau im richtigen Alter dafür. 2020 ist für mich der ideale Zeitpunkt für einen Umbruch.» Peter Ducommon, der neue Leiter, ist nun seit einem Jahr im «Landhaus Neuenegg» und kennt alles. «Ich habe mein Bestes gegeben, um ihm das ‹Landhaus› zu ‹überlassen› und mir eine neue Herausforderung zu suchen», meint die Hobbygärtnerin, deren neustes Projekt ein Kräutergarten ist. Sie fasst zusammen: «Für mich ist alles stimmig. Ich beende ein Kapitel und beginne ein neues. Ich freue mich darauf, etwas Neues an vorderster Front anzupacken.»

Was das ist, weiss sie selbst noch nicht. Margrit Rohrbach will sich nun erstmal Zeit für sich nehmen: «Ich bin seit 21 Jahren 100% berufstätig und habe alle 1- bis 2-jährigen Weiterbildungen berufsbegleitend gemacht. Daher wird mir eine Auszeit guttun.» Sie habe einiges offen, aber wolle sich noch nicht festlegen. «Ich habe immer nahtlos weitergemacht, von der Ausbildung in den Beruf und dann die Weiterbildungen. Mein Weg war quasi vorgegeben, da ich seit 11 Jahren in der gleichen Institution war. Nun möchte ich selbst bestimmen, was ich machen will und wo.»

Nur in der Region Freiburg/Bern möchte die Hundeliebhaberin bleiben, denn sie ist hier verwurzelt. Ausserdem habe sie den Bewohnern versprochen in Kontakt zu bleiben: «Die Aufregung war gross, als verkündet wurde, dass ich gehe. Es gibt solche, die schon hier sind, seit ich angefangen habe. Die hat es besonders getroffen, für einige schien klar zu sein, dass ich bis zu meiner Rente bleiben würde.» Augenzwinkernd meint sie: «Obwohl ich nicht weiss, ob sie Marley oder mich vermissen werden.» Marley ist ihr 5-jähriger Kurzhaar-Golden-Retriever, der seit Welpenalter im «Landhaus Neuenegg» unterwegs ist und den Bewohnern und Angestellten ein Lächeln aufs Gesicht zaubert.
An die Weihnachtsfeiern erinnert sich Margrit Rohrbach immer gerne zurück. Dabei ist ihr besonders eine Bewohnerin in Erinnerung geblieben: «Sie war eine ehemalige Wirtin, die schwer dement war. Sie hat an den Feiern nie gegessen, sondern serviert, ist von Tisch zu Tisch gegangen, um zu fragen, ob alles gut ist oder noch etwas benötigt wird. Es war eine härzige, kleine Frau, die immer das Gefühl hatte, sie müsse nach allem schauen. Das hat mich beeindruckt und als ich Hotellerie-Leiterin wurde, hatte ich immer das Gefühl, ich müsse ihre Funktion übernehmen.» Die Gastfreundschaft liegt der Naturliebhaberin sehr am Herzen. So war eine der Änderungen, die sie einführte, dass nicht mehr das Pflegeteam servierte. Das sei nicht «gastrolike», daher wurde ein Serviceteam eingearbeitet und bei der Zubereitung sowie dem Service darauf geachtet, dass die Bewohner das Gefühl haben, in einem Hotel zu sein und nicht in einer Kantine.

Bevor sich Margrit Rohrbach neuen Aufgaben widmet, wird sie erst einmal nach Kenia reisen. «Im Dezember bin ich gerne an der Wärme, daher zieht es uns in die Sonne», erklärt sie. Gehen wird sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge: «Man hat viel aufgebaut, viele Projekte entwickelt und geleitet. Da sind Menschen, die einen 11 Jahre lang begleitet und geprägt haben, aber auf der anderen Seite ist auch Freude auf das Neue und Unbekannte da. Auch ein wenig Angst schwingt mit. Schliesslich wusste ich über 10 Jahre lang, was kommt, kannte den Ablauf. Aber es ist ebenso spannend, was jetzt kommen wird.»

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