«Ein Roadmovie zum Lesen»

«Ein Roadmovie zum Lesen»

Silvia Zwahlen arbeitet als kaufmännische Angestellte in einem KMU im Liebefeld. Nach der Arbeit beginnt ihr geheimes Leben als Krimischriftstellerin: Ihr erster Roman «Plot Twist» ist gerade erschienen.

Ein Elektrokasten zum Experimentieren der Marke Kosmos: Wer hätte seinerzeit gedacht, dass dieses Weihnachtsgeschenk dem 1960 in Oberdiessbach geborenen Hans Peter Schüpbach den Zugang zur hochspannenden Welt des Naturphänomens Stroms und der Elektrotechnik öffnen würde?! «In den Sparten Mechanik, Elektronik und Elek­trotechnik gibt es unendlich viele Forschungs- und Experimentierfelder. Doch für mich ist es auch ein Experiment, noch einen Neuanfang als Kundenelektriker zu wagen», sagt «Jungunternehmer» Hans Peter Schüpbach, der in Gasel gerade seine Firma aufbaut. Noch hat der Kundenstamm des Einmannbetriebs eine überschaubare Dimension, doch seine bisherigen beruflichen und privaten Erfahrungen lassen den Schluss zu, dass sich dies bald schon ändern wird. Vor allem deshalb, weil die meisten Menschen irgendwann auf Hilfe angewiesen sind, wenn es um Strom und elektrische Einrichtungen geht.

Auf zu neuen Ufern
Seinen ersten, aber schmerzvollen Kontakt mit Strom hatte Hans Peter Schüpbach als er als Dreikäsehoch einen 220-Volt-Stromschlag bekam, der aber ohne Folgen blieb. Als Jugendlicher beschäftigte er sich liebend gerne mit Elektrizität, bastelte entsprechend, experimentierte und las Fachliteratur. Schliesslich absolvierte er die vierjährige Lehre als Elektromonteur, wie der Beruf damals hiess. Dass Strom und Elektrizität zu Hans Peter Schüpbach passen, zeigte sich bei der Lehrabschlussprüfung: Mit der Note 5,7 schaffte er die beste Abschlussprüfung im Berner Oberland.

«Nach dem Militärdienst bei den Übermittlungstruppen studierte ich in Burgdorf Elektroingenieur (HTL). Anstelle des klassischen Welschlandjahres wurden es bei mir gleich deren vier», sagt Dipl.El.-lng. Schüpbach. Bei den Kabelwerken Cossonay konnte er in der Forschung und Entwicklung von Energiekabeln Erfahrungen sammeln. Nach einem längeren Auslandsaufenthalt in Australien und Neuseeland trat er eine Stelle beim Elektrizitätswerk der Stadt Bern EWB an. Hier lernte er vor allem, Projekte zu leiten. «Erst als ich Ende dreissig das Bedürfnis nach einem Sabbatical verspürte, um mich neu zu orientieren, verabschiedete ich mich von diesem Stromlieferanten. Nach einem kurzen Intermezzo bei einer Innovationsberatungsstelle des Kantons Bern fand ich schliesslich eine interessante Stelle bei Swisscom Mobile, wie damals ein Teil des heutigen Telekom-Unternehmens hiess», so Hans Peter Schüpbach. Um abermals zu neuen Ufern aufzubrechen, verliess er Ende 2018 die Swisscom nach 17 Jahren.
Wieder mit Händen arbeiten
Mit der nun begonnenen beruflichen Selbstständigkeit erfülle er sich nicht bloss einen Lebens­traum: Er dürfe endlich wieder mit den Händen arbeiten wie früher, statt sich beispielsweise als Projektleiter mit irgendwelchen PowerPoint-Präsentationen begnügen zu müssen. «Meinen ursprünglich erlernten Beruf als Elektriker habe ich schon immer geliebt», was man ihm bei der Fülle an Fachwissen und Können gerne glauben mag. Heute verfasst Dipl. El.-lng. (HTL) Schüpbach auch einschlägige Artikel. «Die Revolution der freien Energie» lautet beispielsweise eines seiner publizierten Plädoyers. Nur schon zu erfahren, was es genau mit dem Naturphänomen Strom auf sich hat und wieso dieser beispielsweise «fliesst», muss faszinierend gewesen sein. Oder dass das griechische Wort für Bernstein «elektron» lautet. Dies, nachdem der griechische Gelehrte Thales von Milet vor über zweieinhalbtausend Jahren eine bahnbrechende Entdeckung gemacht hatte: Reibt man Bernstein, sammeln sich winzig kleine geladenen Teilchen auf dessen Oberfläche und ziehen mit ihrer Kraft andere Teilchen an. «In jüngerer Vergangenheit absolvierte ich Weiterbildungskurse und eignete mir profunde Kenntnisse über die neusten Normen im Elektrofach an, so dass mir das Starkstrominspektorat schliesslich die Allgemeine Installationsbewilligung erteilte», so der Experte. Diese erlaubt es ihm, sein Geschäft unabhängig und auf eigene Rechnung führen zu können.

Geradlinige und andere Phasen
Die Autorin hat eine mörderische Fantasie. Silvia Zwahlen, die in Schwarzenburg aufgewachsen ist und heute im Liebefeld wohnt, meint dazu: «Um einen Krimi zu schreiben, braucht man einen kriminellen Verstand, eine gute Portion Humor, etwas Sarkasmus, eine Prise Mut und viel Freude am Schreiben.» Schon immer hat sie gerne Geschichten zusammengepuzzelt und, wenn sie mit dem Auto im Stau steht, irgendwo in einer Abflughalle auf den Flieger wartet oder an der Sense in der Sonne liegt, ist es ihr liebster Zeitvertreib, sich neue Stories auszudenken. Eigentlich schreibt sie, seit sie ein Kind war, und wenn sie früher jemand genervt hat, hat sie ihn kurzerhand umgebracht – auf dem Papier natürlich. «So konnte ich negative Energien in positive umwandeln», freut sich Silvia.

Immer für eine Überraschung gut
Für ihren ersten Roman hat sie sich eine Geschichte ausgedacht, die voller unvermuteter Handlungsstränge ist und immer dann, wenn man glaubt, die Lösung zu kennen, dreht sich alles und wird wieder in Frage gestellt. «Plot Twist» ist dementsprechend der Titel des Buches, in dem die Hauptperson Snow Wasserfallen bei der Suche nach ihrer Schwester durch die ganze Schweiz geführt wird – «ein Roadmovie zum Lesen», so Silvia Zwahlen.
Köniz, Brienz, Locarno, Corsier sur Vevey und der Flughafen Zürich sind nur ein paar der Handlungsschauplätze dieses intelligenten Krimis. Silvias Heimatort Schwarzenburg ist Zentrum des Ganzen, weil die Autorin gerne und ausschliesslich über Dinge schreibt, die sie selbst kennt. Dabei lässt sie sich durchaus auch vom Augenblick leiten. «Einmal ist ein Postroboter, ein Pilotprojekt, vor meinem Büro vorbeigerollt und ich habe gedacht – was ist denn das??!», sagt sie – noch am gleichen Abend wurde der Postroboter in die Geschichte eingewebt. «Was wäre, wenn…» ist ebenfalls ein Gedanke, der zu immer neuen Einfällen führt. Silvia Zwahlen benutzt ganz normale Situationen und spinnt daraus Kriminalfälle. Der Alltag ist ihre Inspiration. Musikalische Sommerhits werden genauso in die Handlung aufgenommen wie ein erlebter Schneesturm, die Glockenspiele von Locarno oder ein Picknick am Greyerzer See.

Eine Auslandsschweizerin und ein Berner Oberländer ermitteln
Die Hauptperson von «Plot Twist», Snow Wasserfallen, ist eine junge Frau, die ihre Kindheit mit den Eltern und ihrer kleinen Schwester in Afrika verbracht hat. So ist sie zwar Schweizerin, hat aber einen etwas anderen Blickwinkel auf die Schweiz. Sie kennt sich nicht gut aus, empfindet vieles als fremd und eigenartig. Als die Schwester von Snow und 4 weitere Mädchen verschwinden, beginnt für Snow die Jagd nach dem Entführer. An ihrer Seite Bernhard. Der Berner Oberländer Schreiner ist ein «echter Kerl», ein «Frauenheld», der im Sommer im Freilichtmuseum Ballenberg arbeitet und im Winter am Skilift in Grindelwald. «Anfangs war mir Bernhard nicht besonders sympathisch», erzählt die Krimiautorin lachend. «Aber während des Schreibens ist er mir immer mehr ans Herz gewachsen und so wurde er für das Buch und die Geschichte immer wichtiger.» Snow und Bernhard werden auf der Suche nach den Mädchen zu einem Team und später zu einem Liebespaar. Auf einer atemberaubenden Reise quer durch die Schweiz finden die beiden Überraschendes heraus.

Der Roman ist so bunt wie das Leben seiner Verfasserin
Wie auch ihre Hauptfigur Snow Wasserfallen, so hatte auch Silvia Zwahlen bisher ein äusserst interessantes Leben, das die gelernte Buchhändlerin zuerst als Reiseleiterin, später mit ihrer Familie, nach Italien, Tunesien, Israel, Ägypten, Griechenland, Spanien, Dubai, Frankreich, Madagaskar und Zypern geführt hat, zum Teil Orte, die auch ihre Figuren kennen. Die Leser dürfen so durch die Romanfiguren an Silvias eigenen Erfahrungen und ihrem internationalen Leben teilhaben, denn die Schreiberin kennt den Blick auf die Schweiz von innen und von aussen. Seit sie ein Kind war, wollte sie immer reisen und schreiben – und hat sich beide Wünsche erfüllen können. Sie hat schon tausende Geschichten erfunden, Momente festgehalten, Situationen aufgenommen, Menschen beobachtet und alles notiert. Beim Schreiben passiert dann vieles ganz spontan, der Text bekommt eine Eigendynamik, die Geschichte entwickelt sich, die Figuren werden zu ,«Bekannten».
Der Kriminalroman «Plot Twist» ist im Dezember 2018 im Neptun Verlag Interlaken erschienen. «Die Zusammenarbeit mit dem Verlag war eine einzigartige Erfahrung», meint Silvia. «Ich habe dabei viel gelernt und viele Anregungen bekommen. Trotzdem war ich auch dankbar, dass der Verleger mir künstlerische Freiheit eingeräumt hat und ich mich nicht verbiegen musste.»

Spass beim Schreiben
und beim Lesen
Ihr Buch zu lesen soll vor allem Spass machen, so wie ihr der Schreibprozess Spass gemacht hat. Immer ist die Autorin mit einem Notizbuch anzutreffen, um alle Eindrücke festzuhalten. Später tippt sie alles dann auf dem Bett sitzend in ihren Laptop.
Silvia hat ein Buch geschaffen, wie sie es selber gerne lesen würde. Leicht, schnell, überraschend. Eine Lektüre für Zugfahrten auf dem Weg zur Arbeit oder vor dem Einschlafen im Bett, wobei das mit dem «Einschlafen» unter Umständen dann nicht mehr klappt oder man im Zug sitzt und plötzlich merkt, dass man vergessen hat, auszusteigen. «‹Plot Twist› ist aufregend! Wenn man einmal mit dem Lesen angefangen hat, kann man nicht mehr damit aufhören», verspricht die Autorin.

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